Schon manchen Besucher haben die grell aufflammenden Glasmalereien der Krakauer Franziskanerkirche in Erstaunen versetzt. Alfred Döblin, der in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Krakau gereist war, fragte sich beim Anblick der Glasfenster fasziniert, ob "die Schwarzgüsse, umwallt von Güssen und Flüssen des Blau, durchzogen von Grün, durchströmt von Gelb und Gold" wohl Menschen darstellten. Döblin fand keine Antwort. Die Glasmalereien, auch heute unübersehbar für jeden Krakau-Besucher, sind ein Werk von Stanisław Wyspiański, der 1869 in Krakau zur Welt kam und dort 1907 starb.
Nun hat das polnische Kulturministerium den 100. Todestag zum Anlass genommen, dem Künstler ein ganzes Jahr zu widmen. 2007 ist Wyspiański-Jahr. Gefeiert wird der Maler, Restaurator, Buchillustrator, Dichter und Bühnenautor mit einem reichen Programm an Ausstellungen, Vorträgen und Inszenierungen. Seit Freitag zeigt dazu das Nationalmuseum Warschau eine umfangreiche Schau, die rund zweihundert Werke umfasst, darunter Landschaftsbilder und Porträtzeichnungen, Skizzen und Entwürfe zu Möbeln, Theaterkostümen, Fresken und - Glasarbeiten. Wyspiański, der in jungen Jahren Westeuropa bereist und unter anderem in Wien, Venedig und Paris Station gemacht hatte, ließ sich von Gauguin und Munch inspirieren. Er lernte verschiedene Zirkel der Sezession kennen, bevor er in seiner damals zu Österreich gehörenden Heimat Krakau zum Wegbereiter der polnischen Moderne avancierte. Ausstellungskuratorin Elżbieta Charazińska:
"Die Bezeichnung Sezession wäre zu eng für ihn, denn sie würde alles auf die Ebene von Mustern und Motiven bringen, ihn auf Stimmungen, Aufmachung und Dekoration beschränken. Er sah die Dinge aber viel einfacher und zugleich auch tiefer. Diejenigen, denen er begegnete, betrachtete er mit seinen stahlblauen Augen, und so war er imstande, die Wahrheit über einen Menschen zu sagen, selbst in den eher bescheidenen Porträtzeichnungen, die wir hier zeigen."
Für besondere Aufmerksamkeit im Warschauer Nationalmuseum sorgt ein Pastellbild. Zu sehen ist die Frau des Künstlers in volkstümlicher Tracht und der jüngste Sohn. Das Bild gehörte einst dem Krakauer Kunstsammler Józef Liebeskind. Seit dem Zweiten Weltkrieg galt es als verschollen und tauchte erst kürzlich in einem polnischen Auktionshaus wieder auf.
Die Ausstellung zeigt Wyspiańskis Werk indes nicht allein. So haben der Regisseur Andrzej Wajda und die Bühnenbildnerin Krystyna Zachwatowicz Requisiten, Kostüme, Photographien und Plakate beigesteuert. Sie stammen von ihren inzwischen ebenfalls historischen Wyspiański-Inszenierungen. Insbesondere Andrzej Wajdas Film nach dem Theaterklassiker "Die Hochzeit" von 1973 erregte auch international Aufmerksamkeit - soviel dass man den Filmemacher später das Stück auch auf der Bühne der Salzburger Festspiele inszenieren ließ.
Wyspiański Theaterstück, 1901 in Krakau uraufgeführt, handelt von der Hochzeitsfeier eines Dichterfreundes mit einer Frau aus dem Volke und beleuchtet dabei kritisch das Verhältnis Polens zu seiner nationalen Mythologie. Neben Requisiten und Kostümen kann man auf der Warschauer Ausstellung auch gleich den Film per Großbildschirm verfolgen. In der Tat scheint die "Hochzeit" auch dank Andrzej Wajda und Krystyna Zachwatowicz zu den Teilen des reichhaltigen Gesamtkunstwerks von Stanisław Wyspiański zu gehören, das sich bleibender Beliebtheit beim Publikum erfreut. Aus Sicht der nationalkonservativen Regierung und ihres Kulturministeriums gehört dieser Wyspiański, anders als etwa der Avantgardist Witold Gombrowicz, zum Kanon unumstrittener Nationalkultur. Dennoch vermag es Wyspiańskis Theater wohl, auch den aktuellen politischen Mythologien Polens ihren Spiegel vorzuhalten. Dem Nationalmuseum der Stadt Warschau, die der Krakauer Wyspiański übrigens nur einmal in seinem Leben besucht haben soll, ist eine originelle Ausstellungskomposition gelungen, auch wenn sich Kuratorin Elżbieta Charazińska in Bescheidenheit übt:
"Wir sind natürlich nicht der einzige Ort. Wenn man Wyspiański wirklich in seiner ganzen Größe erleben will, dann muss man unbedingt nach Krakau fahren und die Franziskanerkirche besuchen."
