Die Wege zum Mozart-Superjubeljahr 2006 sind geebnet: Im kommenden Sommer sollen sämtliche 22 Bühnenwerke und -Torsos, die das aus Salzburg stammende Genie hinterlassen hat, bei den dortigen Sommerfestspielen irgendwie in Erscheinung treten. Im Anlauf zu dieser Großanstrengung absolvierten Riccardo Muti und Graham Vick die bekannteste und beliebteste aller Mozart-Opern – und durchaus unter dem Aspekt, dass nicht nur für die Presse-Vertreter und andere Schmecklecker das Rare und das einigermaßen Gängige in erlesener Form aufs Programm gesetzt werden soll, sondern auch Produktionen, die Geld in die Kassen spülen. Muti wurde mit Vorschuss-Beifall empfangen und ging die langsamen Einleitungstakte der "Zauberflöten"-Ouverture mit eleganten Gesten an, nicht aber mit der nötigen Präzision – und die Wiener Philharmoniker folgten ihm gehorsam, aber nicht immer ganz intonationssicher. Bei der Generalprobe hatte es unter kräftigem Schimpfen des Maestro besser geklappt.
"Zu Hülfe, zu Hülfe" – die "grässliche Schlange" erschien als nicht besonders furchterregende Blindschleiche auf Taminos Matratze und ängstigt den "edlen Jüngling". Graham Vick hat die erste Begegnung des in Sportkleidung gesteckten Prinzen mit Gefahren des Lebens in ein kleinbürgerliches Jungmännchenzimmer verlegt – Laptop und Aquarium, ein Surf-Brett und ein Fernrohr stehen dekorativ herum, werden aber für den dramatischen Fortgang nicht benötigt und nicht benutzt.
Anders der Kleiderschrank: Wenn seine Türen sich wie von Zauberhand öffnen, tut sich der Blick in einen Garten auf, aus dem Papageno tritt, der Naturbursch, der in diesem Reihenhaus-Ambiente restlos verirrt wirkt.
Die drei Damen der Königin der Nacht dringen durch die Tapete; ihre Kleider haben dieselbe Farbe und sind von denselben Mondmotiven geschmückt wie die Wände. Die "sternflammende Königin" fährt nicht mit wallender Robe aus nächtlichem Himmel aufs Theater hinunter, sondern kriecht im Nachthemd unter der Decke von Taminos Bett hervor: aha, ahnt man, dies Möbel spielt also in der nun folgenden Annäherung an die tieferen Probleme von Liebe und Tod eine Schlüsselrolle (man sah schon manch konsequent inszeniertes Bett in den letzten Jahrzehnten des Regie-Theaters).
Doch in Salzburg geht es alsbald ins Hintertreppenhaus, in dem der böse Mohr Monostatos die entführte Prinzessin Pamina bedrängt. Und dann in ein Feld von Sonnenblumen, mit dem das Vorfeld von Sarastros Sonnenreich angedeutet wird. So weit, so bunt. Zum zweiten Akt geht es in eine Geriatrische Abteilung mit geschmacklosem Mobiliar, ins Nichts führenden Treppenteilen und einer Grabungsstelle, in der die beiden Geharnischten wie Totengräber aus "Hamlet" herumschaufeln. Die Mirakel der "Zauberflöte" lösen sich auf in die schlichte Botschaft: dass die Jungen halt zusehen müssen, wie sie sich durch die Regelwelt der Alten schlagen, damit sie zu ein bisschen Normalliebe finden. Die Teile der Treppe werden als Sinnbild, dass zusammenkommt, was zusammengehört, zusammengeschoben – aber sie passen nicht richtig.
Und das war nun sinnbildlich für eine Produktion, die zwar ambitioniert deuten wollte, aber sich sehr banal dahinschleppte. Nicht unbedingt so schön, wie durch die Bildnis-Arie versprochen.
