Das, was aussieht wie Olivenöl, hat aber die Funktion von Heizöl. Und deshalb, so Systemingenieur Thomas Nikolaus, verbleibt das abgepresste Tierfett nicht ungenutzt im Tank. Leitungen führen in einen Raum, in dem es zwar nicht mehr so stinkt, wohl aber laut und ziemlich heiß ist:
Hier befindet sich jetzt der Ölbrenner, dem wir über eine Leitung und eine Vorheizung das Tierfett zuführen, noch mal über die Filteranlage und dann in diese Brennkammer mit entsprechend Luft einbringen. Hier drin wird das Tierfett verbrannt, bis zu maximal 800 Kilo pro Stunde, dabei entsteht eine Temperatur in diesem Vorraum von etwa 1400 Grad. In diesem Zustand halten wir das Gas mindestens zwei Sekunden, weil dann gewährleistet ist, dass sämtliche organischen Stoffe verbrannt sind.
Das allerdings ist Voraussetzung für den Betrieb der Anlage: Seit der BSE-Krise, so will es der Gesetzgeber, muss bei der Tierkörperbeseitigung absolut sichergestellt sein, dass keinerlei Erreger nach außen dringen. Und: Die BSE-Krise war es dann auch, die seinerzeit den Anstoß zur Planung der Anlage gab. Die wurde vom Zweckverband Protec gebaut, dem elf südbadische Landkreise und die Stadt Freiburg angehören. Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle ist Vorsitzender dieses Zweckverbandes:
Früher hat man die Produkte Tiermehl und Tierfett in die Futtermittelindustrie, in die pharmazeutische und in die chemische Industrie verkauft, konnte damals Deckungsbeitrag machen, über den sich die Landwirte sehr gefreut haben. Seit der BSE-Krise müssen diese Produkte vernichtet werden. Das heißt: Das Tiermehl, das mit sehr viel Energie gewonnen wird, wird hinterher verbrannt. Und das Tierfett wurde zur minderwertigen Ware erklärt und fand seinen Weg irgendwo in Verbrennungsöfen.
Dass Tierfett keineswegs "minderwertige Ware" ist, beweist die Konstanzer Anlage, die seit Ende letzten Jahres in Betrieb ist. Zwei Drittel des aus den Kadavern gewonnenen Tierfettes reichen aus, um die Anlage mit der notwendigen Wärme zu versorgen. Den Rest verkauft der Zweckverband als Brennstoff an die Industrie – kein Wunder, denn mit dem Tierfett heizt es sich "tierisch gut":
Der Brennwert ist etwa wie Heizöl. Er ist etwa fünf Prozent niedriger, je nach Qualität. Wir haben es ja hier mit einem Naturprodukt zu tun, das hat natürlich auch seine Schwankungen, in der Zusammensetzung, in der Konsistenz, es ist also mit Heizöl vergleichbar, allerdings von den Emissionen her wesentlich günstiger. Wir haben keinen Schwefel in dem Material, wie es eben in dem Heizöl der Fall ist.
Und auch die CO-2-Emissionen, die verbranntes Tierfett abgibt, liegen wesentlich unter den Werten von Heizöl. Dennoch sind auf dem Markt nicht mehr als 50 Euro drin für eine Tonne verkauften Tierfettes. Der Heizölpreis liegt beim achtfachen Wert. Zu sehr rümpfen potentielle Kunden derzeit noch die Nase ob der Aussicht, zukünftig statt mit Heizöl mit dem aus toten Tieren ausgepressten Fett zu heizen. Der Zweckverband Protec hofft darauf, dass sich dies in Zukunft ändert. Für die beteiligten Kommunen rechnet sich das Modellprojekt allemal. Da braucht der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle nicht lange kalkulieren:
Die Investition hat gekostet rund 1,3 Millionen Euro. Wir ersparen pro Jahr bei einer Million Heizölliter je nach Heizöl-Preis um die 500 000 Euro. Das heißt, in zweieindrittel Jahren haben wir die Investition wieder reingeholt. Ich gehe davon aus, dass die Anlage mindestens 10, 15 Jahre funktioniert. Da ist rechter Reingewinn im Sinne der Ökonomie drin, und für die Ökologie haben wir auch etwas getan.