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Heile Welt im PC

Das so genannte "schwache" Geschlecht hatte lange Zeit nichts Unterhaltsames am Computer zu entdecken - verloren in einer Spielewelt aus Ego-Shootern und imperialen Wirtschaftssimulationen. Ein Spiel aber änderte dies auf einen Schlag und sorgte gleich für legendären Verkaufserfolg: die "Sims" eroberten mit ihren dichten Beziehungsnetzen gerade die weiblichen Herzen im Fluge. Jetzt soll die virtuelle PC-Soap mit einem Nachschlag für eine Fortsetzung und für klingende Kassen sorgen.

Von Claudia Sanders |
    Oh, schöne neue Welt, alles ist fein geordnet und so berechenbar. Während "Die Sims 2" sich startbereit macht, wird gleich angezeigt, was sich denn so lädt: Ein Chaos-Generator und - nicht zu vergessen – ein soziales Netzwerk wird erstellt. Munter plätschert die Musik dahin, während der Spieler sich seinen zukünftigen Wohnort aussucht. Wie wäre es mit "Veronaville" oder "Merkwürdigenhausen"? Oder vielleicht doch lieber "Schönsichtingen". Da lebt immerhin schon Familie Fröhlich mit John, Jennifer und Lucy, eine - wie kann es anderes sein - glückliche Familie – wenigstens noch. Aber es geht auch anders: na bitte, den Nachbarsjungen einmal schief angeschaut und schon treten erste negative Schwingungen auf. Gut, dass der Spieler alles im Griff hat und jederzeit ablesen kann, was denn sein Sim nun wünscht: Ein Flirt, ein größeres Haus - alles ist möglich.

    Unverständliches Gebrabbel zeigt an, dass sich hier gut verstanden wird – aber das kennt man ja schon von dem ersten Sims-Spiel. Mehr als 30. Millionen Mal soll sich das verkauft haben und damit das weltweit meist verkaufte PC-Spiel schlechthin sein. Der Erfinder- oder wie er auch gerne genannt wird, der Schöpfer der Sims, ist Will Wright und wird von seinen Fans als "lebende Legende" bezeichnet. Na, alles halb so schlimm, der Spieler wird es schon wieder richten. Man spendiere seinem Sims ein schönes Haus am Flussufer für schlappe 239.000 Sim-Dollar und dann ist die kleine Sims-Welt schon wieder in Ordnung. Im Gegensatz zur ersten Version haben die Sims auch nur eine begrenzte Lebensdauer – und das erinnert stark an die einst so geliebten Tamagotchis - kleine elektronische Schlüsselanhänger, die wie ein Haustier gehegt und gepflegt werden wollten. Wer das vergaß, dessen Tamagotchi war kaputt – oder tot, wie Tamagotchi-Besitzer damals meinten. Und so geht es den Sims heute auch. Im Spiel inklusive: ein Friedhof samt Geistern. Und wehe, man beachtet die Wünsche seiner Sims nicht. Eine der virtuellen Schwestern hat beispielsweise Angst vor einem Einbruch - ja, auch welche Ängste jeder Sims hat, lässt sich ganz komfortabel ablesen. Und nun ist es geschehen- Der Einbrecher verschwindet mit der Beute, zurück bliebt die leicht verwirte Frau. Oh Spieler, was hast du nur angerichtet? Einen Wunsch nicht beachtet und der Sims ist an der Grenze zum Wahnsinn. Aber, keine Sorge, in der Sims-Welt bleibt keiner allein, der Therapeut ist schnell zur Stelle. Alles wird gut, so lange es der Spieler will.

    Rund um das Spiel hat sich in den vergangenen Jahren eine weltweite Fangemeinde aufgebaut – eigene Einrichtungsgegenstände für die Häuser die man bauen kann wurden von den Fans programmiert und das ein oder andere erstaunliche Wohnungszubehör - wie eine Vampirgruft und andere Spielereien. Denn in der schönen, neuen Sims-Welt scheint dann doch der Wunsch da zu sein, seine Sims wirklich unverwechselbar zu gestalten, soweit es die Software zulässt.
    Und so scheint auch Sims 2 wieder ein Verkaufsrenner zu werden, und das mit einem relativ einfachen Spielkonzept:
    Während draußen im wirklichen Leben Unkalkulierbares geschieht, kann sich der Sim-Spieler getrost an den PC zurückziehen- hier hat er alles unter Kontrolle.