Mittagspause an der Wirtschaftsfakultät der Technischen Universität Helsinki. Vier Studenten treffen sich zum Billardspielen. Dazu müssen sie nicht in eine Kneipe ziehen. Die Unternehmensberatung Anderson Consulting hat den Wirtschaftsingenieuren vor einigen Jahren einen Billardtisch in die Uni-Räume stellen lassen. Nur ein Beweis dafür, dass zwischen der Fakultät und der Wirtschaft beste Beziehungen bestehen. Der Dekan, Paul Lillrank: In einem kleinen Land kann man enge Beziehungen zu wichtigen Mitspielern haben. Wir sind glücklich, dass wir sie mit der Industrie haben. Unsere Wissenschaftler gehen bei den Firmen ein und aus, und die Firmen-Mitarbeiter gehen bei uns ein und aus. Unsere Studierenden finden dort auch leicht Jobs.
Gerade dieser starke Praxisbezug mit Professoren, die zwischen Uni und Firma pendeln, hat sich ausgezahlt. In den vergangenen Jahren arbeitete sich die Fakultät zu einer der ersten Adressen in Europa für angehende Wirtschaftsingenieure hoch. Der Aufstieg fand zeitgleich zu einer anderen Karriere statt: der des nur drei Kilometer entfernt sitzenden finnischen Vorzeige-Konzerns.
Nokia kennt uns sehr gut. Der Sohn des Geschäftsführers bei Nokia, Herr Ollila, ist ein Alumni von uns. Wir sind in Finnland als die Universität bekannt, die die Geschäftsführer ausbildet.
450 Studenten zählt das Department for Industrial Engineering and Management. Fast 14 Millionen Euro geben die Uni-Lenker jährlich für diese aus. Nur ein Drittel der Gelder kommt von der öffentlichen Hand. Den Rest - etwas mehr als acht Millionen Euro - schießen Unternehmen zu. Für sie ist das in erster Linie eine Investition in die eigene Zukunft. Seit zwei Jahren betreut Paula Helin die Studenten der Fakultät bei ihrer Studienplanung - sie hat den besten Überblick über die Qualität der Studierenden:
Alle technischen Universitäten haben ähnliche Aufnahmeprüfungen. Es ist also einfach, die Abteilungen innerhalb Finnlands zu vergleichen, und unser Department hatte die schwersten Aufnahmebedingungen. Wenigstens wissen wir, dass wir die talentiertesten Studierenden in Finnland bekommen.
Für die harte Auswahlprüfung werden die "Frischlinge" mit einer bestens ausgestatteten Fakultät belohnt. Studiengebühren gibt es keine - lediglich 80 Euro fallen im Jahr für studentische Einrichtungen an. Dennoch ist der Service erstklassig. Moderne Computer gibt es ausreichend. Warteschlangen davor sieht man davor nie. Ihre Abschlussarbeiten können die Studenten auf einem Laserdrucker zweifach in Farbe ausdrucken. Dazu gibt es noch ein Fitnesscenter - und natürlich eine Sauna.
Das gute Angebot hat in den vergangenen Jahren auch vermehrt ausländische Studenten nach Helsinki gelockt. 60 sind es momentan. Davon kommen alleine 15 aus Deutschland. Die Deutschen schätzen vor allem die gute Betreuung, die sie aus ihrem Heimatland oft nicht kennen. Georg Winkler kam vor zwei Jahren von der Technischen Universität Berlin an die HUT.
Es gibt Service. In Berlin habe ich keinen Service kennen gelernt. Hier wird man direkt von den Professoren betreut. Die Professoren haben Zeit. Sie sind für einen da. Egal wann immer. Es gibt keine Sprechstunden. Man geht hin, und sie nehmen sich die Zeit, die man braucht.
Winkler hat nach sechs Semestern in Berlin dort seine Zelte abgebrochen und ist komplett an die HUT gewechselt. Während der letzten zwei Jahre konnte er dort sein Diplom machen. Eine Studienplanung, wie sie Betreuerin Helin als Idealfall betrachtet.
Für Jens Schmidt sind die letzten Tage in Helsinki angebrochen. Nach einem Erasmus-Jahr kehrt er zurück an seine Heimat-Uni, der TU Karlsruhe. Sein Fazit ist ebenfalls positiv:
Es ist sicherlich ein sehr gutes Department. Es ist sicher vergleichbar mit anderen Departments in anderen Ländern, wo es einen eher hinzieht. Insofern ist es vielleicht so eine Art Geheimtipp hierher zu kommen.
Während in Finnland ein Diplom der renommierten Wirtschaftsfakultät wie eine goldene Visitenkarte wirkt, steht für deutsche Personalchefs ein Studium in Helsinki in erster Linie für eine gewisse Exotik. Vorteile bei der Jobsuche will Absolvent Winkler jedoch auch in seinem Heimatland beobachten:
Ansonsten in Deutschland hat es mir nicht in dem Sinne was gebracht, dass die sagten, oh der kommt von dieser Top-Uni, den nehmen wir. Aber der Studienverlauf und der lange Aufenthalt hier in Helsinki sorgen doch immer für eine gewisse Kuriosität. Und es gibt sehr oft Rückfragen dazu und zum Lebenslauf in Gesprächen.
