Das war ein Hymnus auf ein Gedicht von George Herbert, das Gott preist: Die Komposition "L `Envoy" zählt zu den späten Werken von Edward Bairstow. Es ist ein Chorstück, durchdrungen von Harmonie, Ausgeglichenheit und Anmut. Bairstow komponierte schlichte Melodien: zurückhaltend, fließend; ohne große Sprünge, im Rhythmus ausgesprochen nah am Text.
Dass der Komponist solcher Musik ein eher bärbeißiger Typ gewesen sein soll, kann man sich kaum vorstellen. Und doch heißt es von Edward Bairstow, er sei ein Mann gewesen, der sich nur knapp - aber wenn, dann überaus deutlich geäußert habe. Dass er mit seiner undiplomatischen Direktheit so manchen distinguierten Engländer brüskiert hat, ist leicht vorstellbar. Als er zum Beispiel einmal gefragt wurde, ob er dem Beispiel seines Vorgängers in York folgen und als Musiker nach Amerika gehen wolle, entgegnete er, lieber fahre er zur Hölle!
Klare Ansagen machte Edward Bairstow schon von Kindesbeinen an. Mit der Äußerung, er habe der Welt etwas mitzuteilen, begründete er seinen Wunsch, Komponist zu werden. Und tatsächlich ist er mit seiner Musik eine der wichtigsten Figuren der englischen Kirchenmusik zu Beginn des 20. Jahrhunderts geworden. Studiert hat er bei John Farmer und Frederick Bridges. Danach war er als Organist in London angestellt. Ab 1913 übernahm Bairstow dann die Organistenstelle am Minster von York, die er bis zu seinem Tod 1946 inne hatte. 1929 wurde er zusätzlich Professor an der Universität in Durham. Einige heute bekannte Komponisten lernten bei ihm ihr Handwerkszeug: Gerald Finzi und Ernest Bullock sind darunter.
Hier jetzt eines der bekanntesten Werke von Edward Bairstow: "Blessed city, heavenly Salem". Wieder singt der Chor des St. Johns College Cambridge.
"Blessed city, heavenly Salem" - auch bei dieser Komposition von Edward Bairstow zeigt sich, wie dicht er am Text arbeitete. Hier handelt es sich um einen Hymnus aus dem 17. Jahrhundert: "Urbs beata Hierusalem". Der Duktus der Worte bestimmt den Rhythmus der Melodie, die Bairstow sehr facettenreich variiert und mit opulenten Orgeleinschüben gliedert.
Im Vergleich zum eingangs gehörten Choral zeigt sich aber auch, wie sich die Klangsprache von Bairstow im Laufe der Jahre verändert hat: Klingen seine frühen Kompositionen noch sehr schwülstig und spätromantisch-überschäumend, so scheint sich Bairstow im Alter doch immer mehr zurückgenommen zu haben. Statt opulent gesetzter Chöre finden sich später eher Werke von eigenwilliger harmonischer, wenn auch nicht avantgardistischer Raffinesse.
Im 16. und 17. Jh. hat sich in Großbritannien eine Chortradition herausgebildet, die noch bis in die heutige Zeit nachwirkt. Besonderen Anteil daran haben die Schulchöre. Der Chor des St. Johns College in Cambridge ist einer der bekanntesten College-Chöre in Großbritannien. Seit über 330 Jahren singen dessen Mitglieder (es sind allesamt Schüler dieses renommierten Elite-Colleges) sechs Mal die Woche die Abendandacht. Sonntags gestalten Sie zusätzlich die Eucharistiefeier. Und diese Routine klingt spürbar mit: The Choir of St. John´s College ist ein Ensemble, das zu unglaublicher Homogenität im Stande ist. Ein reiner, einheitlicher Klang, der gut zur oft festlich- erhabenen Musik von Edward Bairstow passt. Aus dessen "Five Poems of the spirit" jetzt noch ... .
Musik des britischen Komponisten Sir Edward Bairstow: "Purse and Scrip", das war ein weiteres seiner "Poems of the Spirit". Erschienen sind diese vertonten Gedichte 1944; 2 Jahre vor seinem Tod. - Spätromantische Chormusik mit nobler Geste und Eleganz: Dafür sorgen die Sänger des "Choir of St. Johns College, Cambridge" gemeinsam mit der Britten Sinfonia unter David Hill. Herausgekommen ist diese neue Aufnahme jetzt beim englischen Label hyperion.
Komponist /Titel: Sir Edward Bairstow "Choral Music”
Ausführende: The Choir of St. John´s College, Cambridge
Britten Sinfonia
Label / Bestell-Nr.: hyperion CDA 67497