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Heiße Debatte um Lava-Abbau in der Eifel

Es könnten die Müllgruben von morgen werden: Vulkankegel in der Eifel, deren leichtes Gestein als Baumaterial interessant ist. Bis zu 80 dieser Kegel könnten in einigen Jahrzehnten verschwunden sein.

Von Ludger Fittkau | 03.02.2011
    Zwei Männer und eine Frau stapfen auf einem kleinen Plateau bei Daun in der Eifel durch den Schnee. Am Rande des Plateaus bleiben die drei stehen. Sie sind Mitglieder der Naturschutzverbände NABU und BUND und organisieren den Protest gegen den Lavaabbau in der Vulkaneifel. Peter Felten vom NABU ergreift als erster das Wort und deutet in die Landschaft:

    "Wir stehen hier auf dem Fuchskopf, einem ehemaligen Vulkan und ein Blick von hier oben zeigt uns, warum diese Gegend in der Eifel zu recht den Namen Vulkaneifel trägt. Wenn sie hier geradeaus schauen, diese wunderschöne Silhouette, das ist der Asseberg, ein ehemaliger Vulkan. Wir schwenken weiter nach links rüber, dort sehen wir, unverwechselbar durch diesen hohen Sendemast des SWR, etwas weiter links rüber, deutlich zu erkennen, der Gosberg bei Daun-Steinburg – alles Vulkane ..."
    Die verschwinden könnten, würden die Pläne des Landesamtes für Geologie und Bergbau Wirklichkeit, befürchten Felten und seine Mitstreiter. Für einen neuen regionalen Entwicklungsplan hat das Amt die Flächen kartiert, die für Rohstoffsicherung künftig freigehalten werden könnten. Entscheiden wird darüber die sogenannte "Planungsgemeinschaft" im Raum Trier und Eifel, in der Kommunen und Kreise zusammengeschlossen sind. Denkbar ist jedoch, dass in der Vulkaneifel die Flächen, auf denen Lavaabbau möglich ist, über die jetzt schon bestehenden 30 Abbaugruben hinaus um ein Vielfaches ausgeweitet werden. Thea Merkelbach vom BUND Daun:

    "Wir haben von Anfang an gesagt, Lava ist zu billig. Lava ist ein wunderbarer Stoff. Lavasand kann gebraucht werden für Filteranlagen in Wasseraufbereitungsanlagen oder auch als Dünger. Aber das muss dann dosiert eingesetzt werden und es muss entsprechend teuer sein. Es kann nicht sein, dass hier unsere Berge abgetragen werden, damit irgendwo in Norddeutschland eine Autobahn gebaut werden kann. Überall wird Lava hingebracht, weil sie so billig ist."

    In die Lava-Gruben sei dann in der Vergangenheit oft Schutt und Müll gekippt worden, so Norbert Leinung, der Vorsitzende des BUND in Daun.

    "Man darf also nicht vergessen, dass diese Vulkanberge gigantische Wasserspeicher sind. Es gibt hier im Landkreis riesige Wassersicherungsgebiete von einigen tausend Hektar Größe. Auf der einen Seite weist man solche Gebiete aus und sagt: Passt auf, da ist sehr viel Grundwasser, sehr viel Trinkwasser, auf der anderen Seite lässt man es zu, das die Oberflächen an vielen Stellen angekratzt wird und das Schadstoffe an vielen Stellen ins Trinkwasser gelangen können. Irgendwie scheinen mir die Fachbehörden mir da falsch abzuwägen."

    Die Fachbehörden versuchen jedoch, die Vulkanschützer zu beruhigen. Thomas Bode, Referatsleiter für Geologie und Bergbau im Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz, geht nicht davon aus, dass alle die Flächen, die jetzt als Lavaabbauflächen gekennzeichnet werden, auch wirklich Abbaugruben werden:

    "Ich glaube nicht. Die Rohstofflagerflächen, die wir melden, die danach in der Abwägung durch die Planungsgemeinschaft als Abbauflächen für den Rohstoffabbau übrig bleiben, sind die Flächen, wo wir als Gesellschaft meinen, dort soll der Abbau stattfinden. Dass bedeutet nicht, dass an all diesen Stellen auch abgebaut wird. Wichtig ist für uns, dass wir diese Lagerstätten offen halten, dass die nicht überplant werden, durch Neubaugebiete, durch Gewerbegebiete, damit auch in Zukunft, in 20, 50 oder 100 Jahren noch der Zugriff auf solche Lagerstätten möglich ist."

    Doch genau das wollen die Naturschützer in der Eifel verhindern. Der Konflikt ist also vorprogrammiert.