Wenn es Nacht ist auf den Kapverdischen Inseln, fängt für Christophe Eizaguirre die Arbeit an: Er sitzt am Strand und wartet.
"Und wenn man dann die Schildkröte aus dem Meer kommen sieht, ist das ein fantastischer Moment. Sie kommt den Strand hinauf und fängt an, mit ihren Hinterflossen zu graben. So macht sie ein wunderschönes Nest, das ungefähr 80 Zentimeter tief ist und in das sie die Eier legt. Wenn sie fertig ist, schaben wir ihr drei Millimeter Haut von der Flosse ab, dort wo die Haut ganz hart ist und die Schildkröte gar nichts merkt."
Mit seiner kleinen, aber feinen Beute macht sich der Forscher des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung schließlich auf ins Labor. Durch eine Genanalyse des Hautgewebes will der Biologe herausfinden, ob die Schildkröten für die Eiablage genau die gleiche Insel aufsuchen, auf der sie selbst zur Welt gekommen sind. Immerhin treiben sich die kleinen Schildkröten nach ihrer Geburt für ungefähr drei Jahrzehnte im Ozean herum, bevor sie für die erste Paarung mit Hilfe des Golfstroms den Heimweg antreten. Ob sie nach dieser langen Zeit tatsächlich ihre Geburtsinsel wiederfinden, wollte Eizaguirre anhand ihrer mitochondrialen DNA im Hautgewebe herausfinden. Sie wird nur von den Weibchen, nicht aber von den Männchen vererbt.
"Es zeigte sich, dass es zwischen den Inseln kaum einen Austausch dieser mitochondrialen DNA gab. Das heißt, dass Weibchen mit gleicher Abstammung immer wieder zu der gleichen Insel zurückkamen – und zwar über Generationen und über Tausende von Jahren hinweg."
Dabei liegen die 15 Kapverdischen Inseln nur 80 bis 260 Kilometer voneinander entfernt. Eizaguirre und seine Kollegen vermuten nun, dass die extreme Ortstreue der Weibchen einen Grund hat: Sie könnte dafür sorgen, dass die Gene der Nachkommen speziell auf die Parasiten und Krankheiten der jeweiligen Insel abgestimmt sind, und sie nach dem Schlüpfen so ideal schützen. Doch gleichzeitig birgt die Ortstreue auch die Gefahr des Inzests. Schließlich ist die Population der Unechten Karettschildkröten in der Vergangenheit extrem geschrumpft. Verhalten sich die Männchen ähnlich wie die Weibchen wären Erbschäden durch die Paarung von nahen Verwandten die Folge. Außerdem würde durch die Isolation der einzelnen Populationen die genetische Diversität verloren gehen, befürchteten die Forscher. Tatsächlich aber zeigte sich bei ihren Analysen ein ganz anderes Bild.
"Nur die Weibchen gehen zurück an den Strand, um die Eier abzulegen. Die Männchen bleiben im Wasser, wo sie sich auch an verschiedenen Orten zwischen den Inseln gepaart haben. So vermischen sie den Genpool zwischen den Inseln."
Dadurch, so Eizaguirre, schaffen sie ein sehr vorteilhaftes System. Zum einen sorgt die Isolation der Weibchen dafür, dass verschiedene Genvarianten des Immunsystems erhalten bleiben. Gleichzeitig kommt es durch die Männchen aber auch zu einem gewissen genetischen Austausch zwischen den Inseln, der verhindert, dass auf den Inseln genetisch sehr gleichartige und voneinander isolierte Kolonien entstehen.
"Die Natur ist einfach fabelhaft: Man stelle sich einmal vor, dass etwa durch den Klimawandel in dem östlichen Teil der Kapverdischen Inseln ein neuer Parasit auftaucht. Und die Schildkröten auf den östlichen Inseln können diesen Parasiten nicht bekämpfen. Dann sind vielleicht die Schildkröten im Westen genetisch besser gegen diesen Parasiten gewappnet. Und dann können diese vorteilhaften Gene durch die Paarung der Männchen an verschiedenen Orten auch in den östlichen Teil gelangen."
Doch Eizaguirre geht es nicht nur um die reine wissenschaftliche Erkenntnis. Er will die durch Fischerei und Jagd stark dezimierte Population der Meeresschildkröten auch besser schützen. Bisher, so der Biologe, habe man sich dabei oft auf die großen Kolonien im östlichen Teil der Kapverden konzentriert. Die Analysen zeigten jetzt aber, dass vor allem die kleinen, genetisch andersartigen Kolonien im Westen zukünftig eine wichtige Funktion für den gesamten Bestand erfüllen könnten.
