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Hauptbösewicht Mensch

Klima. – Dass der Mensch seit einigen Jahrzehnten ein gewagtes Experiment mit dem Erdklima anstellt, ist innerhalb der Wissenschaftlergemeinde unumstritten, doch neben dem menschlichen gibt es auch zahlreiche natürliche Einflüsse auf die feststellbare Klimaerwärmung, etwa die der Sonne und ihrer Zyklen. Vor der Wissenschafts-Pressekonferenz berichteten Sonnenforscher und Klimatologen jetzt über den Stand der Erkenntnisse.

    Um 0,7 Grad ist die globale Mitteltemperatur in den vergangenen 100 Jahren angestiegen. Doch Klimaforscher wie Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie gehen davon aus, dass höchstens 0,2 Grad, also knapp 30 Prozent auf natürliche Ursachen zurückzuführen sind. Ähnliche Annahmen kommen auch aus der Gemeinde der Sonnenforscher. Professor Rainer Schwenn vom Max-Planck-Institut für Aeronomie berichtete von Schätzungen zwischen 20 und 40 Prozent. Wesentlicher Faktor dabei ist die Sonnenstrahlung, die ohnehin schon für den natürlichen Treibhauseffekt verantwortlich macht. Nur dadurch herrschen überhaupt lebensfreundliche Verhältnisse auf unserer Erde.

    Doch das Maß der Sonneneinstrahlung schwankt aufgrund verschiedener Zyklen. Einer davon ist der elfjährige Sonnenfleckenzyklus, ein anderer ist die leichte Exzentrizität der Erdbahn, die die Erde mal näher an die Sonne, mal weiter von der Sonne weg führt. Insbesondere der Sonnenfleckenzyklus wurde in jüngster Zeit genauer auf seine Korrelation mit Klimaschwankungen untersucht. Offenbar hinterlassen die unterschiedlich starken Sonnenstürme, die bei besonders heftiger Sonnenaktivität in Richtung Erde brausen, ihre Spuren im Klima. Allerdings sind die genauen Mechanismen noch nicht bekannt. So steigt wohl die globale Mitteltemperatur in Zeiten heftiger Sonnenaktivität an, während sie in ruhigeren Zeiten zurückgeht. Ein Zusammenhang könnte darin liegen, dass die heftigen Sonnenstürme die Erde stärker gegen die kosmische Strahlung abschirmen.

    Die steht nämlich im Verdacht, durch große geladene Teilchen die Bildung von tiefliegenden Wolken in der Erdatmosphäre anzutreiben. Eine dichtere Wolkendecke bedeutet aber, dass mehr Sonnenstrahlung von der Erdoberfläche ferngehalten wird und die Atmosphäre sich abkühlt. Allerdings ist die Rolle der Wolken bei der Entstehung des Treibhauseffektes unklar und heiß umstritten. Für Latif handelt es sich nur um einen Nebenfaktor, da seine Klimamodelle auch ohne Wolken die Temperaturentwicklung der vergangenen 150 Jahre abbilden können. Und in denen ist der bestimmende Faktor der Mensch und die von ihm produzierten Treibhausgase, wobei deren Bedeutung in den vergangenen 50 Jahren sogar noch zugenommen hat.

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]