In Heilbädern wie Bad Schlema oder Bad Gastein rühmen Kurärzte die Wirkung des Radon: Rheumageplagte Patienten sitzen in Bädern oder inhalieren das radioaktive Edelgas in Bergwerksstollen. Radon lindert Gelenkentzündungen, Asthma und andere Beschwerden - dasselbe Radon, das auch Lungenkrebs verursachen, so das Ergebnis einer europäischen Studie vom vergangenen Dezember, die sich mit der Radonkonzentration in der Wohnraumluft beschäftigte:
"Da hat man gesehen, ab welchem Niveau überhaupt ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko zu beobachten ist. Man sieht man ab dem Bereich von 100 bis 200 Becquerel pro Kubikmeter eine signifikante Erhöhung. Vielleicht zum Vergleich, der Mittelwert liegt in Deutschland bei 50 Becquerel pro Kubikmeter."
Peter Jacob, Leiter der Arbeitsgruppe Risikoanalyse beim GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München-Neuherberg. Bei 100 Becquerel, also wenn in jedem Kubikmeter Wohnraumluft 100 Radonatome pro Sekunde zerfallen, steigt die Lungenkrebsrate um 16 Prozent - allerdings nur über lange Zeiträume hinweg. Den Grund erläutert Erich Wichmann, Leiter des GSF-Instituts für Epidemiologie:
"Dieses Radon wird eingeatmet. Weil es ein Edelgas ist, reagiert es nicht, es kann ungehindert in die Lunge kommen, und wenn es dann dort zerfällt, wird seine Alphastrahlung direkt auf dem empfindlichen Lungengewebe freigesetzt, und das macht eben das große Risiko aus. "
Im Gasteiner Thermalstollen, dem Radon-Kurbad mit den höchsten Werten bei der Radioaktivität, werden 44.000 Becquerel pro Kubikmeter Luft gemessen: Das ist rund tausendmal so viel wie in einer deutschen Durchschnittswohnung. Sind angesichts der Lungenkrebsgefahr solche Belastungen vertretbar? Der schmerzlindernde Effekt des Radons soll darauf beruhen, dass es die Produktion des Botenstoffs Zytokin TGF-beta im Körper anregt, der Entzündungsprozesse hemmt und Reparaturvorgänge in den Zellen aktiviert. Den Patienten geht es nach der Behandlung besser, und das spart Schmerzmittel:
"Es ist ja allgemein bekannt, dass diese Medikamente, die gegen rheumatische Schmerzen eingesetzt werden, durchaus heftige Nebenwirkungen haben können."
Sodass die Radontherapie in vielen Fällen das kleinere Übel ist. Die Strahlendosis, die ein Patient bei einer Kur abbekommt, liegt im Bereich einer Röntgenaufnahme der Lunge:
"Also von daher ist dort keine Bedenken anzumelden. Natürlich muss eine Indikation da sein, man muss ein zu behandelndes Leiden haben. Ausnahmen, wo man vorsichtiger sein sollte, wären Kinder oder Jugendliche, weil die eine höhere Empfindlichkeit haben, und da müsste man sich das eventuell etwas genauer überlegen, ob man sie einer solchen Radonkur unterzieht. "
Weitgehende Entwarnung also für die Patienten. Aber wie sieht es bei den Mitarbeitern aus? Etwa in Bad Gastein, wo die Strahlung am höchsten ist:
"Da kommen wir vielleicht zu der am höchsten exponierten Gruppe, das sind die Lokführer und die Ärzte im Gasteiner Thermalstollen, wo eben diese 44.000 Becquerel pro Kubikmeter herrschen. Wenn das 30 Jahre lange gemacht wird, dann kommt es wirklich zu signifikanten Erhöhungen des Lungenkrebsrisikos."
Die radioaktive Dosis der am stärksten dem Radon ausgesetzten Gruppe, der Ärzte und Lokführer also, liegt gerade unterhalb der Dosis, die gesetzlich für beruflich Strahlenexponierte erlaubt ist:
"Wenn man das in der Radonkonzentration von Wohnräumen praktisch umrechnet, dann läge das Äquivalent bei 500 Becquerel pro Kubikmeter. Das führt nach der europäischen Radonstudie zu einer 50prozentigen Erhöhung des Lungenkrebsrisikos. Es ist so, dass spontan ungefähr vier von 100 Personen an Lungenkrebs sterben, und nach diesen Abschätzungen würden dann sechs Personen an Lungenkrebs sterben."
