Die Stadt schmiegt sich in die Baie des Anges, die Engelsbucht mit den Ausläufern der Meeralpen im Rücken. Der schöne Name Engelsbucht gründet allerdings auf einem Missverständnis, erzählt der Fischer Christian Corrent bei einer Bootsfahrt.
"Die Engelsbucht hat nichts mit den Engeln im Himmel zu tun, sondern mit den Fischen im Wasser. Im Nizzaer Dialekt heißen sie 'loup angi', eine Art Katzenhai. In der nicht wortwörtlichen Übersetzung ins Französische wurde daraus 'Engelsbucht'. Aber dahinter steckt ein Fisch namens 'loup angi'."
Die kilometerlange Promenade des Anglais, die Promenade der Engländer, die die Bucht säumt, erhielt ihren Namen von den Kurgästen des 19. Jahrhunderts. Wie sie flanieren bis heute Feriengäste und Einheimische den Strandboulevard auf und ab. Alt und Jung, Jogger, Radfahrer und Skater genießen den weiten Blick auf das türkisblaue Meer, das so viele Maler inspiriert hat.
Die Wellen branden auf grobe runde Kieselsteine am Strand. Palmen, Hotels, Apartmentblöcke, Restaurants und Cafés flankieren den mondänen Boulevard auf der Landseite, das Casino und das berühmte Hotel Negresco, ein Palast der Belle Epoque mit rosa Kuppel. Der rasante Aufstieg der einst bäuerlichen Grafschaft Nizza, die dem Hause Savoyen in Turin angehörte, kam mit dem Anschluss an Frankreich vor 150 Jahren, sagt der Historiker Jean-Marc Giaume:
"Nizza war Jahrhunderte lang völlig isoliert, eingeschlossen von den Bergen und nur auf schmalen Pfaden mit Mauleseln zu erreichen. Die einzige Straße führte nach Turin. Frankreich bot Nizza 1860 eine Eisenbahnverbindung an, als Hochzeitsgeschenk sozusagen. Das gab den Ausschlag dafür, dass Nizza per Volksentscheid für die Vereinigung mit Frankreich stimmte. Vier Jahre später schon kam die Eisenbahn an. Eine Revolution! Keine industrielle aber eine touristische. Ein ununterbrochener Strom von Reisenden traf in Nizza ein, zuerst aus Frankreich und bald aus ganz Europa."
Nur wenige Jahre zuvor hatten Adelige des zaristischen Russlands Nizza auf dem Seeweg entdeckt; die russische Flotte war ein Verbündeter des Hauses Savoyen. Die Russen schätzten die milden Winter in Nizza. Sie errichteten die schönste Kirche außerhalb Russlands westlich des Boulevards Gambetta. Die vergoldeten Zwiebeltürme von Saint Nicolas glänzen von Weitem sichtbar über dem üppig mit Rundbogenfenstern, Stuck und grauem Marmor verzierten Gebäude aus roten Backsteinen. Ein Exot zwischen den barocken Kirchen, die die Stadt prägen, und den pompejanisch roten Palästen im italienischen Stil rund um den zentralen Platz Massena. An die reichen Gäste erinnern elegante Villen im Stil der Belle Epoque mit Gärten, in denen Mimosen, Zitronen-, Orangen- und Pampelmusenbäume wachsen. Im Büro von Jean-Marc Giaume, der seit zwei Jahren Stadtrat des historischen Erbes ist, hängt eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie. Sie zeigt den ersten Spielpalast von Nizza, der auf Pfeilern im Meer stand.
" Wenn das Spielkasino an der Promenade heute noch stünde, wäre es sicher das Symbol der Riviera. 1944 zerstörten die Deutschen den Spielpalast.
Ich liebe diese Fotografie, weil sie auch die Bewohner von Nizza entlang der Promenade vor ihren Fischerhütten zeigt. Beide existierten nebeneinander, das einfache Volk, das seiner harten Arbeit nachging, und die reichen Besucher, in deren Luxusvillen die einfachen Leute auch arbeiteten."
An die Fischerhütten erinnern einstöckige Reihenhäuschen in Pastelltönen an der Promenade des Anglais, dort wo die Altstadt sich an den Fuß des Burgfelsens schmiegt.
