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Heizwärme aus Stroh und Gülle

Bei steigenden Preisen für Öl und Gas wächst die Nachfrage nach alternativen Energiequellen. Denn umweltschonende Energieerzeugung kann neuerdings auch kurzfristig Kosten sparen. Auf der "new energy husum" in Husum zeigen bis Sonntag 121 Aussteller neue Produkte und Dienstleistungen rund um die alternativen Formen der Energieerzeugung.

Von Annette Eversberg | 23.03.2006
    Die "new energy" ist von den Veranstaltern bewusst als Marktplatz der Möglichkeiten konzipiert. Denn bei steigenden Energiepreisen wächst die Nachfrage. Das spürt auch der Anbieter von Photovoltaik-Anlagen, Sönke Bohm.

    "Die eine Sache ist natürlich der ökologische Aspekt, das andere ist aber auch die Marktanreize, die man hat, in erneuerbare Energien zu investieren, Geld anzulegen. Allgemein das Interesse an erneuerbaren Energien nimmt doch zu."

    Dass es weiter aufwärts geht, dafür hat die Bundesregierung mit der Verlängerung des Marktanreizprogramms in der vergangenen Woche gesorgt. Auch Schleswig-Holstein hat das Förderprogramm Biomasse und Energie noch einmal aufgestockt. Das merkt auch Volker Pries, der auf der "new energy" in Husum eine Anlage anbietet, die mit Stroh beheizt wird. Bei ihm läuft sie seit fünf Jahren im Dauerbetrieb.

    "Wir haben gebraucht äquivalent 100.000 Liter Heizöl. Und das ersetzen wir jetzt mit Stroh, cirka 300 Tonnen Stroh im Jahr, Fläche 60 bis 70 Hektar. Also wir haben eingespart. Wenn wir vom gegenwärtigen Preis für Heizöl ausgehen, dann ist es ein Sechstel vom Heizölpreis. "

    Dadurch hat sich die Anlage schnell amortisiert. Auch zugunsten der Umwelt. Denn die CO2-Einsparung liegt immerhin bei 270 Tonnen pro Jahr. Der Klimaschutz steht für die Nordelbische Kirche im Vordergrund, die sich diesmal besonders auf der Messe engagiert. Thomas Schaack begrüßt den sanften Druck der Kommunen, mit den regenerativen Energien voranzukommen.

    "Ich merke in der Raumplanung, in der Ausweisung von Baugebieten, dass da eine große Bereitschaft da ist, was zu verändern. Gerade bei Baugebieten spielt ja eine Rolle, dass man bereit ist, eine zentrale Energieversorgung zu machen, mit Blockheizkraftwerken und dergleichen. Und die Bereitschaft dazu, auch in kleinen, konservativen Gemeinden so etwas anzufangen und den Bauherren zu sagen, ihr dürft keine eigene Heizung haben, die machen wir zentral, diese Bereitschaft ist doch sehr ausgeprägt."

    Der richtige Umgang mit regenerativen Energieformen setzt jedoch voraus, dass auch das Management stimmt. Universitäten und Fachhochschulen aus Schleswig-Holstein nutzen deshalb die Forschungsförderung der EU, um den Umgang mit den Anlagen zu optimieren. Helga Andree von der Universität Kiel wird deshalb heute mit Kollegen aus Deutschland und Österreich darüber diskutieren, was eigentlich bei der Gärung im Biomasseheizwerk wirklich passiert.

    "Der Knackpunkt ist, dass der Fermenter derzeit noch immer als 'black box' betrachtet wird. Und so lange eine ausreichende Methanmenge erzeugt wird, so dass das Blockheizkraftwerk zumindest bei Nennleistung läuft, ist das zufriedenstellend, aber oftmals erreicht man dieses Ziel nicht. Da gibt es verschiedene Erhebungen, dass da noch erhebliche Defizite bestehen."

    Das betrifft unter anderem den Wirkungsgrad, der zwischen 30 und 80 Prozent schwanken kann. Auch die Technik, die bei den Biogasanlagen eingesetzt wird, ist nicht speziell dafür entwickelt worden. Man hat vielmehr die Ideen aus verschiedenen Bereichen übernommen, in denen jedoch mit anderen Brennstoffen gearbeitet wird. Helga Andree:

    "Zum Beispiel Gülletechnik, Rührwerke, Pumpen und so weiter. Die Stoffeigenschaften der Gülle sind doch etwas anders. Das heißt, es kommt zu Verstopfungen, zu Störfällen. In dem Moment, wenn eine Pumpe ausfällt, dann hat es natürlich auch wieder für den nachgelagerten Prozess Konsequenzen. Denn der Biogasprozess, der lebt davon, dass ich konstante, gleichbleibende Bedingungen habe."

    Große Probleme gibt es zum Teil noch bei den Emissionen von verschiedenen Biomasseheizkraftwerken. Staub und unangenehme Gerüche können darüber entscheiden, ob die Anwohner das Heizen mit regenerativer Energie akzeptieren. Christian Zeigerer vom Kompetenzzentrum Biomassenutzung der schleswig-holsteinischen Hochschulen betont, dass es dabei vor allem auf die Filtertechnik ankommt.

    "Man weiß, dass in Deutschland die Vorschriften besonders hoch sind. Und wir sind konkret mit unserem Kompetenzzentrum an einem Projekt dran, wo wir eben diese Filtertechnik versuchen zu verbessern, um solche Anlagen einfach letzten Endes verkaufbar zu machen."