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Hasstiraden auf Obama

"Ich werde dafür beten, dass er stirbt und in der Hölle endet", so ein Baptistenprediger in den USA über Barack Obama. Meinungsmacher wie er und der Radiomoderator Rush Limbaugh sind erfolgreich mit dem, was sie am besten können: Hass säen gegen alles vermeintlich Liberale - und dazu gehört der US-Präsident.

Von Klaus Remme |
    Die Hasstiraden der rechten Meinungsmacher gegen Barack Obama begannen schon im Wahlkampf, es ist ein Dauerfeuer von populären Demagogen im Talk-Radio. Jeden Tag. Stundenlang. Kurz nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten rief Michael Savage bereits zur Amtsenthebung auf: "Stoppt ihn, bevor er das Land ruiniert."

    Michael Savage, keine Randfigur, kein Verrückter, ein Mann mit acht Millionen regelmäßigen Hörern. Wir müssen uns mit allen Mitteln wehren, so Savage weiter. Klebt euch das auf die Stoßstangen eurer Autos. Das sorgt für Hass auf den Straßen, die Leute werden sich landesweit gegenseitig anschreien.

    Wenige Monate nach diesen Prognosen scheint seine Saat aufzugehen. Mit Halbwahrheiten bewaffnet marschieren Rechtskonservative in Bürgerversammlungen und schreien sich ihre Wut aus dem Hals. Hier will eine Frau wissen, warum ihr Abgeordneter die Nazi-Politik Obamas unterstützt:

    Hakenkreuze und Obama mit Hitlerschnäuzer, das alles ist nur zu verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, wie das rechte Talk-Radio den Boden bereitet hat. Hier Glenn Beck über den Präsidenten:

    "Ganz tief drin sitzt ein Hass auf die Weißen, auf die weiße Kultur, er ist ein Rassist. Wenn er fertig ist, ist das hier eine Diktatur, ein faschistischer Staat", redet Beck weiter. Glenn Beck, knapp sieben Millionen regelmäßige Hörer. Sean Hannity ist die Nummer zwei der rechten Talk-Meister. 13 Millionen Hörer.

    Ein Platz für Konservative im Exil, so nennt Hannity seine Show. Todd Gitlin ist Journalismus-Professor an der Columbia-Universität in New York.

    Die Rechte steht nach der Wahl mit Rücken zur Wand, für sie ist Obama eine Bedrohung, erklärt er diese Propaganda. Die Republikanische Partei ist stark geschwächt, und so haben konservative Meinungsmacher von außen eine Chance, meint Gitlin. Allen voran Rush Limbaugh. Der König der rechten Populisten hofft seit dem Amtsantritt Obamas auf dessen Scheitern:

    "Wenn er den Kapitalismus und individuelle Freiheiten abschafft, dann will ich, dass er scheitert, warum wohl nicht?"

    Kein Thema eignet sich zurzeit für rechte Meinungsmache so wie die Gesundheitsreform. Vor allem bei älteren Amerikanern mischen sich hier Ängste um die eigene Zukunft mit althergebrachter Skepsis gegenüber der Regierung in Washington. Propaganda über angebliche Euthanasieprogramme wird von Limbaugh weitergetragen, befeuert; Warum wollen sie, dass die Alten wegsterben?, fragt er – natürlich hypothetisch - die besorgte Hörerin.

    Nach der Rede Obamas vor dem Kongress macht sich Limbaugh lustig über diejenigen, die positive Worte für Obama fanden, für ihn Obamas nützliche Idioten.

    Rush Limbaugh, Quotenkönig, 14 Millionen regelmäßige Hörer, im letzten Jahr hat er einen 400-Millionen-Dollar-Vertrag für weitere acht Jahre unterzeichnet. Und die Liberalen im Land haben nichts entgegenzusetzen. Unter den 16 populärsten Radio-Talkstars ist ein einziger Linker, Ed Shultz, auf Platz 16. Todd Gitlin von der Columbia Universität:

    "Die Rechten sind wahre Meister des Mediums. Ihre Tiraden klingen fast musikalisch. Stil und Format eignen sich eher für die Rechtspopulisten."

    Auch in der extremen rechts-religiösen Ecke wird Hass gegen den Präsidenten geschürt. Einen Tag vor dem Besuch Obamas in Phoenix vor zwei Wochen predigte Pastor Steven Anderson von der "Faithful Word Baptist Church" zum Thema: "Warum ich Barack Obama hasse." CNN machte Teile der Predigt öffentlich: Als radikaler Abtreibungsgegner geißelte Anderson die Position des Präsidenten und fuhr fort:

    "Ich werde dafür beten, dass er stirbt und in der Hölle endet", so Anderson. Im Publikum Chris Broughton, ein junger Mann, der tags drauf vor dem Veranstaltungsort in Phoenix gegen Obama protestierte. Auf den Rücken geschnallt ein halbautomatisches Gewehr, ein AR-15. Alles legal in Arizona.