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Heizung als Kraftwerk

In den meisten Heizungskellern wird außer Raumwärme allenfalls noch warmes Wasser erzeugt. Dabei könnte man ohne großen Aufwand zusätzlich Strom produzieren. Kraft-Wärme-Kopplung heißt das Prinzip, und in der Industrie wird es schon lange genutzt.

Von Rainer Langen |
    Um Strom selber zu machen, müssen Hausbesitzer keine Kraftwerkstechniker oder gar Elektroingenieure sein. Fertige Anlagen verschiedener Hersteller sind auf dem Markt zu haben. Serafin von Roon von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München erläutert, wie sie funktionieren.

    "Im Prinzip habe ich zum Beispiel einen Motor, der im Keller läuft, und ich nutze die Wärme, die dann bei der Stromerzeugung entsteht, in einem normalen Heizungssystem des Gebäudes."

    Motor an, Gas geben und den eigenen Strom zapfen, statt ihn zu steigenden Preisen aus dem öffentlichen Netz zu kaufen, das klingt verlockend einfach. Aber wer auf Teufel komm raus einfach nur viel Strom produzieren will, vergeudet Energie.
    "Wenn ich zu sehr auf den Strombedarf schaue, kann ich irgendwann in das Problem kommen, dass ich nicht mehr weiß, wohin mit der Wärme? Die kann zwar zwischendurch ein wenig zwischengespeichert werden, aber nicht beliebig viel und beliebig lange."

    Deswegen ist es wichtig, dass so ein Kleinstkraftwerk auch auf kleiner Flamme noch weiterlaufen kann, wenn zum Beispiel im Sommer nur noch ein bisschen warmes Wasser gebraucht wird. Bisher sind die meisten Anlagen auf dem Markt vor allem für Mehrfamilienhäuser und Gewerbebetriebe ausgelegt. In Olsberg im Sauerland werden jetzt Anlagen gebaut, die auch in Ein- bis Dreifamilienhäusern nicht mehr Wärme als nötig erzeugen.

    In der Testwerkstatt der Firma Otag brummt so ein Gerät vor sich hin. Es ist kaum größer als ein Gefrierschrank. Im Inneren stecken ein Gasbrenner und viel Elektronik - und eine kleine Dampfmaschine. Der Heizungsbrenner erzeugt Dampf, der eine Spule in einem Magnetfeld hin und herschiebt. Dabei entsteht elektrischer Strom. Das Maschinchen in der Heizung produziert im Minimum eine elektrische Leistung von rund 0,2 Kilowatt (kW). Soviel verbraucht ein Handmixer in der Küche beim Sahneschlagen. Die elektrische Höchstleistung von 2,2 Kilowatt würde ungefähr ausreichen, um zwei Staubsauger mit voller Kraft zu betreiben. Wenn mehr Strom gebraucht wird, kommt er aus dem Netz. Aber das kommt nur selten vor, erläutert Franz-Josef Schulte, einer der Erfinder des Mini-Heizkraftwerks:

    "Wir haben Untersuchungen gemacht darüber, wie oft wie viel kW im Haus gebraucht werden. Da hat sich herausgestellt, dass wir zu 99 Prozent weniger als drei kW, zu 97 Prozent weniger als zwei kW und immerhin noch 90 Prozent weniger als ein kW brauchen, wenn man das über die Zeit aufschlüsselt. Daran kann man erkennen, dass man mit ein bis zwei kW sehr gut liegt und das dann gut abfangen kann."

    Aber das Mini-Heizkraftwerk aus Olsberg ist vor allem eine Heizung. Strom wird nur bei Bedarf produziert. Wenn dabei Wärme entsteht, die nicht gebraucht wird, wird sie gespeichert. Wenn überhaupt keine Wärme mehr gebraucht wird, etwa im Sommer, dann schaltet sich die Anlage ab und der Strom kommt aus dem öffentlichen Netz. Die Anlagen aus Olsberg sind erst seit einem Jahr auf dem Markt, sie werden noch nicht in großen Stückzahlen produziert. Ob Dampf- oder Verbrennungsmotor, welche Technik die beste ist, hängt immer vom Einzelfall ab. Aber eines ist immer wichtig, dass sich die Hausbesitzer im Klaren darüber sind, wie viel Wärme im Haus gebraucht wird. Energieforscher Serafin von Roon:
    "Wie hoch ist der Wärmebedarf in der Spitze im Jahr, den muss ich betrachten, dann aber natürlich den Gesamtwärmebedarf über das Jahr; der ist sehr wichtig, dann aber auch die Grundlast: Das ist im Prinzip der Wärmebedarf, der das ganze Jahr über anfällt, auch im Sommer. Das sagt mir, wie gut ich die auch in diesen Schwachlastzeiten im Sommer betreiben kann."

    Nur wenn die Auslegung stimmt und das Hauskraftwerk möglichst häufig sinnvoll in Betrieb ist, lohnt sich die Investition.