[Autor: Markus Frenzel]
Links zum Thema
Helsinki University of Technology (HUT)
Gerade dieser starke Praxisbezug mit Professoren, die zwischen Uni und Firma pendeln, hat sich ausgezahlt. In den vergangenen Jahren arbeitete sich die Fakultät zu einer der ersten Adressen in Europa für angehende Wirtschaftsingenieure hoch. Der Aufstieg fand zeitgleich zu einer anderen Karriere statt: der des nur drei Kilometer entfernt sitzenden finnischen Vorzeige-Konzerns.
Nokia kennt uns sehr gut. Der Sohn des Geschäftsführers bei Nokia, Herr Ollila, ist ein Alumni von uns. Wir sind in Finnland als die Universität bekannt, die die Geschäftsführer ausbildet.
450 Studenten zählt das Department for Industrial Engineering and Management. Fast 14 Millionen Euro geben die Uni-Lenker jährlich für diese aus. Nur ein Drittel der Gelder kommt von der öffentlichen Hand. Den Rest - etwas mehr als acht Millionen Euro - schießen Unternehmen zu. Für sie ist das in erster Linie eine Investition in die eigene Zukunft. Seit zwei Jahren betreut Paula Helin die Studenten der Fakultät bei ihrer Studienplanung - sie hat den besten Überblick über die Qualität der Studierenden:
Alle technischen Universitäten haben ähnliche Aufnahmeprüfungen. Es ist also einfach, die Abteilungen innerhalb Finnlands zu vergleichen, und unser Department hatte die schwersten Aufnahmebedingungen. Wenigstens wissen wir, dass wir die talentiertesten Studierenden in Finnland bekommen.
Für die harte Auswahlprüfung werden die "Frischlinge" mit einer bestens ausgestatteten Fakultät belohnt. Studiengebühren gibt es keine - lediglich 80 Euro fallen im Jahr für studentische Einrichtungen an. Dennoch ist der Service erstklassig. Moderne Computer gibt es ausreichend. Warteschlangen davor sieht man davor nie. Ihre Abschlussarbeiten können die Studenten auf einem Laserdrucker zweifach in Farbe ausdrucken. Dazu gibt es noch ein Fitnesscenter - und natürlich eine Sauna.
Das gute Angebot hat in den vergangenen Jahren auch vermehrt ausländische Studenten nach Helsinki gelockt. 60 sind es momentan. Davon kommen alleine 15 aus Deutschland. Die Deutschen schätzen vor allem die gute Betreuung, die sie aus ihrem Heimatland oft nicht kennen. Georg Winkler kam vor zwei Jahren von der Technischen Universität Berlin an die HUT.
Es gibt Service. In Berlin habe ich keinen Service kennen gelernt. Hier wird man direkt von den Professoren betreut. Die Professoren haben Zeit. Sie sind für einen da. Egal wann immer. Es gibt keine Sprechstunden. Man geht hin, und sie nehmen sich die Zeit, die man braucht.
Winkler hat nach sechs Semestern in Berlin dort seine Zelte abgebrochen und ist komplett an die HUT gewechselt. Während der letzten zwei Jahre konnte er dort sein Diplom machen. Eine Studienplanung, wie sie Betreuerin Helin als Idealfall betrachtet.
Für Jens Schmidt sind die letzten Tage in Helsinki angebrochen. Nach einem Erasmus-Jahr kehrt er zurück an seine Heimat-Uni, der TU Karlsruhe. Sein Fazit ist ebenfalls positiv:
Es ist sicherlich ein sehr gutes Department. Es ist sicher vergleichbar mit anderen Departments in anderen Ländern, wo es einen eher hinzieht. Insofern ist es vielleicht so eine Art Geheimtipp hierher zu kommen.
Während in Finnland ein Diplom der renommierten Wirtschaftsfakultät wie eine goldene Visitenkarte wirkt, steht für deutsche Personalchefs ein Studium in Helsinki in erster Linie für eine gewisse Exotik. Vorteile bei der Jobsuche will Absolvent Winkler jedoch auch in seinem Heimatland beobachten:
Ansonsten in Deutschland hat es mir nicht in dem Sinne was gebracht, dass die sagten, oh der kommt von dieser Top-Uni, den nehmen wir. Aber der Studienverlauf und der lange Aufenthalt hier in Helsinki sorgen doch immer für eine gewisse Kuriosität. Und es gibt sehr oft Rückfragen dazu und zum Lebenslauf in Gesprächen.
[Autor: Markus Frenzel]
Links zum Thema
Helsinki University of Technology (HUT)