Es ist eine ergreifende Gedenkzeremonie. Der Geiger steht vor dem Denkmal für die Opfer des Roma-Holocausts, das gerade enthüllt wird. Es stellt eine stilisierte Mauer aus roten Backsteinen dar, darin ein vergittertes Fenster, darüber ein Zaun aus Stacheldraht. Eine schlichte Inschrift erinnert an die Opfer der Roma-Verfolgung in der Slowakei, die während des Zweiten Weltkrieges vielen tausend Menschen das Leben kostete. Es ist das erste Denkmal in der Slowakei, das an dieses dunkle Kapitel erinnert. Der prominenteste Festredner ist der Premierminister Robert Fico persönlich.
"Seien wir ehrlich und geben wir zu, dass die Beschäftigung mit dem Holocaust an den Roma hier bei uns erst vor zehn, fünfzehn Jahren angefangen hat. Ich will mein Mitgefühl ausdrücken mit den Opfern in der Slowakei und in ganz Europa."
Die Rede des Regierungschefs ist eine diplomatisch heikle Angelegenheit. Wegen seiner Koalition mit der rechtsorientierten slowakischen Nationalpartei steht der Sozialdemokrat im Ausland unter scharfer Kritik. Seine Parteikollegen in der EU erwägen sogar seinen Rauswurf aus der gemeinsamen europäischen Partei. Ein Auftritt bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocausts ist für Robert Fico deshalb eine willkommene Gelegenheit, um Bedenken zu zerstreuen. Allein schon der Ort für das neue Holocaust-Mahnmal ist symbolisch gewählt. Er heißt Dunajska Streda und ist von der Außenwelt weitgehend abgeschottet. Nach Bratislava kommt man von hier aus am besten mit einem der altersschwachen Überlandbusse, die mehrmals täglich über die schmalen Landstraßen in die Hauptstadt fahren.
Hier in Dunajska Streda, der kleinen Kreisstadt südöstlich von Bratislava, hat die ungarische Minderheit ihre Hochburg. Straßenschilder und Geschäfte sind durchgehend zweisprachig beschriftet. Fast jeder hier spricht Ungarisch. Insgesamt gehören zehn Prozent aller Slowaken der ungarischen Minderheit an, weitere zehn Prozent sind Roma. In Dunajska Streda sind beide Gruppen stark vertreten. Alle hier bekommen sehr genau mit, wie der Vorsitzende der rechten Nationalpartei vor allem gegen die Roma und gegen die ungarische Minderheit wettert und dass genau diese Partei jetzt an der Regierung beteiligt ist. Politisch ist für den Regierungschef Robert Fico die Einweihung eines Roma-Denkmals in einer Hochburg der ungarischen Minderheit also eine hervorragende Bühne, um seine guten Absichten zu demonstrieren.
"Die Regierung wird sehr intensiv daran arbeiten, den Holocaust an den Roma und allen anderen Menschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir haben das größte Interesse daran, dass die Kinder schon in der Grundschule die Wahrheit darüber lernen. Dass heute viele hohe Vertreter von Regierung und Parlament anwesend sind, drückt aus, wie wichtig uns dieses Thema ist."
An wen der slowakische Premierminister seine Worte richtet, ist klar: Im Publikum sitzen die Vorstände von einflussreichen Organisationen aus Deutschland und Polen und einige europäische Politiker. Viele bleiben auch nach Robert Ficos Rede skeptisch. Viktoria Mohacsi etwa, die als ungarische Abgeordnete im europäischen Parlament sitzt, ist eine strikte Gegnerin der rechten Nationalpartei.
"In der EU ist es nicht akzeptabel, dass sich Politiker so äußern wie einige Vertreter dieser Partei. Die Zeremonie heute hat mich allerdings positiv überrascht, weil bei weitem nicht alle europäischen Länder den Roma-Holocaust zum Thema machen. An meiner Einstellung zur slowakischen Koalition hat das aber nichts geändert, natürlich nicht."
Die Vertreter der slowakischen Roma-Verbände indes rechnen es dem neuen Regierungschef hoch an, dass er an der Einweihung ihres Denkmals teilgenommen hat. Schlechte Erfahrungen mit Robert Fico habe man bislang schließlich noch nicht gemacht, sagt Ladislav Richter, der Vorsitzende des slowakischen Roma-Zentralrats. Ganz im Gegenteil:
"Wir registrieren sehr positiv, dass zum ersten Mal in der Geschichte ein slowakischer Regierungschef an einer Veranstaltung der Roma teilnimmt. In der gesamten achtjährigen Amtszeit der vorherigen Regierung ist das kein einziges Mal passiert, das war völlig undenkbar."