Nun hat das polnische Kulturministerium den 100. Todestag zum Anlass genommen, dem Künstler ein ganzes Jahr zu widmen. 2007 ist Wyspiański-Jahr. Gefeiert wird der Maler, Restaurator, Buchillustrator, Dichter und Bühnenautor mit einem reichen Programm an Ausstellungen, Vorträgen und Inszenierungen. Seit Freitag zeigt dazu das Nationalmuseum Warschau eine umfangreiche Schau, die rund zweihundert Werke umfasst, darunter Landschaftsbilder und Porträtzeichnungen, Skizzen und Entwürfe zu Möbeln, Theaterkostümen, Fresken und - Glasarbeiten. Wyspiański, der in jungen Jahren Westeuropa bereist und unter anderem in Wien, Venedig und Paris Station gemacht hatte, ließ sich von Gauguin und Munch inspirieren. Er lernte verschiedene Zirkel der Sezession kennen, bevor er in seiner damals zu Österreich gehörenden Heimat Krakau zum Wegbereiter der polnischen Moderne avancierte. Ausstellungskuratorin Elżbieta Charazińska:
"Die Bezeichnung Sezession wäre zu eng für ihn, denn sie würde alles auf die Ebene von Mustern und Motiven bringen, ihn auf Stimmungen, Aufmachung und Dekoration beschränken. Er sah die Dinge aber viel einfacher und zugleich auch tiefer. Diejenigen, denen er begegnete, betrachtete er mit seinen stahlblauen Augen, und so war er imstande, die Wahrheit über einen Menschen zu sagen, selbst in den eher bescheidenen Porträtzeichnungen, die wir hier zeigen."
Für besondere Aufmerksamkeit im Warschauer Nationalmuseum sorgt ein Pastellbild. Zu sehen ist die Frau des Künstlers in volkstümlicher Tracht und der jüngste Sohn. Das Bild gehörte einst dem Krakauer Kunstsammler Józef Liebeskind. Seit dem Zweiten Weltkrieg galt es als verschollen und tauchte erst kürzlich in einem polnischen Auktionshaus wieder auf.
Die Ausstellung zeigt Wyspiańskis Werk indes nicht allein. So haben der Regisseur Andrzej Wajda und die Bühnenbildnerin Krystyna Zachwatowicz Requisiten, Kostüme, Photographien und Plakate beigesteuert. Sie stammen von ihren inzwischen ebenfalls historischen Wyspiański-Inszenierungen. Insbesondere Andrzej Wajdas Film nach dem Theaterklassiker "Die Hochzeit" von 1973 erregte auch international Aufmerksamkeit - soviel dass man den Filmemacher später das Stück auch auf der Bühne der Salzburger Festspiele inszenieren ließ.
Wyspiański Theaterstück, 1901 in Krakau uraufgeführt, handelt von der Hochzeitsfeier eines Dichterfreundes mit einer Frau aus dem Volke und beleuchtet dabei kritisch das Verhältnis Polens zu seiner nationalen Mythologie. Neben Requisiten und Kostümen kann man auf der Warschauer Ausstellung auch gleich den Film per Großbildschirm verfolgen. In der Tat scheint die "Hochzeit" auch dank Andrzej Wajda und Krystyna Zachwatowicz zu den Teilen des reichhaltigen Gesamtkunstwerks von Stanisław Wyspiański zu gehören, das sich bleibender Beliebtheit beim Publikum erfreut. Aus Sicht der nationalkonservativen Regierung und ihres Kulturministeriums gehört dieser Wyspiański, anders als etwa der Avantgardist Witold Gombrowicz, zum Kanon unumstrittener Nationalkultur. Dennoch vermag es Wyspiańskis Theater wohl, auch den aktuellen politischen Mythologien Polens ihren Spiegel vorzuhalten. Dem Nationalmuseum der Stadt Warschau, die der Krakauer Wyspiański übrigens nur einmal in seinem Leben besucht haben soll, ist eine originelle Ausstellungskomposition gelungen, auch wenn sich Kuratorin Elżbieta Charazińska in Bescheidenheit übt:
"Wir sind natürlich nicht der einzige Ort. Wenn man Wyspiański wirklich in seiner ganzen Größe erleben will, dann muss man unbedingt nach Krakau fahren und die Franziskanerkirche besuchen."