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Hat Leipzig fertig?

Das Lokalkomitee der internationalen Studierendenorganisation AIESEC Leipzig hat sich für die Fußball-WM etwas ganz besonderes ausgedacht: Zwölf internationale Studierende aus der ganzen Welt sollen testen, wie gut Leipziger Unternehmen und die Stadt auf das Großereignis 2006 vorbereitet sind.

Von Mark Michel |
    " I want to go to the stadium. Stadium? Nobody knows my language here."

    Leipzig-Dölitz Straßenbahnhof, Endhaltestelle der Leipziger Straßenbahn. Die Sonne scheint heiß. Immaculate Mwake aus Nairobi ist auf der Suche nach dem Fußballstadion.

    " The man gave me a map and he told me to go to the main station, and then to the information desk. And then I'll get to to know which tram I need to take to go to the stadium. "

    Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen Passanten auf Englisch nach dem Weg zu fragen, wird ihr geholfen. Ein Mann gibt ihr einen Streckenplan und erklärt ihr auf Englisch, dass sie zuerst zum Bahnhof muss und dann weiter fragen soll. Also ab in die Straßenbahn und Ticket kaufen. Doch ganz so einfach scheint das an diesem Tag nicht zu sein.

    Immaculate: " I want to buy a ticket to go to the stadium."
    Straßenbahnfahrerin: " Verstehe nicht. Ich spreche kein Englisch."
    Immaculate: " Stadium! Stadium? I want to buy a ticket. I have money!"
    Straßenbahnfahrerin genervt: " Ich versteh' kein Englisch. Mein Gott..."

    Immaculate Mwake gibt auf, steigt aus und wartet auf die nächste Straßenbahn. Denn ohne Ticket will sie lieber nicht weiter fahren.

    Die BWL-Studentin ist eine der Teilnehmerinnen von CaseOn, einem Projekt der Studentenorganisation AIESEC. Stefan Wachsmuth und Marco Schmidt haben die Idee mit entwickelt.

    " Getestet wird ob Leipzig bereit ist für die Fußball-WM 2006. Wir haben drei Fallstudien in drei Leipziger Firmen geplant. Das ist einmal Subway, das ist Mövenpick und das sind die Leipziger Verkehrsbetriebe. Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben setzen wir die Studenten an Park-and-Ride-Parkplätzen ab und sie müssen dann allein den Weg zum Stadion finden."

    So wie Immaculate, die nun beim nächsten Fahrer mehr Glück zu haben scheint. Zwar versteht auch er kein Englisch, aber begreift dass die Studentin aus Kenia ein Ticket kaufen möchte.

    Während Immaculate Mwake sich zum Stadion durchkämpft, erkunden drei andere Studierende seit mehreren Tagen das Mövenpick-Restaurant in der Innenstadt. Ihre Aufgabe ist es bei Mövenpick Schwachstellen zu finden und Ideen zu entwickeln, wie sich das Restaurant besser auf die WM vorbereiten kann. Eine von ihnen ist Raluca Saman aus Bukarest.

    " Wir haben ein paar Marketingstrategien entwickelt. Ein anderer Aspekt ist die Personalpolitik. Zum Beispiel kann man die Englisch-Fähigkeiten des Service-Personals verbessern. Es gibt einige Fachbegriffe die man im gewöhnlichen Englisch nicht benutzt und das Personal sollte sie kennen, da diese gastronomischen Fachbegriffe sehr wichtig sind, wenn zum Beispiel der Kunde wissen will was ein Gericht eigentlich beinhaltet. Wir haben auch moderne Uniformen vorgeschlagen und in Bezug auf das Ambiente haben wir uns gedacht, dass es hier mehrere Gegenstände die mit Fußball zu tun haben, hier rein gebracht werden könnten."

    Zum Abschluss des Projektes wurden gestern Abend die Ergebnisse des WM-Tests den einzelnen Unternehmen präsentiert.

    Iram Bahawal aus Kenia spricht für die Gruppe, welche die Leipziger Verkehrsbetriebe getestet haben. Höflich aber bestimmt weist sie darauf hin, dass es wichtig ist, freundliches Personal in den Straßenbahnen zu haben. Vor allem dann, wenn man mit der WM auch als Touristenstadt wirbt. Ein weiteres Manko spricht Marko Schmidt von AIESEC an.

    " Probleme gab es bei den Englisch- und Fremdsprachenkenntnissen aller drei Firmen und analog auch bei der Leipziger Bevölkerung. Deswegen sollte man da noch mal einen kleinen Englisch-Crashkurs machen."

    Ansonsten befanden die Studierenden Leipzig und die drei getesteten Unternehmen für durchaus WM-tauglich. Auch Immaculate Mwake kann mittlerweile über die Startprobleme in der Straßenbahn hinwegsehen. Auf ihrer Odyssee begegnete sie zum Glück noch ein paar hilfsbereiten Leipzigern. Jetzt sind es nur noch ein paar wenige Treppenstufen und sie ist im Leipziger WM-Stadion angekommen.