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Heikle Landung

Raumfahrt. - In der Nacht zum Montag wird es auf dem Mars wieder spannend: Dann soll die US-Raumsonde Phoenix nach knapp zehn Monaten Reisezeit landen. Sie wird nach den beiden Mars-Rovern die dritte Bodensonde auf dem Roten Planeten sein. Außerdem umkreisen drei Raumsonden unseren Nachbarn.

Von Dirk Lorenzen |
    "It will be arriving on May 25th, at 4:36 PM west coast time. It is going to land at that time. The question is: Will it land softly, will it land hard?"

    Phoenix werde Montag früh exakt um 1:36 Uhr deutscher Zeit ankommen. Die Frage sei nur, ob die Sonde weich oder hart lande. Charles Elachi, Chef des Nasa Jet Propulsion Laboratory, das die Marsmission durchführt, ist der Humor noch nicht vergangen. Aber beim Marsteam steigt auch die Nervosität. Denn in der Nacht zum Montag können die Flugingenieure nur zusehen und bangen. Direkt eingreifen können sie nicht mehr, wenn etwas schief geht: Wegen der großen Entfernung brauchen die Funksignale von der Erde zum Mars mehr als 15 Minuten. Phoenix muss also vollautomatisch seine Landemanöver durchführen. Elachi:

    "Wir treten mit mehr als 15.000 Kilometern pro Stunde in die Atmosphäre des Mars ein. Innerhalb von sechs Minuten muss die Raumsonde stoppen. Zunächst schützt ein Hitzeschild sie vor der enormen Reibungshitze. Später öffnet sich ein Fallschirm, an dem die Sonde weiter Richtung Boden sinkt. Wenn sie nur noch einen Kilometer von der Oberfläche entfernt ist, dann verringern Bremsraketen das Tempo. Auf einem Feuerstrahl erreicht Phoenix schließlich die Marsoberfäche. Die beiden Marsrover, die noch immer im Einsatz sind, waren mit Hilfe von Luftkissen gelandet. Das ging bei der viel schwereren Phoenix-Sonde nicht. Die Luftkissen hätten extrem groß sein müssen."

    Von zwölf versuchten Landungen auf dem Mars in der Geschichte der Raumfahrt sind nur fünf geglückt. Phoenix soll in der nördlichen arktischen Ebene aufsetzen. Der exakte Landeplatz ist aber wegen der nicht vorhersehbaren Bedingungen in der Marsatmosphäre reine Glückssache. Die Forscher können nur auf einige zehn Kilometer genau abschätzen, wo Phoenix niedergehen wird. Im schlimmsten Fall trifft die Sonde mit einem ihrer drei Beine einen größeren Felsbrocken und kippt um – oder Felsen stehen im Weg und verhindern das Ausklappen der Solarzellenflächen. Geht in der Nacht zum Montag alles gut, erwarten Charles Elachi und seine Kollegen von der zwei Meter großen Raumsonde wichtige Informationen über die Bedingungen auf unserem Nachbarplaneten. Elachi:

    "Phoenix landet nahe dem Nordpol am Rande der Eiskappe des Mars. Die Sonde steht fest und untersucht ihren Landeplatz. Ein zweieinhalb Meter langer Greifarm wird Bodenproben nehmen, die an Bord analysiert werden. Kameras machen Fotos der Umgebung und meteorologische Instrumente messen Wetterdaten und die chemische Zusammensetzung der Marsatmosphäre. Die Landemission ist sehr risikoreich. Aber der mögliche wissenschaftliche Nutzen rechtfertigt das Risiko."

    Phoenix landet auf Permafrostboden. Dort gibt es ganz dicht unter der Oberfläche große Mengen Wassereis, wie Messungen aus der Umlaufbahn gezeigt haben. Das Wasser muss einst über die Oberfläche geflossen sein, bevor es versickert und gefroren ist. Die Untersuchungen von Phoenix sollen helfen, zu klären, ob auf dem Mars einst halbwegs lebensfreundliche Bedingungen geherrscht haben. Gelingt die Landung der 450 Millionen US-Dollar teuren Sonde, wird sie mindestens 90 Tage auf dem Mars arbeiten. Mit ganz viel Glück übersteht Phoenix aber auch einen harten polaren Marswinter und bleibt dann bis zu zwei Jahre lang im Einsatz.