"Und wenn man dann die Schildkröte aus dem Meer kommen sieht, ist das ein fantastischer Moment. Sie kommt den Strand hinauf und fängt an, mit ihren Hinterflossen zu graben. So macht sie ein wunderschönes Nest, das ungefähr 80 Zentimeter tief ist und in das sie die Eier legt. Wenn sie fertig ist, schaben wir ihr drei Millimeter Haut von der Flosse ab, dort wo die Haut ganz hart ist und die Schildkröte gar nichts merkt."
Mit seiner kleinen, aber feinen Beute macht sich der Forscher des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung schließlich auf ins Labor. Durch eine Genanalyse des Hautgewebes will der Biologe herausfinden, ob die Schildkröten für die Eiablage genau die gleiche Insel aufsuchen, auf der sie selbst zur Welt gekommen sind. Immerhin treiben sich die kleinen Schildkröten nach ihrer Geburt für ungefähr drei Jahrzehnte im Ozean herum, bevor sie für die erste Paarung mit Hilfe des Golfstroms den Heimweg antreten. Ob sie nach dieser langen Zeit tatsächlich ihre Geburtsinsel wiederfinden, wollte Eizaguirre anhand ihrer mitochondrialen DNA im Hautgewebe herausfinden. Sie wird nur von den Weibchen, nicht aber von den Männchen vererbt.
"Es zeigte sich, dass es zwischen den Inseln kaum einen Austausch dieser mitochondrialen DNA gab. Das heißt, dass Weibchen mit gleicher Abstammung immer wieder zu der gleichen Insel zurückkamen – und zwar über Generationen und über Tausende von Jahren hinweg."
Dabei liegen die 15 Kapverdischen Inseln nur 80 bis 260 Kilometer voneinander entfernt. Eizaguirre und seine Kollegen vermuten nun, dass die extreme Ortstreue der Weibchen einen Grund hat: Sie könnte dafür sorgen, dass die Gene der Nachkommen speziell auf die Parasiten und Krankheiten der jeweiligen Insel abgestimmt sind, und sie nach dem Schlüpfen so ideal schützen. Doch gleichzeitig birgt die Ortstreue auch die Gefahr des Inzests. Schließlich ist die Population der Unechten Karettschildkröten in der Vergangenheit extrem geschrumpft. Verhalten sich die Männchen ähnlich wie die Weibchen wären Erbschäden durch die Paarung von nahen Verwandten die Folge. Außerdem würde durch die Isolation der einzelnen Populationen die genetische Diversität verloren gehen, befürchteten die Forscher. Tatsächlich aber zeigte sich bei ihren Analysen ein ganz anderes Bild.
"Nur die Weibchen gehen zurück an den Strand, um die Eier abzulegen. Die Männchen bleiben im Wasser, wo sie sich auch an verschiedenen Orten zwischen den Inseln gepaart haben. So vermischen sie den Genpool zwischen den Inseln."
Dadurch, so Eizaguirre, schaffen sie ein sehr vorteilhaftes System. Zum einen sorgt die Isolation der Weibchen dafür, dass verschiedene Genvarianten des Immunsystems erhalten bleiben. Gleichzeitig kommt es durch die Männchen aber auch zu einem gewissen genetischen Austausch zwischen den Inseln, der verhindert, dass auf den Inseln genetisch sehr gleichartige und voneinander isolierte Kolonien entstehen.
"Die Natur ist einfach fabelhaft: Man stelle sich einmal vor, dass etwa durch den Klimawandel in dem östlichen Teil der Kapverdischen Inseln ein neuer Parasit auftaucht. Und die Schildkröten auf den östlichen Inseln können diesen Parasiten nicht bekämpfen. Dann sind vielleicht die Schildkröten im Westen genetisch besser gegen diesen Parasiten gewappnet. Und dann können diese vorteilhaften Gene durch die Paarung der Männchen an verschiedenen Orten auch in den östlichen Teil gelangen."
Doch Eizaguirre geht es nicht nur um die reine wissenschaftliche Erkenntnis. Er will die durch Fischerei und Jagd stark dezimierte Population der Meeresschildkröten auch besser schützen. Bisher, so der Biologe, habe man sich dabei oft auf die großen Kolonien im östlichen Teil der Kapverden konzentriert. Die Analysen zeigten jetzt aber, dass vor allem die kleinen, genetisch andersartigen Kolonien im Westen zukünftig eine wichtige Funktion für den gesamten Bestand erfüllen könnten.