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Helden der Arbeit, wenn man sie lässt

Zwei Drittel aller Studierenden hierzulande müssen Geld hinzuverdienen, um über die Runden zu kommen, erst recht dort, wo Studiengebühren verlangt werden. Doch rechtliche Hürden in Deutschland machen es gerade Studierenden aus Nicht-EU-Staaten schwer, ihr Studium durch Arbeit zu finanzieren. Das Beratungsangebot "Students at Work" des DGB will dabei helfen.

Von Ludger Fittkau |
    Sven Zimmermann studiert im dritten Semester Lehramt an der TU Darmstadt. Am Wochenende arbeitet er "rund ums Haus", wie er sagt, macht Gartenarbeiten oder tapeziert auch mal eine komplette Wohnung. Dass nun auch in Hessen zu Beginn des Wintersemesters in diesem Jahr Studiengebühren eingeführt werden sollen, macht ihn nicht bange:

    " Im Moment sieht es gut aus, wie ich mir das gedacht habe. Da ist genug zurückgelegt und da kommt auch genug wieder her, von daher passt es. Ne, jammern muss man bestimmt nicht, nicht in meiner Situation, andere wahrscheinlich schon, ich will das jetzt nicht pauschalisieren. "

    Auch Susan Massarat jammert nicht. Die Darmstädter Pädagogikstudentin, die aus dem Iran stammt, jobbt regelmäßig als Kinderfrau. Sie würde gerne mehr arbeiten:

    " Das geht so irgendwie, das ist anstrengend mit Lernen, aber das geht. Geld von meinen Eltern kriegen, das ist auch nicht so schön, aber leider haben wir nicht die Erlaubnis, so viel zu arbeiten, mit diesen 400 Euro. Ein bisschen mehr arbeiten zu dürfen, das wäre schön. "

    Die rechtlichen Hürden in Deutschland machen es gerade Studierenden aus nicht EU-Staaten schwer, ihr Studium selbst zu finanzieren, auch wenn sie es wollen. Vor allem die zeitliche Einschränkung der Arbeitserlaubnis ist ein Hindernis bei der Arbeitssuche, erklärt Anja Willmann von Students at Work, einem bundesweiten Beratungsangebot der DGB-Jugend:

    " Wir haben sowohl eine Internet-Beratung, die wird von Kollegen aus Berlin bearbeitet und eben eine Vor-Ort-Beratung, die wir zusammen mit dem Asta durchführen. "

    Dieses Angebot ist in Darmstadt vor allem für mehr als 4000 ausländischen Studierenden wichtig, von denen viele auf Jobs angewiesen sind. Dabei haben es Studierende aus Asien oder Afrika oft schwerer als Europäer, einen Job zu finden, stellt Anja Willmann fest:

    " Auf der einen Seite erwartet man, dass sie hier schnell ein Studium zu machen, auf der anderen Seite wird es ihnen schwer gemacht, überhaupt einen Job zu finden, weil zusätzlich kommen auch noch rassistische Aspekte dazu, dass Leute keinen Jobfinden, in der Kneipe oder Disco oder so was. "

    Auch die Brasilianerin Alma Zeo, die in Darmstadt Architektur studiert, hatte es als Nicht-EU-Bürgerin schwer, Arbeit zu finden. Jetzt jobbt sie an einem Imbissstand im Darmstädter Hauptbahnhof. Die Brasilianerin lässt sich durch die Doppelbelastung Arbeit- und Studium nicht abschrecken:

    " Wenn man es wirklich mag und es machen möchte - aber es wird halt schwierig. Ich habe Gott sei Dank nicht mehr so viel, ich habe noch drei Semester zu machen. "

    Dass sie demnächst auch noch das Geld für Studiengebühren erarbeiten muss, findet sie nicht gut -- aber:

    " Ich hoffe dann, wenn das jetzt alles teurer wird, wenn die Studiengebühren kommen Dass es bessere Bedingungen gibt, dass die Räume nicht so voll sind, dass es mehr wissenschaftliche Mitarbeiter gibt und solche Sachen. "


    Der Libanese Elias Schelhub studiert an der an der TU Darmstadt "Computational Engineering". Das Geld zum Leben verdient er, indem er wöchentlich 15 Stunden als Konstrukteur bei einer Ingenieursfirma arbeitet - in einem Bereich, der ohnehin seinen Studieninteressen entspricht und in dem es genug für ihn zu tun gibt:

    " Durch Beziehungen habe ich Arbeit gefunden. Ansonsten hat man keine Chance, solche Arbeit zu finden. Ja, ich könnte mehr Stunden arbeiten, aber das Studium wird länger. "

    Diese Erfahrung machen viele Studierende, die das Geld für die Hochschule erarbeiten müssen, bestätigt Anja Willmann von "Students at Work". Unter www.studentsatwork.org bietet die DGB-Beratungsstelle Tipps, wie man Probleme mit dem Job lösen kann:
    " Wenn sie Probleme haben in ihrem Nebenjob oder auch in ihrem Praktikum, das es zum Beispiel keine Bezahlung gibt oder kein Urlaub oder eben Probleme mit den Arbeitsbedingungen, das wir sie dort eben beraten, arbeitsrechtlich und sozialrechtlich. "

    Bei kleinen Problemen reiche oft schon ein Brief mit dem DGB-Briefkopf - wenn gar nichts mehr geht, schickt "Students at Work" aber auch manchmal jemanden zu den Anwälten der Gewerkschaften.