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Hausbesitzer können von Erdwärme profitieren

Neue Fenster, eine verbesserte Isolierung von Dach und Wänden - spätestens wenn der Energiepass kommt, wird es ernst für Hausbesitzer. Wem es gelingt, die Heizkosten und damit auch die CO2-Belastung der Atmosphäre zu reduzieren, der erhöht den Wert seiner Immobilie. Dabei ist auch die Wahl der Heizung ein entscheidender Punkt. Eine Umwelt- und langfristig auch portemonnaiefreundliche Möglichkeit ist eine so genannte Erdwärme-Heizung. Welche Möglichkeiten und Risiken es hier für Häuslebauer gibt, wird derzeit von Experten auf dem Fachkongress GeoTHERM in Offenburg diskutiert.

Von Jan Lublinski | 02.03.2007
    Die Geothermie, die Nutzung von Wärme aus dem Erdboden, boomt in Deutschland. Immer mehr Hausbesitzer setzen auf diese Technologie, um unabhängig zu werden von Öl und Gas:

    " Im Jahr 2005, vor gar nicht allzu langer Zeit, wurden in Deutschland ungefähr 18.000 erdgekoppelte Wärmepumpanlagen verkauft. Im Jahr 2006 waren wir bei 35.000. Also eine Verdopplung um 100%. "

    Oliver Kohlsch vom Bundesverband Geothermie. Eine Wärmepumpe funktioniert ähnlich wie ein Kühlschrank: Eine Flüssigkeit wandert über ein Rohrleitungssystem und transportiert dabei Wärme aus dem Erdreich ins Haus. 25 bis 100 Meter tief reichen die Rohre in den Boden und wandern von dort nach oben in eine Fußbodenheizung. Dass sich dabei das Erdreich immer weiter abkühlt, ist kein Problem: Im Sommer, wenn die Heizung ausgeschaltet ist, strömt neue Wärme aus tieferen Erdschichten nach. Wer solch ein Rohrsystem in seinem Garten vergraben will, muss, je nach geologischen Bedingungen, 20- bis 25.000 EUR auf den Tisch legen. Eine stolze Summe, aber:

    " Im Gegensatz zu seiner Gasanlage sind das ungefähr Mehrkosten von 10.000 EUR, wenn man die Gasanlage reell mit Gasanschluss und Schornstein rechnet. Man hat aber jährliche Einsparungen von 700-800 EUR in den Betriebskosten. "

    Diese etwas optimistische Rechnung des Branchenvertreters kann nur aufgehen, wenn die Erdwärme-Heizung wirklich optimal ausgelegt und installiert wird. Das aber ist nicht immer der Fall. Wegen der großen Nachfrage drängen auch relativ unerfahrene Baufirmen in diesen Markt. So kann es passieren, dass der Bereich zwischen den Rohren und dem Erdreich nicht fachgerecht mit wärmeleitendem Material abgedichtet wird. Fehlt diese so genannte Hinterfüllung, kann die Wärme nicht richtig vom Erdreich in das Rohrsystem transportiert werden. Ingrid Stuber vom baden-württembergischen Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg beobachtet, dass

    " die Hinterfüllung weggelassen wird oder dass man von oben Hinterfüllmaterial so ein bissl reinkippt. Das geht dann nie bis runter. Die Hinterfüllung muss von unten nach oben vorgenommen werden, also verpresst werden. Das Hinterfüllmaterial muss frei aufsteigen. Das ist der eine Punkt. Der andere ist, dass man in den Frostbereich rein fährt. "

    In den Frostbereich heißt: die Temperatur in den Rohren wird so niedrig, dass sich dort Eis bildet. Es entstehen Risse und Hohlräume im Boden, was wiederum die Wärmerübertragung vom Erdreich ins Rohrsystem verschlechtert und außerdem zu einer Verschmutzung des Grundwassers führen kann. Um diese Probleme zu vermeiden, empfiehlt Ingrid Stuber, ausschließlich Wasser als Kühlmittel zu nutzen.

    Wenn eine Wärmepumpe nicht richtig arbeitet, merkt der Hausbesitzer davon zunächst einmal nichts. Die Anlage zieht viel Strom aus dem Netz, das Haus wird quasi aus der Steckdose geheizt:
    " Wenn er das nicht tatsächlich kontrolliert an den Kenndaten seiner Wärmepumpe, wird er es nicht feststellen. Nur bei der Jahresabrechnung des Stroms merkt er dann, dass der Betrag wesentlich höher ist, als er es sich bei der Installation der Anlage so vorgestellt hat. "

    Bruno Lorenz vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium. Man sollte beim Bau einer Erdwärmeheizung also unbedingt ein Unternehmen beauftragen, das ein Zertifikat von der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches, kurz DVGW, erworben hat. Dieses Zertifikat stellt sicher, dass das Personal geschult ist und Materialien und Bohrgeräte verwendet, die dem Stand der Technik entsprechen.

    Darüber hinaus empfiehlt es sich, ein gutes Ingenieurbüro zu suchen, das auf Haustechnikplanung spezialisiert ist. Denn die Geothermie ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, die Heizkosten zu senken.

    Mehr Infos zu Erdwärme-Heizungen, geeignete Ingenieurbüros und zertifizierte Firmen: www.geothermie.de