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Haubenlerche vs. Stararchitekt

Der Stararchitekt Daniel Libeskind soll mitten auf dem Campus der Lüneburger Leuphana-Universität ein neues Audimax planen. Studierende sind gegen das Prestigeobjekt und bekommen jetzt Unterstützung von Naturschützern - denn: die Haubenlerche ist in Gefahr.

Von Dirk Drazewski |
    So klingt die Haubenlerche. Ein kleiner gräulich goldbrauner Singvogel, 20 Zentimeter groß. Die sind vom Aussterben bedroht, sagt Mathias Fabian vom BUND, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. 30 Vogelpaare gibt es noch in Niedersachsen, zwei davon leben auf dem Unicampus. Deswegen könnte das neue Audimax - der modern gestaltete Libeskindbau gefährdet sein. Zur Freude des Allgemeinen Studierendenausschuss. Der Asta kritisiert seit Langem den geplanten Neubau. Mathias Ahrens:

    "Wir sprechen uns dafür aus, dass mehr Geld in Lehre und Forschung investiert wird als in Beton."

    Rund 60 Millionen Euro soll der Libeskindbau kosten. Neben öffentlichen Mitteln soll ein Teil auch über private Investoren finanziert werden. Sie sollen das Hotel und die Seminarräume mit bewirtschaften können, sagt Henning Zühlsdorff, Pressersprecher der Universität:
    "Es ist nicht ungewöhnlich, dass Öffentliche mit Privaten zusammen arbeiten, um Projekte mit zu finanzieren."

    Wer wird aber am Ende von dem großen Audimax profitieren - der private Investor oder die 7500 Studierenden?
    Genau diese Frage stellt sich auch Philine Busch vom Asta. Sie hält das geplante Audimax mit 1500 Sitzplätzen für überdimensioniert.
    "Außerdem gibt es die Pläne mit kommerzieller Nutzung, dadurch könnten Universitätsveranstaltungen beeinträchtigt werden."

    Ganz anders die Einschätzung von Pressesprecher Henning Zühlsdorff:
    "Man kann schon jetzt sagen, dass alle Planungen so sind, dass der erste Gedanke immer der Forschung und Lehre gilt. Das sind die Kernaufgaben der Universität, die müssen zuerst gedeckt werden."

    Also im Sinne der Studierenden – doch auf dem Campus wird das Projekt kritisch diskutiert:
    "Es bringt Image für die Uni - deutschlandweit, europaweit oder sogar in der Welt – aber ich stehe dem eher kritisch gegenüber."

    "Ich denke auch, dass ein solcher repräsentativer Bau nicht nötig ist, weil man die Kapazitäten hier an der Uni anders nutzen könnte."

    Noch ist nichts entschieden – aber die Haubenlerche soll den geplanten Neubau nicht verhindern können. Der BUND hat Vorschläge gemacht, wie man verhindern kann, dass die Haubenlerchen das Gesamtprojekt gefährden. Zum Beispiel Gründächer anlegen und neue Lebensräume für die Vögel schaffen.
    Dann könnte irgendwann die Haubenlerche auf der Spitze des Libeskindbaus zwitschern.