Hinter den Reihenhäuschen liegt der Cours Saleya, der große Marktplatz. Die Händler bieten Gemüse, Obst, Käse, frische Kräuter und Blumen, täglich frisch von den Höfen provenzalischer Bauern im Hinterland. Cafés und Bistrots säumen den belebten Platz und laden ein zum Verweilen.
In den schattigen Gassen der Altstadt findet man noch gemütliche alte Kramläden, Bücher- und Musikantiquariate neben Boutiquen und Galerien, die selbst gemachte Kleider und Kunsthandwerk verkaufen. Pikante Gewürzaromen reizen die Nase, der warme Duft von frischem Baguette. In den Schaufenstern der Patisserien locken cremig süße Köstlichkeiten. Und immer wieder öffnen sich Plätze vor barocken Kirchen und Kapellen.
Von der Altstadt führen Treppen den Burgfelsen hinauf, Wasserkaskaden stürzen eine Felswand herunter. Von der alten Burganlage oben ist fast nichts mehr zu sehen. Dennoch lohnt sich der Aufstieg wegen des atemberaubenden Panoramablicks über die Dächer von Nizza, die Riviera und hinunter ins Hafenviertel östlich des Burgbergs. Auch das Fort von Mont Alban ist zu sehen, das ab Mitte September permanent für Besucher öffnen wird. Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr.
"Das Fort von Mont Alban ist die erste moderne Verteidigungsanlage. Das Haus Savoyen hat sie auf dem Berg oberhalb von Nizza errichtet, um die Stadt vor Angreifern zu schützen. Das Fort diente zur Überwachung der Region, aber auch als Zuflucht. Es gibt eine Zisterne, die heute noch funktioniert. Das Fort wurde umfangreich restauriert. Wir feiern in diesem Jahr auch den 450. Geburtstag des Forts von Mont Alban."
Neuigkeiten meldet auch das archäologische Museum im eleganten Wohnviertel Cimiez, dessen Name auf die dortige römische Siedlung Cemenelum zurückgeht. Neben den erhaltenen Thermen, der Arena und dem kleinen Amphitheater wurde das Grabungsareal noch mals erweitert bis an die Mauern einer rot getünchten Genueser Villa aus dem 17. Jahrhundert, in der sich das Matisse Museum befindet. Wie viele andere Maler, Schriftsteller und Musiker hatte sich Henri Matisse in Nizza verliebt; er lebte hier von 1917 bis zu seinem Tod 1954.
Boulesspieler verbringen ihre Nachmittage in dem weitläufigen Park neben dem Matisse Museum im Schatten knorriger alter Olivenbäume. Zweihundert Meter weiter ist ein Franziskanerkloster zu besichtigen mit Museum, Kreuzgang, blühendem Klostergarten und herrlichem Blick über die Stadt und den Hafen.
Nizza erkundet man am schönsten und bequemsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß. Die einzelne Busfahrt kostet nur einen Euro, ebenso die Fahrt in der neuen, umweltschonenden Trambahn. Olivia Zürcher, die in Nizza lebt:
"Anfang des 20. Jahrhunderts hatten wir schon mal eine Straßenbahn und die wurde dann Mitte der 50er-Jahren, wir haben sie weggemacht. Und jetzt in den 90er-Jahren haben wir entschlossen, wieder eine Straßenbahn zu bauen und während dieser Werke haben wir unter dem Platz Garibaldi eine alte Brücke gefunden, einen Turm, die aus dem Mittelalter stammen und einen ganz große Krypta, und jetzt wird aus dieser Krypta ein Museum gemacht."
Das reiche historische Erbe hilft Nizza, eine unverwechselbare und charmante Authentizität zu bewahren, die das tägliche Leben prägt. In der Altstadt stehen jeden Abend Einheimische und Touristen Schlange vor einer Socca-Bäckerei.
Man mischt Kichererbsenmehl, Olivenöl, ein bisschen Wasser, Salz und Pfeffer zu einem Pfannkuchenteig. Die große Pfanne wird mit Olivenöl ausgeschwenkt, dann gibt man den Teig hinein und ab in den Backofen.
Der junge Bäcker in weißer Schürze zieht rasch eine riesige runde Pfanne wieder raus aus dem Ofen. Die goldgelb gebackene heiße Socca hackt er blitzschnell mit einem Messer in Stücke, die ein Kollege auf Teller schaufelt und an die wartenden Kunden verteilt. Manche kommen seit Jahren hierher.
