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Heimspiel der irakischen Nationalelf
Torjubel statt Terror

Vier Jahre mussten irakische Fußballfans auf ein Spiel ihrer Nationalmannschaft im Stadion von Basra warten. Aufgrund der angespannten Sicherheitslage hatte die FIFA bisher alle Heimspiele im Irak untersagt. Nun durften 65.000 Zuschauer ihre Fußballhelden bei einem Freundschaftsspiel gegen Jordanien feiern.

Von Cornelia Wegerhoff | 02.06.2017
    Irakische Fans feiern ihre Mannschaft bei einem Freundschaftsspiel gegen Jordanien.
    Irakische Fans feiern ihre Mannschaft bei einem Freundschaftsspiel gegen Jordanien. (AFP/Haidar Mohammed)
    Für die irakischen Fußballfans war es ein Festtag sondergleichen.
    Schon vor dem Anpfiff wurde ausgelassen gefeiert, im orientalischen Rhythmus getrommelt und lautstark gesungen. 65.000 Zuschauer tauchten das ausverkaufte Stadion von Basra, ganz im Süden des Irak, in ein Fahnenmeer. Es war zwar "nur" ein Freundschaftsspiel, zu dem die irakische Fußballnationalmannschaft da antrat, gegen das kleine Nachbarland Jordanien. Doch die Fans hatten vier Jahre lang auf diesen Abend gewartet.
    Aufgrund der unsicheren Sicherheitslage im Irak hatte der Fußballweltverband FIFA das Land nämlich für Heimspiele gesperrt. Seit Jahren sorgt die Terrororganisation des sogenannten Islamischen Staates überall im Irak für Angst und Schrecken. Die Armee befreit gerade in einer Großoffensive die letzten Stadtviertel der einstigen IS-Hochburg Mossul, im Westen des Landes, aus den Händen der Dschihadisten.
    Freundschaftsspiel als Fußballfest
    Doch Bombenanschläge gehören weiter zum bitteren Alltag. Erst vor wenigen Tagen, kurz nach Beginn des Fastenmonates Ramadan, gab es abends einen heimtückischen Anschlag auf eine von vielen Menschen besuchte Eisdiele mitten in Bagdad. Dutzende Menschen starben. Doch im Stadion von Basra oder zu Hause vor dem Fernseher konnten die Zuschauer den blutigen Terror endlich einmal vergessen. Die irakischen Fans verwandelten das Freundschaftsspiel gegen Jordanien in ein Fußball-Fest.
    Schon als die irakische Nationalhymne angekündigt wurde, jubelten die Menschen voller Stolz. Einer von vielen Gänsehaut-Momenten. Zuschauer Ali Hussein fasste gerührt in Worte, was das ganze Land bewegte:
    "Dieses Spiel bringt alle Iraker zusammen, egal ob Norden oder Süden. Wir hoffen, dass das ein neuer Anfang für den Irak und sein Volk ist. So Gott will, können wir von einem besser Leben träumen, dass so Gott will mehr Fußballstadien wieder eröffnet werden und dass die Sperre wieder für das ganze Land aufgehoben wird."
    Streng bewachtes Stadion
    Insgesamt 5000 Polizisten und Ordnungskräfte sicherten das Fußballspiel im hochmodernen Stadion von Basra. Es war erst 2013 eröffnet worden. "Wir hoffen, dass wir nun bald auch wieder Pflichtspiele in unserem Land austragen dürfen, so Ali Jabar, der Generalsekretär des irakischen Verbandes. Die FIFA will in den kommenden drei Monaten endgültig eine Entscheidung treffen.
    Für die irakische Nationalmannschaft entschied gestern Abend der Kapitän Alaa Abdul-Zahra persönlich. Nach einem perfekten Pass von Hammadi Ahmed schoss er in der 15. Minute das 1:0 gegen Jordanien und holte damit den Sieg.