Auf einer großen grünen Wiese vor dem Hangar der Firma Agrarflug Helilift landet Pilot Robert Rücker seinen Hubschrauber. Langsam kommen die Rotoren zum Stehen. Mit im Cockpit, ein junger Portugiese, der eine Schulung auf dem Hubschrauber des Typs Bell 412 absolviert. Miguel will sich im Sommer als Hubschrauberpilot an der Waldbrandbekämpfung beteiligen. Bisher flog er nur als Co-Pilot mit. Dieses Jahr soll der 33-Jährige als verantwortlicher Pilot selbstständig Löscheinsätze fliegen. Gleich soll der Hubschrauber noch einmal abheben, denn Robert Rücker, ehemaliger Bundeswehr -Heeresflieger und seit 26 Jahren Chefpilot im Unternehmen, ist noch nicht zufrieden.
"Wir haben noch ein bisschen nachgetankt, ich will gleich noch eine Ausbildungsperiode machen, und dafür haben wir noch mal eben 200 Liter rein gehauen."
Man muss Feuer lesen können
Der hoch gewachsene 62-jährige Pilot im blau-grauen Fliegeroverall ist nach 42 Berufsjahren in der Luft zu Hause und für die Greenhorns ein erfahrener Lehrer. Heute steht noch ein Triebwerksausfall auf dem Programm. Das seien Sachen, die die Jungs beherrschen müssten, sagt er. Nicht nur Flugpraxis, sondern auch theoretisches Wissen in der Brandbekämpfung bekommt der Nachwuchs von Rücker vermittelt. Man müsse Feuer lesen können, sagt der erfahrene Pilot:
"Wo die hinlaufen, wie stark die sind, wie die sich entwickeln, wo die hinziehen, ob auf Ortschaften. Und dann muss man entscheiden, wo man anfängt zu löschen. Man sagt immer, den Kopf muss man kalt kriegen, dann werden die Feuer auch langsamer".
Für die Waldbrandbekämpfung eignen sich die amerikanischen Bell-Hubschrauber, die das Unternehmen Agrarflug Helilift einsetzt, besonders gut. Denn sie sind mittlere Transporthubschrauber, die zum Beispiel bis zu 1.500 Liter Wasser aufnehmen können. Dieses wird unter anderem aus Seen, Flüssen oder Talsperren angesaugt oder im Tiefflug in Wassersäcken aufgenommen.
Übers Feuer fliegen ist immer eine brenzlige Sache, gefährlich wird es aber, warnt Robert Rücker: "Wenn ich jetzt Pinienwälder habe, muss ich aus größerer Höhe daran, weil die Pinien, die explodieren, da gibt es Stichflammen, die sind 100 Meter hoch und dann sollte man in diesem Augenblick nicht drüber sein."
Kerngeschäft: Verkauf und Vermietung von Hubschraubern an internationale Kunden
Das Unternehmen Agrarflug Helilift ist jedoch nicht nur auf Waldbrandbekämpfung spezialisiert. Das weltweit tätige Unternehmen, das Dennis Beese mit seiner Mutter Sylvia führt, verfügt heute über 40 verschiedene Bell-Helikopter der US-Firma Textron und macht jährlich einen Umsatz von 23 Millionen Euro. Das Kerngeschäft besteht im Verkauf und der Vermietung ihrer Hubschrauber an internationale Kunden. Dies umfasst auch die Wartung und Instandhaltung der Fluggeräte. So war es nicht immer, sagt Dennis Beese:
"Wir sind entstanden als normaler Hubschrauberoperator vor jetzt ziemlich genau 40 Jahren. Wir haben ursprünglich angefangen mit normalen Agrarflügen, daher auch der Name Agraflug".
Der 2008 verstorbene Vater, der Landwirt Klaus Beese hat das Unternehmen 1976 mit einem Hubschrauber gegründet. Der flugbegeisterte Privatpilot hatte in Amerika gesehen, wie die Farmer dort ihre Felder aus der Luft besprühten. Das machte er dann hier im Münsterland auch so. Die ersten Kunden waren Nachbarn. Die Firma wuchs und bot zunächst Flüge in der Forst- und Landwirtschaft an sowie Leitungs- und Pipelinekontrollen für große Strom- und Gasversorger. Bald war das Ahlener Unternehmen auch regelmäßig bei der Waldbrandbekämpfung in Südeuropa dabei. Die UN und andere internationale Hilfsorganisationen baten um Unterstützung in Katastrophen, Krisen und Kriegsgebieten. Damals beim Seniorchef schon dabei: Hubschrauberpilot Robert Rücker:
"Der schlimmste Einsatz, das war Tadschikistan, da im Bürgerkrieg, das war schon hart."
UN, World-Food-Programm und internationale Ölgesellschaften
Nach dem Tod des Vaters hat Dennis Beese die Geschäftsleitung übernommen. Der 34-Jährige strukturierte um und konzentrierte sich hauptsächlich auf das Leasing-Geschäft mit Hubschraubern. Dabei muss der Kunde selbst den Piloten und die Crew stellen. Viele der alten Kunden wie die UN oder das World-Food-Programm sind dennoch geblieben. Hinzugekommen sind unter anderem internationale Ölgesellschaften. Dennis Beese:
"Wir haben Maschinen in Peru, in Ecuador, wir haben welche in Indien, wir haben welche Südafrika, im Kongo, zwei Stück in Nigeria und sind dann dort mit unseren Partnern unterwegs."
Leasingverträge haben je nach Einsatz verschieden lange Laufzeiten. Dann aber kommen alle Hubschrauber nach Ahlen zurück und werden dort von den Monteuren und Experten mehrere Monate auf Herz und Nieren geprüft, im Detail überholt und repariert. Dafür sind 250.000 Ersatzteile vor Ort ständig vorrätig. Im großen modernen Hangar fällt ein besonders strapazierter und mitgenommener Hubschrauber auf.
Vier Jahre war dieser lang nach Indien für eine Ölgesellschaft unterwegs. In zwei Monaten soll er wieder top fit und wie alle anderen Hubschrauber weiß lackiert in Portugal die Waldbrandbekämpfungssaison unterstützen, sagt Firmenchef Dennis Beese:
"Klar, wir sind jedes Jahr da wieder unterwegs, haben da wirklich auch langfristige Verträge da unten".
Und sicher ist Firefighter Robert Rücker auch wieder dabei.