"Ach, weil wir mehrere Soccas durchprobiert haben und einfach finden, dass das hier die beste ist!"
"Die Engelsbucht hat nichts mit den Engeln im Himmel zu tun, sondern mit den Fischen im Wasser. Im Nizzaer Dialekt heißen sie 'loup angi', eine Art Katzenhai. In der nicht wortwörtlichen Übersetzung ins Französische wurde daraus 'Engelsbucht'. Aber dahinter steckt ein Fisch namens 'loup angi'."
Die kilometerlange Promenade des Anglais, die Promenade der Engländer, die die Bucht säumt, erhielt ihren Namen von den Kurgästen des 19. Jahrhunderts. Wie sie flanieren bis heute Feriengäste und Einheimische den Strandboulevard auf und ab. Alt und Jung, Jogger, Radfahrer und Skater genießen den weiten Blick auf das türkisblaue Meer, das so viele Maler inspiriert hat.
Die Wellen branden auf grobe runde Kieselsteine am Strand. Palmen, Hotels, Apartmentblöcke, Restaurants und Cafés flankieren den mondänen Boulevard auf der Landseite, das Casino und das berühmte Hotel Negresco, ein Palast der Belle Epoque mit rosa Kuppel. Der rasante Aufstieg der einst bäuerlichen Grafschaft Nizza, die dem Hause Savoyen in Turin angehörte, kam mit dem Anschluss an Frankreich vor 150 Jahren, sagt der Historiker Jean-Marc Giaume:
"Nizza war Jahrhunderte lang völlig isoliert, eingeschlossen von den Bergen und nur auf schmalen Pfaden mit Mauleseln zu erreichen. Die einzige Straße führte nach Turin. Frankreich bot Nizza 1860 eine Eisenbahnverbindung an, als Hochzeitsgeschenk sozusagen. Das gab den Ausschlag dafür, dass Nizza per Volksentscheid für die Vereinigung mit Frankreich stimmte. Vier Jahre später schon kam die Eisenbahn an. Eine Revolution! Keine industrielle aber eine touristische. Ein ununterbrochener Strom von Reisenden traf in Nizza ein, zuerst aus Frankreich und bald aus ganz Europa."
Nur wenige Jahre zuvor hatten Adelige des zaristischen Russlands Nizza auf dem Seeweg entdeckt; die russische Flotte war ein Verbündeter des Hauses Savoyen. Die Russen schätzten die milden Winter in Nizza. Sie errichteten die schönste Kirche außerhalb Russlands westlich des Boulevards Gambetta. Die vergoldeten Zwiebeltürme von Saint Nicolas glänzen von Weitem sichtbar über dem üppig mit Rundbogenfenstern, Stuck und grauem Marmor verzierten Gebäude aus roten Backsteinen. Ein Exot zwischen den barocken Kirchen, die die Stadt prägen, und den pompejanisch roten Palästen im italienischen Stil rund um den zentralen Platz Massena. An die reichen Gäste erinnern elegante Villen im Stil der Belle Epoque mit Gärten, in denen Mimosen, Zitronen-, Orangen- und Pampelmusenbäume wachsen. Im Büro von Jean-Marc Giaume, der seit zwei Jahren Stadtrat des historischen Erbes ist, hängt eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie. Sie zeigt den ersten Spielpalast von Nizza, der auf Pfeilern im Meer stand.
" Wenn das Spielkasino an der Promenade heute noch stünde, wäre es sicher das Symbol der Riviera. 1944 zerstörten die Deutschen den Spielpalast.
Ich liebe diese Fotografie, weil sie auch die Bewohner von Nizza entlang der Promenade vor ihren Fischerhütten zeigt. Beide existierten nebeneinander, das einfache Volk, das seiner harten Arbeit nachging, und die reichen Besucher, in deren Luxusvillen die einfachen Leute auch arbeiteten."
An die Fischerhütten erinnern einstöckige Reihenhäuschen in Pastelltönen an der Promenade des Anglais, dort wo die Altstadt sich an den Fuß des Burgfelsens schmiegt.
Hinter den Reihenhäuschen liegt der Cours Saleya, der große Marktplatz. Die Händler bieten Gemüse, Obst, Käse, frische Kräuter und Blumen, täglich frisch von den Höfen provenzalischer Bauern im Hinterland. Cafés und Bistrots säumen den belebten Platz und laden ein zum Verweilen.
