Archiv


Hautkrebs aus dem Sonnenstudio

Im Forschungslabor des Dermatologischen Zentrums im niedersächsischen Buxtehude steht eine Sonnenbank, die auf den ersten Blick ganz anders aussieht, als die üblichen Sonnenbänke, wie sie in den Sonnenstudios und Schwimmbädern zu finden sind: Sie steht hinter lichtundurchlässigen Vorhängen. Diese Sonnenbank sieht alles andere als einladend aus. Dabei unterscheide sich die Laborsonnenbank im Prinzip überhaupt nicht von denen, auf die sich zigtausend Lichthungrige und Bräunungswillige tagtäglich legen, erklärt Dr. Rüdiger Greinert. Es seien genau die gleichen Röhren eingesetzt wie sie in Sonnenstudios üblich seien. Dr. Greinert stellt eine Laborschale in das Gerät. In der Schale: Lebende Hautzellen in einer Nährlösung. Dann zieht er die schwarzen Vorhänge zu bevor er einschaltet:

Klaus Dierken |
    Die Vorhänge sind zu unserem Schutz damit unsere Mitarbeiter nicht bestrahlt werden.Hier wird die Probe bestrahlt. Mit Labormethoden können wir feststellen, welche Schäden gesetzt werden.

    Ein spezielles Verfahren mit dem lebende Zellen markiert werden ermöglicht zu zählen, wie viele Hautzellen absterben. Außerdem kann an einzelnen Zellen untersucht werden, wie sich die Erbsubstanz, die DNA, verändert. Durch solche Veränderungen kann Krebs entstehen. Das Ziel der Forschung: Eine bessere Früherkennung in der Zukunft:

    ...damit wir Schäden die schon bei Patienten entstanden sind in fünf oder zehn Jahren früher erkennen können um die dann zu warnen, bevor sie einen Hautkrebs bekommen.

    Grundlagenforschung also. Doch klar ist schon jetzt: Zu intensive Bestrahlung, zu häufige Besuche im Solarium, das bedeutet: Frühere Hautalterung und: Erhöhtes Hautkrebsrisiko. Auslöser sind die UV-Strahlen. Das kurzwellige UV - B Licht gilt schon lange als gefährlich, immer deutlicher wird - und das bestätigen auch die Forschungen in Buxtehude: auch die längerwelligen UV-A-Strahlen, die lange als ungefährlich galten, können bei zu intensiver Bestrahlung irreparable Schäden hervorrufen. Die Strahlenschutzkommission des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, der Dr. Greinert angehört, fordert daher, die Strahlungsintensität in den Solarien zu begrenzen - und zwar auf eine Obergrenze nach dem Vorbild der Natur:

    Das ist die Stahlungsstärke um 12 Uhr Mittags am Äquator bei wolkenlosem Himmel. Wir haben die Philosophie, das diese Bestrahlungsstärke nicht überschritten werden sollte.

    Die Realität heute ist aber: Solarien arbeiten sehr oft mit einer vier - ja bis zu fünffach höheren Strahlenintensität. Stichproben der Zeitschrift "Ökotest" haben das bestätigt: 34 von 39 getesteten Solarien lagen um ein vielfaches über den von der Strahlenschutzkommission geforderten Werten. Der Dermatologe Prof. Eckard Breitbart warnt seit langem vor den Gefahren zu intensiver Sonnenbestrahlung. Inzwischen sei auch der Zusammenhang zwischen Hautkrebs und Solarien nicht mehr zu übersehen:

    Ein Solarium schadet mir deutlich. Auch die UV-Strahlung der Solarien führt dazu, dass die Hautkrebsrate steigt. Die landen dann auf den Operationstischen der Hautärzte.

    Die Zahl der Hautkrebserkrankungen hat sich in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland verdoppelt. Jährlich kommen rund 100 tausend Fälle hinzu.

    Das nimmt noch deutlich zu - bis zum Jahr 2050 - davon können wir ausgehen - haben wir eine steigende Tendenz.

    Zum Sonne tanken für das Wohlbefinden genügt aus medizinischer Sicht auch in unseren Breiten ein kurzer täglicher Spaziergang. Sogar bei bedecktem Himmel gelang für die Vitamin D Produktion in nur zehn Minuten genug Licht auf Hände und Gesicht. Wer dennoch zusätzlich in ein Solarium gehen will, sollte einige Hinweise beachten um kein unnötiges Risiko einzugehen, empfiehlt Professor Breitbart:

    Er sollte nur ein mit Personal geführtes Solarium aufsuchen, kein Münzsolarium. Er sollte gefragt werden nach Medikamenten, zum Beispiel Antibiotika machen die Haut lichtempfindlich. Das Gerät sollte deutlich als Typ II oder III gekennzeichnet sein.

    Keinesfalls sollten Menschen mit dem Hauttyp Eins ins Solarium gehen, solche also mit sehr heller Haut, die nie braun werden. Auch sollte die Bestrahlung nicht zu oft erfolgen - alle 14 Tage - höchstens. Eine Faustregel: Nicht mehr als 50 Sonnenbäder pro Jahr- unter der natürlichen Sonne und im Solarium zusammengenommen.