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Heller als alle anderen

Astronomie. - Supernovae sind Sternenexplosionen, die für einige Tage heller leuchten als ganze Galaxien. US-Astronomen haben jetzt besonders helle Vertreter dieser feurigen Gattung entdeckt. In der aktuellen "Nature" berichten sie darüber.

Von Dirk Lorenzen |
    "We've found some of the most luminous supernovae, that have ever been seen. About a hundred times brighter than a normal supernova."

    Man habe die leuchtkräftigsten Supernova-Explosionen entdeckt, die je beobachtet wurden – etwa hundert Mal heller als normal, erklärt Robert Quimby, der mit einem Teleskop auf dem legendären Palomar Mountain systematisch den Himmel überwacht. Der junge Astronom vom California Institute of Technology in Pasadena hat dabei gleich vier außergewöhnlich helle Supernovae aufgespürt.

    "Wir haben es hier offenbar mit einem ganz neuen Supernova-Typ zu tun. Es könnte sich um den Tod eines sehr massereichen Sterns handeln, der etwa hundert Mal schwerer ist als die Sonne. So ein Stern stößt kurz vor seinem Ende die äußeren Hüllen in den Weltraum. Kommt es einige Zeit später zur Supernova, kracht das herausgeschleuderte Material in diese Hüllen und leuchtet hell auf. Vielleicht ist es aber auch eine normale Supernova, in deren Innerem sich ein schnell rotierender magnetischer Sternrest befindet. Dieses Objekt wird durch das Magnetfeld abgebremst. Dabei wird Energie frei, die die Explosion heller machen könnte als normale Supernovae."

    Die extreme Helligkeit und das sehr langsame Schwächerwerden über viele Wochen lassen sich jedenfalls nicht mit der "üblichen" Energiequelle für Supernova-Explosionen erklären, dem Zerfall radioaktiver Elemente. Jetzt soll das Paradeinstrument der Astronomen für Klarheit sorgen.

    "We just got our first observations with the Hubble Space Telescope two weeks ago and hopefully get better constraints on which one of these models is applicable."

    Vor zwei Wochen haben Robert Quimby und sein Team eine weitere sehr helle Supernova mit dem Hubble-Weltraumteleskop untersucht. Die Spektren im Ultraviolettbereich werden wohl zeigen, welches der Modelle das richtige ist. Zwar kommt auf etwa 10.000 normale Supernovae nur eine dieser neuen, außergewöhnlich hellen Klasse. Dennoch rätseln die Forscher, weshalb es so lange gedauert hat, diese exotischen Explosionen aufzuspüren.

    "Alle diese leuchtstarken Supernovae sind erstaunlicherweise in Zwerggalaxien aufgetreten, in den kleinsten Galaxien im Kosmos. Bisher hatten sich die Astronomen bei der Supernova-Suche vor allem auf große Galaxien konzentriert – vielleicht gibt es dort diese sehr hellen Supernovae nicht. Und bei den bisherigen Suchprogrammen hatte man stets nach einer speziellen Sorte von Explosionen gesucht, mit der sich der Kosmos vermessen lässt. Dabei schmeißt man alle Ereignisse, die nicht zu dieser Sorte gehören, einfach weg."

    Es lohnt sich also auch im Weltall, ganz genau hinzusehen. Weil diese neu entdeckten Supernova-Explosionen so hell sind, lassen sie sich über enorme Entfernungen von mehr als acht Milliarden Lichtjahren beobachten. Für die Astronomen sind sie damit im Wortsinne ein Geschenk des Himmels.

    "Diese Supernovae lassen sich nutzen, um die Zwerggalaxien zu untersuchen, in denen sie explodieren. Zwerggalaxien sind im Universum sehr wichtig, denn sie sind die Bausteine der großen Galaxien. Bisher ist es sehr schwierig, etwas über die leuchtschwachen Zwerge zu erfahren, zumal wenn sie weit entfernt sind. Aber diese Supernovae durchleuchten sie geradezu. Künftig werden wir mit diesen Explosionen die chemische Zusammensetzung und Bewegung von Zwerggalaxien selbst in sehr großen Entfernungen untersuchen."

    Die besonders hellen Supernovae sind also nicht nur selbst sehr interessant. Sie dienen den Astronomen jetzt als kosmische Leuchttürme, die zeigen, was in einigen bisher dunklen Ecken des Universums vor sich geht.