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Handy ruft Drucker

Weg mit dem Kabelsalat - freie Sicht auf die Rückwände von Computer und Drucker! Diese Vision rückt mit der Bluetooth-Technologie zwar immer näher, hat aber auch noch Grenzen: Der Funkkontakt im 2,4 GHz ISM-Band - über ihn läuft der Datentransfer zwischen den einzelnen Geräten - reicht gerade mal 100 Meter weit. Piconetze heißen deshalb die kleinen Felder. ''Pico'' bedeutet allerdings auch, dass größere Büroeinheiten bluetooth-untauglich sind. Es sei denn, man vernetzt die kleinen Netze zu einem großen Netz. Wie das funktionieren könnte, erforscht die Fachhochschule Bochum.

    Von Mirko Smiljanic

    Ein großes Bürogebäude, 15 Etagen, in jeder Etage stehen bluetoothfähige Computer, Drucker, Notebooks usw. Die Geräte können allerdings nur miteinander kommunizieren, wenn sie auf der gleichen Etage stehen, also dem selben Piconetz angehören - mehr ist mit der heutigen Hard- und Software nicht drin. Es sei denn, die Netze werden miteinander verzahnt, etwa dadurch,...

    ...dass man an einigen definierten Positionen, zum Beispiel Hotspots, Basisstationen zu integrieren versucht, die dann bisschen das Netzmanagement übernehmen, sodass man von dort gewisse Routen zu den anderen Basisstationen festzieht, so wie es in der GSM-zellularen Netztypologie zur Zeit auch vorhanden ist, das heißt, ich habe kein Routing, dass ich durch sechs, sieben, acht Netze routen muss, sondern ich habe eigentlich eine direkte Vermittlung zwischen Punkt zu Punkt.

    Andreas Vedrahl, Informatiker im Labor für Softwaretechnik und Rechnernetze der FH Bochum. Die Basisstationen erfragen und sammeln automatisch die Adressen der Bluetoothgeräte und geben sie an den Bluetooth-Controller weiter. Der wiederum errechnet bei Bedarf die Routinginformationen innerhalb des Scatternetzes - so heißen die miteinander verbundenen Piconetze. Auf diese Weise...

    ...habe ich ohne weiteres die Möglichkeit ohne irgendwelche Konfigurationen vorzunehmen, mit irgendwelchen Kommunikationsteilnehmer beziehungsweise Geräten wie Drucker, Notebooks, also beliebigen Bluetoothgeräten zu kommunizieren, die auch außerhalb der Etage in einem ganz anderen Empfangsbereich sind.

    Der Controller beziehungsweise die Vermittlungsstelle ist das Gehirn des Systems, es kennt zu jedem Zeitpunkt den Standort eines jeden Teilnehmers. Selbst wenn die Geräte sich bewegen,...

    ...kann man durch einfache Algorithmen die Richtung erkennen durch die Auswertung der Linkqualität und könnte so zum Beispiel sagen, welche Zelle könnte eventuell ein Gerät, das sich bewegt, übernehmen und die Verbindung wieder aufbauen, also ein Handover zu realisieren.

    Mit dieser Architektur verlassen Scatternetze die klassische Bluetooth-Idee: Piconetze verwalten sich selbst, jeder Teilnehmer baut den Kontakt dynamisch auf, ebenso bricht er ihn wieder ab. Es gibt keine wirkliche Hierarchie. In Scatternetzen übernimmt zumindest bei der netzübergreifenden Kommunikation ein Controller die Steuerung. Innerhalb der Piconetze kann die Kommunikation freilich auch ohne ihn ablaufen. Was immer dann von Vorteil ist, wenn etwa das Gesamtnetz zusammen bricht: Es zerfallt dann zunächst einmal zurück in die einzelnen, isolierten Piconetze. Fährt man sie wieder zusammen, werden allerdings auch die Probleme deutlich.

    Die Probleme sind vielleicht noch beim Handover zu suchen, dass man die Informationen vernünftig die Informationen, die verloren geht, casht, und dass man exakt einen Link abbaut bei einem bewegten Gerät und wann man ihn aufbaut, wo man da ansetzt.

    Zur Zeit baut Andreas Vedral die Hardeware von zwei Abteilungen der Fachhochschule Bochum zum Scatternetz aus - ein erster Praxistest. Wenn er gelingt, lässt sich übrigens noch mancher Euro sparen.

    Da man mit Bluetooth auch Sprachinformationen übertragen kann, wäre es durchaus möglich, dass man eine Inhouse-Telefonie macht. Man hat also sein Headset, man kennt die Nummern der Mitarbeiter und kann dann durchaus über ein Bluetoothnetz die Sprachinformationen weiter routen.