Riccardo Muti weiß, wie man schöne Stellen vorzeigt und Effekt mit einzelnen Nummern macht. Und mit René Pape stand ihm ein agiler Vorturner im Pflegeheim Sarastro zu Verfügung, mit Michael Schade ein schöner Tamino-Tenor und mit Genia Kühmeier eine musikalisch unverbildete, aber auch noch nicht so recht geschliffene Tochter des Salzburger Landes. So kommt doch hier bei diesen Festspielen mitunter der europäische Horizont und der vollschlanke Charme der Region in Sommerfrische zusammen. Aber ein Ereignis von künstlerischem Weltrang ist's nicht unbedingt.
"Zu Hülfe, zu Hülfe" – die "grässliche Schlange" erschien als nicht besonders furchterregende Blindschleiche auf Taminos Matratze und ängstigt den "edlen Jüngling". Graham Vick hat die erste Begegnung des in Sportkleidung gesteckten Prinzen mit Gefahren des Lebens in ein kleinbürgerliches Jungmännchenzimmer verlegt – Laptop und Aquarium, ein Surf-Brett und ein Fernrohr stehen dekorativ herum, werden aber für den dramatischen Fortgang nicht benötigt und nicht benutzt.
Anders der Kleiderschrank: Wenn seine Türen sich wie von Zauberhand öffnen, tut sich der Blick in einen Garten auf, aus dem Papageno tritt, der Naturbursch, der in diesem Reihenhaus-Ambiente restlos verirrt wirkt.
Die drei Damen der Königin der Nacht dringen durch die Tapete; ihre Kleider haben dieselbe Farbe und sind von denselben Mondmotiven geschmückt wie die Wände. Die "sternflammende Königin" fährt nicht mit wallender Robe aus nächtlichem Himmel aufs Theater hinunter, sondern kriecht im Nachthemd unter der Decke von Taminos Bett hervor: aha, ahnt man, dies Möbel spielt also in der nun folgenden Annäherung an die tieferen Probleme von Liebe und Tod eine Schlüsselrolle (man sah schon manch konsequent inszeniertes Bett in den letzten Jahrzehnten des Regie-Theaters).
Doch in Salzburg geht es alsbald ins Hintertreppenhaus, in dem der böse Mohr Monostatos die entführte Prinzessin Pamina bedrängt. Und dann in ein Feld von Sonnenblumen, mit dem das Vorfeld von Sarastros Sonnenreich angedeutet wird. So weit, so bunt. Zum zweiten Akt geht es in eine Geriatrische Abteilung mit geschmacklosem Mobiliar, ins Nichts führenden Treppenteilen und einer Grabungsstelle, in der die beiden Geharnischten wie Totengräber aus "Hamlet" herumschaufeln. Die Mirakel der "Zauberflöte" lösen sich auf in die schlichte Botschaft: dass die Jungen halt zusehen müssen, wie sie sich durch die Regelwelt der Alten schlagen, damit sie zu ein bisschen Normalliebe finden. Die Teile der Treppe werden als Sinnbild, dass zusammenkommt, was zusammengehört, zusammengeschoben – aber sie passen nicht richtig.
Und das war nun sinnbildlich für eine Produktion, die zwar ambitioniert deuten wollte, aber sich sehr banal dahinschleppte. Nicht unbedingt so schön, wie durch die Bildnis-Arie versprochen.
Riccardo Muti weiß, wie man schöne Stellen vorzeigt und Effekt mit einzelnen Nummern macht. Und mit René Pape stand ihm ein agiler Vorturner im Pflegeheim Sarastro zu Verfügung, mit Michael Schade ein schöner Tamino-Tenor und mit Genia Kühmeier eine musikalisch unverbildete, aber auch noch nicht so recht geschliffene Tochter des Salzburger Landes. So kommt doch hier bei diesen Festspielen mitunter der europäische Horizont und der vollschlanke Charme der Region in Sommerfrische zusammen. Aber ein Ereignis von künstlerischem Weltrang ist's nicht unbedingt.