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Heer der Arbeitslosen bleibt Problem

Er ist und bleibt das Sorgenkind der US-Konjunktur: der Arbeitsmarkt. Während Exporte langsam anziehen und sich einige Unternehmen in der Krise gesundgeschrumpft haben und Kapitalpolster aufbauen konnten, entstehen in den USA immer noch kaum neue Arbeitsplätze.

Von Miriam Braun | 04.10.2012
    Kurzes Aufatmen an der Wall Street. Laut dem privaten Dienstleister ADP wurden in den USA im vergangenen Monat rund 160.000 Menschen in der Privatwirtschaft eingestellt – 20.000 mehr als Analysten erwartet hatten. Vorsicht, sagt Eric Green, Makroanalyst bei TD Securities in New York:

    "Wenn sie die Daten für Freitag falsch vorhersagen wollen, dann stützen sie sich auf den ADP-Bericht. Der war oft ein schlechter Indikator. Aber das es etwas besser aussieht als im Vormonat, das denken wir schon auch für Freitag. Rund 140.000 Jobs im privaten Sektor."

    Das wären gute Nachrichten – aber bei Weitem nicht genug, für eine echte Erholung. So auch Notenbankchef Ben Bernanke vor wenigen Tagen:

    "Solange die Wirtschaft nur mit 1,5 oder zwei Prozent wächst, senken wir die Arbeitslosenquote nicht. Das ist grade mal genug, um die aufzufangen, die monatlich neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Aber das bestehende Heer an Arbeitslosen wird dadurch nicht geringer."

    Zwei Monate vor den Präsidentschaftswahlen ist jeder neue Job Munition im Wahlkampf. Gerade die Großkonzerne wie General Electric oder auch der Autobauer Chrysler verkünden dieser Tage besonders medienwirksam, wenn sie ein paar Tausend Industriejobs zurück in die USA bringen konnten. 80 Prozent der Arbeitsplätze für einen Aufschwung müssten jedoch von den kleinen und mittelständischen Unternehmen geschaffen werden. Und die kommen nicht nur immer noch schwer an Kredite, sie wissen auch nicht, was die nächsten Monate bringen. Eric Green:

    "Die größte Fehlwahrnehmung dieser Tage ist, dass sich wegen der Unsicherheit vor den Wahlen nichts bewegt. Aber es ist nicht die Wahl, die die Unternehmer verunsichert. Es ist das fiskalische Kliff, auf das wir zusteuern. Das hat mit der Wahl nur am Rande zu tun: Republikaner und Demokraten müssen sich einigen, egal, wer Präsident ist, sonst stürzen wir Anfang nächsten Jahres in eine Rezession."

    Denn Ende des Jahres laufen die von Präsident Bush beschlossenen Steuersenkungen aus bei gleichzeitig geplanten Ausgabenkürzungen von 1,2 Billionen US-Dollar – genannt: das fiskalische Kliff. Unternehmer wüssten nicht, wie das Spielfeld danach für sie aussehe und vergrößern deswegen ihre Mannschaften nicht.

    Auch Obamas Ziel, die Exporte bis 2014 zu verdoppeln, soll dem Arbeitsmarkt zuspielen. Ja, sagt Eric Green, aber nur in der langen Frist:

    "Momentan ist das weltweite Wachstum zu schwach und aufgrund der Lage in Europa der Dollar zu stark."

    Jüngste Daten aus der Industrie zeigen, dass die Bestellungen nachlassen.