In anderen Kurorten, wo die Radonwerte deutlich unter denen von Gastein liegen, ist das Risiko jedoch auch für die Angestellten vernachlässigbar. Sie atmen bei ihrer Arbeit weniger Radon ein als die Bewohner stark belasteter Wohnhäuser.
"Da hat man gesehen, ab welchem Niveau überhaupt ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko zu beobachten ist. Man sieht man ab dem Bereich von 100 bis 200 Becquerel pro Kubikmeter eine signifikante Erhöhung. Vielleicht zum Vergleich, der Mittelwert liegt in Deutschland bei 50 Becquerel pro Kubikmeter."
Peter Jacob, Leiter der Arbeitsgruppe Risikoanalyse beim GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in München-Neuherberg. Bei 100 Becquerel, also wenn in jedem Kubikmeter Wohnraumluft 100 Radonatome pro Sekunde zerfallen, steigt die Lungenkrebsrate um 16 Prozent - allerdings nur über lange Zeiträume hinweg. Den Grund erläutert Erich Wichmann, Leiter des GSF-Instituts für Epidemiologie:
"Dieses Radon wird eingeatmet. Weil es ein Edelgas ist, reagiert es nicht, es kann ungehindert in die Lunge kommen, und wenn es dann dort zerfällt, wird seine Alphastrahlung direkt auf dem empfindlichen Lungengewebe freigesetzt, und das macht eben das große Risiko aus. "
Im Gasteiner Thermalstollen, dem Radon-Kurbad mit den höchsten Werten bei der Radioaktivität, werden 44.000 Becquerel pro Kubikmeter Luft gemessen: Das ist rund tausendmal so viel wie in einer deutschen Durchschnittswohnung. Sind angesichts der Lungenkrebsgefahr solche Belastungen vertretbar? Der schmerzlindernde Effekt des Radons soll darauf beruhen, dass es die Produktion des Botenstoffs Zytokin TGF-beta im Körper anregt, der Entzündungsprozesse hemmt und Reparaturvorgänge in den Zellen aktiviert. Den Patienten geht es nach der Behandlung besser, und das spart Schmerzmittel:
"Es ist ja allgemein bekannt, dass diese Medikamente, die gegen rheumatische Schmerzen eingesetzt werden, durchaus heftige Nebenwirkungen haben können."
Sodass die Radontherapie in vielen Fällen das kleinere Übel ist. Die Strahlendosis, die ein Patient bei einer Kur abbekommt, liegt im Bereich einer Röntgenaufnahme der Lunge:
"Also von daher ist dort keine Bedenken anzumelden. Natürlich muss eine Indikation da sein, man muss ein zu behandelndes Leiden haben. Ausnahmen, wo man vorsichtiger sein sollte, wären Kinder oder Jugendliche, weil die eine höhere Empfindlichkeit haben, und da müsste man sich das eventuell etwas genauer überlegen, ob man sie einer solchen Radonkur unterzieht. "
Weitgehende Entwarnung also für die Patienten. Aber wie sieht es bei den Mitarbeitern aus? Etwa in Bad Gastein, wo die Strahlung am höchsten ist:
"Da kommen wir vielleicht zu der am höchsten exponierten Gruppe, das sind die Lokführer und die Ärzte im Gasteiner Thermalstollen, wo eben diese 44.000 Becquerel pro Kubikmeter herrschen. Wenn das 30 Jahre lange gemacht wird, dann kommt es wirklich zu signifikanten Erhöhungen des Lungenkrebsrisikos."
Die radioaktive Dosis der am stärksten dem Radon ausgesetzten Gruppe, der Ärzte und Lokführer also, liegt gerade unterhalb der Dosis, die gesetzlich für beruflich Strahlenexponierte erlaubt ist:
"Wenn man das in der Radonkonzentration von Wohnräumen praktisch umrechnet, dann läge das Äquivalent bei 500 Becquerel pro Kubikmeter. Das führt nach der europäischen Radonstudie zu einer 50prozentigen Erhöhung des Lungenkrebsrisikos. Es ist so, dass spontan ungefähr vier von 100 Personen an Lungenkrebs sterben, und nach diesen Abschätzungen würden dann sechs Personen an Lungenkrebs sterben."
In anderen Kurorten, wo die Radonwerte deutlich unter denen von Gastein liegen, ist das Risiko jedoch auch für die Angestellten vernachlässigbar. Sie atmen bei ihrer Arbeit weniger Radon ein als die Bewohner stark belasteter Wohnhäuser.