Ja sie haben schon seit ihrer Kindheit Geschichten mit der Kamera erzählt. Da waren sie noch Teenager und zeigten die Filme nur den Freunden. Und irgendwie sind sie die verschrobenen Jungs von Nebenan geblieben, die Kinofans, die immer noch einen draufsetzen wollten, seit sie 1983 ihren ersten Film für die große Leinwand drehten. Der hieß "Blood Simple", spielte in Texas, da wo heutzutage nur noch selten Hollywoodfilme gedreht werden und er war gewalttätig, aber auch komisch und ermöglichte ihnen endlich die langweiligen Winterabende Minnesotas hinter sich zu lassen.
Die Fangemeinde wuchs von Film zu Film, auch wenn oder gerade weil die Brüder stets betonten vom Leben weniger zu verstehen als vom Film. Doch Kino ist eine besonders selbstreferenzielle Kunst, weswegen die filmischen Zitate-Sammlungen der Coens ein immer größeres Publikum anzogen. Und jetzt der Oscar, der Ritterschlag für diejenigen, die angekommen sind im Hollywoodestablishment? Wenn sich da nicht alle zu früh freuen.
Chigurh, der gnadenlose Killer aus Cormac McCarthys Roman "No Country for Old Men” bittet freundlich zur Tötung mit einem Bolzenschussgerät und er ist so abgrundtief böse und zynisch, dass man Mitleid mit dieser Knallcharge bekommen kann, was auch dem Schauspieler Javier Bardem zu verdanken ist, der seine Auftritte als das "absolute Böse” stets mit einem doppelten Boden unterlegt.
Kleine Alltagsgespräche, bei denen es in Wahrheit immer um Mord und Totschlag geht. Lauter Endspiele. Kopf oder Zahl. Und am Ende gewinnt niemand. Der alte Sheriff, der den Killer verfolgt, hat sowieso Krebs. Der junge Arbeitslose, der sich die Millionengeldtasche geschnappt hat, nutzt seine Chancen nicht. Und all die Morde von Chigurh führen zu nichts. Der Film "No Country for Old Men” ist ein Film der Turbo-Moderne. Alle Gags sind bekannt, aber neu orchestriert. Es gibt keine Hoffnung für niemanden in diesem Meta-Kino, das das Genre-Kino zitiert, als seien dessen Konventionen so bekannt wie der literarische Kanon.
Der Film ist ein Meisterwerk der schönen filmischen Zitierkunst, und wie man da die Menschen mit absurden Wünschen in heroischen Landschaften verloren gehen sieht, das ist das filmische Kapital der Coen-Brüder. Ihre Filme sind immer beides: Genregeschichten und Reflektionen übers Medium Film.
Barton Fink soll ein Drehbuch schreiben, fühlt sich vom irren Lachen seines Zimmernachbarn John Goodman aber ziemlich gestört und auch der Empfang durch den Hollywoodboss, dem er seine Schreibkrise verheimlichen muss, ist ziemlich beängstigend. Dass der Drehbuchautor tatsächlich König ist, daran hatte ja auch der lange Streik der Content-Provider gegen die Hollywoodfabrik erhebliche Zweifel aufkommen lassen.
"Barton Fink” war 1991 der große Erfolg in Cannes. Die Coens sind keine Autorenfilmer aber anders kann man sich Autorenfilmer in Amerika gar nicht vorstellen. Ihre Filme sind auch keine Kassengaranten, aber der Kinoerfolg ist inzwischen eine Rechnung mit vielen Unbekannten. In "Millers Crossing” fliegt ein Hut und alles ist entschieden. In "Fargo” quält sich eine Schwangere durch einen Mordfall mit besonders brutalen Killern. In "The Big Lebowski” bekommt man erklärt, warum ein absoluter Loser doch in Wahrheit die Seele von allem ist. Endlich umarmt Hollywood einmal die sonst so ungeliebten Handwerker des Genrekinos noch zu Lebzeiten. Im Kino ist derweil der doppelte Doppelboden der Coen-Brüder schon kultfähig. Erste Doktorarbeiten sind auch schon geschrieben.
Die Fangemeinde wuchs von Film zu Film, auch wenn oder gerade weil die Brüder stets betonten vom Leben weniger zu verstehen als vom Film. Doch Kino ist eine besonders selbstreferenzielle Kunst, weswegen die filmischen Zitate-Sammlungen der Coens ein immer größeres Publikum anzogen. Und jetzt der Oscar, der Ritterschlag für diejenigen, die angekommen sind im Hollywoodestablishment? Wenn sich da nicht alle zu früh freuen.
Chigurh, der gnadenlose Killer aus Cormac McCarthys Roman "No Country for Old Men” bittet freundlich zur Tötung mit einem Bolzenschussgerät und er ist so abgrundtief böse und zynisch, dass man Mitleid mit dieser Knallcharge bekommen kann, was auch dem Schauspieler Javier Bardem zu verdanken ist, der seine Auftritte als das "absolute Böse” stets mit einem doppelten Boden unterlegt.
Kleine Alltagsgespräche, bei denen es in Wahrheit immer um Mord und Totschlag geht. Lauter Endspiele. Kopf oder Zahl. Und am Ende gewinnt niemand. Der alte Sheriff, der den Killer verfolgt, hat sowieso Krebs. Der junge Arbeitslose, der sich die Millionengeldtasche geschnappt hat, nutzt seine Chancen nicht. Und all die Morde von Chigurh führen zu nichts. Der Film "No Country for Old Men” ist ein Film der Turbo-Moderne. Alle Gags sind bekannt, aber neu orchestriert. Es gibt keine Hoffnung für niemanden in diesem Meta-Kino, das das Genre-Kino zitiert, als seien dessen Konventionen so bekannt wie der literarische Kanon.
Der Film ist ein Meisterwerk der schönen filmischen Zitierkunst, und wie man da die Menschen mit absurden Wünschen in heroischen Landschaften verloren gehen sieht, das ist das filmische Kapital der Coen-Brüder. Ihre Filme sind immer beides: Genregeschichten und Reflektionen übers Medium Film.
Barton Fink soll ein Drehbuch schreiben, fühlt sich vom irren Lachen seines Zimmernachbarn John Goodman aber ziemlich gestört und auch der Empfang durch den Hollywoodboss, dem er seine Schreibkrise verheimlichen muss, ist ziemlich beängstigend. Dass der Drehbuchautor tatsächlich König ist, daran hatte ja auch der lange Streik der Content-Provider gegen die Hollywoodfabrik erhebliche Zweifel aufkommen lassen.
"Barton Fink” war 1991 der große Erfolg in Cannes. Die Coens sind keine Autorenfilmer aber anders kann man sich Autorenfilmer in Amerika gar nicht vorstellen. Ihre Filme sind auch keine Kassengaranten, aber der Kinoerfolg ist inzwischen eine Rechnung mit vielen Unbekannten. In "Millers Crossing” fliegt ein Hut und alles ist entschieden. In "Fargo” quält sich eine Schwangere durch einen Mordfall mit besonders brutalen Killern. In "The Big Lebowski” bekommt man erklärt, warum ein absoluter Loser doch in Wahrheit die Seele von allem ist. Endlich umarmt Hollywood einmal die sonst so ungeliebten Handwerker des Genrekinos noch zu Lebzeiten. Im Kino ist derweil der doppelte Doppelboden der Coen-Brüder schon kultfähig. Erste Doktorarbeiten sind auch schon geschrieben.