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Headbangen zu Streichern und Bläsern

Klassische Streicher und Bläser, zu denen man auch prima headbangen kann: Das Debüt der britischen Newcomer-Band "Breton" schöpft aus dem Vollen: Roh, aggressiv, verstörend. Gemeinsam Musik machen die Jungs erst seit zwei Jahren, als Multimedia-Künstler haben sie jedoch schon eine Menge vorzuweisen.

Von Bettina Ritter |
    Überladen, überinstrumentiert und ein wenig übersteuert, so hört sich Breton erst einmal an. Beunruhigend und gewöhnungsbedürftig. Roman Rappak, 30, mit dunkelbrauner Hipster-Seitenscheitelfrisur und Bart, grinst.

    "Ich finde es faszinierend, diese unterschiedlichen Sounds zusammenzubringen. Nimm nur die Geige – die steht für 600 Jahre Musikgeschichte. Violine, Trompete und Piano sind mächtige Instrumente mit ihrer eigenen Bedeutung. Ich fand es aufregend, Musik, die es erst seit zehn, 15 Jahren gibt, mit diesen klassischen Passagen zu kombinieren."
    Breton, das ist nicht nur eine Band, sondern ein Künstler-Kollektiv. Zusammen arbeiten die fünf jungen Männer in einem alten, leer stehenden Bankgebäude im Süden Londons. Zwar ohne Heizung, aber mit Strom. "Breton Labs" – Labor - nennen sie ihr Quartier. Fotografie, Design, das Artwork für ihre Album-Cover und Live-Shows und vor allem Kurz-Filme und Videos werden hier gemacht. All das fließt auch in ihre Musik ein.


    "Ich habe als Filmemacher angefangen und bin dann zum Sound-Design gekommen. Darum ist es für mich natürlich, dass ich als erstes ein Bild im Kopf habe, um das ich dann den Sound stricke. Dazu gehören auch natürliche Geräusche aus dem realen Leben. Die Autos draußen, der Verkehr, Gebäude, Leute, die sich unterhalten. Das ist so komplex und aufregend, dass man damit ganze Geschichten erzählen kann."

    Sich wiederholen, immer wieder denselben Song schreiben, das wollen Breton um jeden Preis vermeiden. Der Entstehungsprozess müsse deshalb immer anders sein, der Zugang zur eigenen Kreativität auch, sagt Roman Rappak. Eine Erkenntnis, die er bei dem französischen Surrealisten Andre Breton gefunden hat, den er so verehrt, dass er seine Band nach ihm benannte.

    "Die beste Art, etwas neues zu machen, ist, die Verbindung zur ersten, zur eigentlichen Idee zu kappen. Also nicht immer auf der Gitarre anfangen, dann schreibt man vielleicht zehnmal den gleichen Song. Besser, man schneidet viele Noten auseinander, wirft sie in einen Hut, zieht eine und fängt damit an. Dann ist man immer wieder auf einer Reise zu einer neuen Antwort."

    Aggressiv, künstlich und kalt, typisch London – so beschreibt Roman Rappak den Sound des ersten Breton-Albums. Deshalb sei die Band nach Island gefahren, in die Studios der Band Sigur Ros, um einige Passagen noch mal aufzunehmen.

    "Der Sound von Sigur Ros ist sehr schön, sehr warm und menschlich. Wir durften alle ihre Instrumente benutzten. Vielleicht hat das unsere Musik auch ein bisschen wärmer gemacht, ein bisschen fröhlicher. Neulich meinet ein Journalist, unsere Musik sei sehr traurig. Aber ich glaube, das ist eine fröhliche Platte. Es gibt fröhliche Momente. Nach ein paarmal Hören …."


    Das Debüt-Album von Breton "Other people’s problems" ist am 30. März erschienen.

    Breton live:
    18. April 2012: Berlin, "Bi Nuu"
    20. April 2012: Hamburg, "Prinzenbar"