"Seien wir ehrlich und geben wir zu, dass die Beschäftigung mit dem Holocaust an den Roma hier bei uns erst vor zehn, fünfzehn Jahren angefangen hat. Ich will mein Mitgefühl ausdrücken mit den Opfern in der Slowakei und in ganz Europa."
Die Rede des Regierungschefs ist eine diplomatisch heikle Angelegenheit. Wegen seiner Koalition mit der rechtsorientierten slowakischen Nationalpartei steht der Sozialdemokrat im Ausland unter scharfer Kritik. Seine Parteikollegen in der EU erwägen sogar seinen Rauswurf aus der gemeinsamen europäischen Partei. Ein Auftritt bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocausts ist für Robert Fico deshalb eine willkommene Gelegenheit, um Bedenken zu zerstreuen. Allein schon der Ort für das neue Holocaust-Mahnmal ist symbolisch gewählt. Er heißt Dunajska Streda und ist von der Außenwelt weitgehend abgeschottet. Nach Bratislava kommt man von hier aus am besten mit einem der altersschwachen Überlandbusse, die mehrmals täglich über die schmalen Landstraßen in die Hauptstadt fahren.
Hier in Dunajska Streda, der kleinen Kreisstadt südöstlich von Bratislava, hat die ungarische Minderheit ihre Hochburg. Straßenschilder und Geschäfte sind durchgehend zweisprachig beschriftet. Fast jeder hier spricht Ungarisch. Insgesamt gehören zehn Prozent aller Slowaken der ungarischen Minderheit an, weitere zehn Prozent sind Roma. In Dunajska Streda sind beide Gruppen stark vertreten. Alle hier bekommen sehr genau mit, wie der Vorsitzende der rechten Nationalpartei vor allem gegen die Roma und gegen die ungarische Minderheit wettert und dass genau diese Partei jetzt an der Regierung beteiligt ist. Politisch ist für den Regierungschef Robert Fico die Einweihung eines Roma-Denkmals in einer Hochburg der ungarischen Minderheit also eine hervorragende Bühne, um seine guten Absichten zu demonstrieren.
"Die Regierung wird sehr intensiv daran arbeiten, den Holocaust an den Roma und allen anderen Menschen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir haben das größte Interesse daran, dass die Kinder schon in der Grundschule die Wahrheit darüber lernen. Dass heute viele hohe Vertreter von Regierung und Parlament anwesend sind, drückt aus, wie wichtig uns dieses Thema ist."
An wen der slowakische Premierminister seine Worte richtet, ist klar: Im Publikum sitzen die Vorstände von einflussreichen Organisationen aus Deutschland und Polen und einige europäische Politiker. Viele bleiben auch nach Robert Ficos Rede skeptisch. Viktoria Mohacsi etwa, die als ungarische Abgeordnete im europäischen Parlament sitzt, ist eine strikte Gegnerin der rechten Nationalpartei.
"In der EU ist es nicht akzeptabel, dass sich Politiker so äußern wie einige Vertreter dieser Partei. Die Zeremonie heute hat mich allerdings positiv überrascht, weil bei weitem nicht alle europäischen Länder den Roma-Holocaust zum Thema machen. An meiner Einstellung zur slowakischen Koalition hat das aber nichts geändert, natürlich nicht."
Die Vertreter der slowakischen Roma-Verbände indes rechnen es dem neuen Regierungschef hoch an, dass er an der Einweihung ihres Denkmals teilgenommen hat. Schlechte Erfahrungen mit Robert Fico habe man bislang schließlich noch nicht gemacht, sagt Ladislav Richter, der Vorsitzende des slowakischen Roma-Zentralrats. Ganz im Gegenteil:
"Wir registrieren sehr positiv, dass zum ersten Mal in der Geschichte ein slowakischer Regierungschef an einer Veranstaltung der Roma teilnimmt. In der gesamten achtjährigen Amtszeit der vorherigen Regierung ist das kein einziges Mal passiert, das war völlig undenkbar."