In den schattigen Gassen der Altstadt findet man noch gemütliche alte Kramläden, Bücher- und Musikantiquariate neben Boutiquen und Galerien, die selbst gemachte Kleider und Kunsthandwerk verkaufen. Pikante Gewürzaromen reizen die Nase, der warme Duft von frischem Baguette. In den Schaufenstern der Patisserien locken cremig süße Köstlichkeiten. Und immer wieder öffnen sich Plätze vor barocken Kirchen und Kapellen.
Von der Altstadt führen Treppen den Burgfelsen hinauf, Wasserkaskaden stürzen eine Felswand herunter. Von der alten Burganlage oben ist fast nichts mehr zu sehen. Dennoch lohnt sich der Aufstieg wegen des atemberaubenden Panoramablicks über die Dächer von Nizza, die Riviera und hinunter ins Hafenviertel östlich des Burgbergs. Auch das Fort von Mont Alban ist zu sehen, das ab Mitte September permanent für Besucher öffnen wird. Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr.
"Das Fort von Mont Alban ist die erste moderne Verteidigungsanlage. Das Haus Savoyen hat sie auf dem Berg oberhalb von Nizza errichtet, um die Stadt vor Angreifern zu schützen. Das Fort diente zur Überwachung der Region, aber auch als Zuflucht. Es gibt eine Zisterne, die heute noch funktioniert. Das Fort wurde umfangreich restauriert. Wir feiern in diesem Jahr auch den 450. Geburtstag des Forts von Mont Alban."
Neuigkeiten meldet auch das archäologische Museum im eleganten Wohnviertel Cimiez, dessen Name auf die dortige römische Siedlung Cemenelum zurückgeht. Neben den erhaltenen Thermen, der Arena und dem kleinen Amphitheater wurde das Grabungsareal noch mals erweitert bis an die Mauern einer rot getünchten Genueser Villa aus dem 17. Jahrhundert, in der sich das Matisse Museum befindet. Wie viele andere Maler, Schriftsteller und Musiker hatte sich Henri Matisse in Nizza verliebt; er lebte hier von 1917 bis zu seinem Tod 1954.
Boulesspieler verbringen ihre Nachmittage in dem weitläufigen Park neben dem Matisse Museum im Schatten knorriger alter Olivenbäume. Zweihundert Meter weiter ist ein Franziskanerkloster zu besichtigen mit Museum, Kreuzgang, blühendem Klostergarten und herrlichem Blick über die Stadt und den Hafen.
Nizza erkundet man am schönsten und bequemsten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß. Die einzelne Busfahrt kostet nur einen Euro, ebenso die Fahrt in der neuen, umweltschonenden Trambahn. Olivia Zürcher, die in Nizza lebt:
"Anfang des 20. Jahrhunderts hatten wir schon mal eine Straßenbahn und die wurde dann Mitte der 50er-Jahren, wir haben sie weggemacht. Und jetzt in den 90er-Jahren haben wir entschlossen, wieder eine Straßenbahn zu bauen und während dieser Werke haben wir unter dem Platz Garibaldi eine alte Brücke gefunden, einen Turm, die aus dem Mittelalter stammen und einen ganz große Krypta, und jetzt wird aus dieser Krypta ein Museum gemacht."
Das reiche historische Erbe hilft Nizza, eine unverwechselbare und charmante Authentizität zu bewahren, die das tägliche Leben prägt. In der Altstadt stehen jeden Abend Einheimische und Touristen Schlange vor einer Socca-Bäckerei.
Man mischt Kichererbsenmehl, Olivenöl, ein bisschen Wasser, Salz und Pfeffer zu einem Pfannkuchenteig. Die große Pfanne wird mit Olivenöl ausgeschwenkt, dann gibt man den Teig hinein und ab in den Backofen.
Der junge Bäcker in weißer Schürze zieht rasch eine riesige runde Pfanne wieder raus aus dem Ofen. Die goldgelb gebackene heiße Socca hackt er blitzschnell mit einem Messer in Stücke, die ein Kollege auf Teller schaufelt und an die wartenden Kunden verteilt. Manche kommen seit Jahren hierher.
"Ach, weil wir mehrere Soccas durchprobiert haben und einfach finden, dass das hier die beste ist!"