Zugleich veröffentlichte Brinkmann das akustische Selbstproträt "Autorenalltag", das er aus vielen Stunden Tonbandaufzeichnung zusammenschnitt. Die damals nicht veröffentlichten Aufnahmen hat seine Witwe Maleen Brinkmann nun dem Bayerischen Rundfunk zur Verfügung gestellt. Dramaturgin Katharina Agathos habe ich zu dieser Edition befragt.
Frank Olbert:
Frau Agathos, worum handelt es sich bei diesen Tonbandaufzeichnungen?
Katharina Agathos:
"Das sind Originaltonaufnahmen, die im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember 1973 in Köln entstanden sind. Rolf Dieter Brinkmann war mit einem Tonbandgerät unterwegs, das ihm der WDR für eine Sendung zur Verfügung gestellt hat. Er hat insgesamt über zehn Stunden aufgenommen und daraus eine Collage von 48 Minuten hergestellt. Das gesamte Material ist aber sehr spannend, weil es sowohl Monologe als auch Tonbandexperimente sind. Er hat mit dem Mikrophon und dem Tonbandgerät so ziemlich alles gemacht, was man sich vorstellen kann. "
Frank Olbert:
Er hat also nicht nur seine eigene Stimme aufgenommen. Hat er auch mit Geräuschen gespielt?
Katharina Agathos:
"Er hat selbst Geräusche erzeugt und hat auch diverse Alltagsgeräusche aufgenommen. Man hört ihn mit dem Mikrophon durch die Wohnung gehen und bei allem, was surrt und knurrt oder klingelt und fiept, hat er das Mikrophon davorgehalten. Er ist auch auf die Straße gegangen, hat Passanten angesprochen. Er ist durch den Schnee gestapft. Man hört seine knirschenden Schritte. Er ist die Treppen rauf und runter gelaufen und hat ins Mikrophon gekeucht."
Frank Olbert:
Da steht die Lust am Spiel schon auch in Zusammenhang mit seinem literarischen Werk, ja?
Katharina Agathos:
"Das würde ich auf jeden Fall so sehen. Diese intermedialen Grenzbereiche, die man auch in seinen zum Teil posthum herausgegebenen Textheften sieht, kann man hier im Akustischen genauso nachvollziehen."
Frank Olbert:
Senden Sie die Aufnahmen eins zu eins oder haben Sie sie noch einmal bearbeitet?
Katharina Agathos:
"Wir haben uns das zehnstündige Material mehrfach ganz angehört und haben dann beschlossen, dass wir nur die Sequenzen herausnehmen, die eindeutig als privat zu identifizieren sind oder die veröffentlicht Persönlichkeitsrechte verletzen würden, weil die Personen, die man da hört, nicht mehr ermittelbar waren, aber auch nicht innerhalb der Straßenumfragen einfach nur anonyme Passanten sind. "
Frank Olbert:
Wie aktuell ist Brinkmann?
Katharina Agathos:
"Er ist sehr aktuell, und zwar deshalb, weil er nicht so viele Nachahmer gefunden hat. Gerade, wenn man sich diese Tonbandaufnahmen anhört, kann man feststellen, dass es ein sehr solitäres Projekt ist. Ich kenne keine anderen deutschen Autoren, die so im positiven Sinn hemmungslos mit dem Medium Tonband umgegangen sind."
Der Bayerische Rundfunk beginnt seine Rolf Dieter Brinkmann - Reihe am Freitag, den 1. April um 20.30 Uhr auf Bayern 2 Radio mit dem ersten Teil der Tonbandaufzeichnungen unter dem Titel "Wörter Sex Schnitt".
Frank Olbert:
Frau Agathos, worum handelt es sich bei diesen Tonbandaufzeichnungen?
Katharina Agathos:
"Das sind Originaltonaufnahmen, die im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember 1973 in Köln entstanden sind. Rolf Dieter Brinkmann war mit einem Tonbandgerät unterwegs, das ihm der WDR für eine Sendung zur Verfügung gestellt hat. Er hat insgesamt über zehn Stunden aufgenommen und daraus eine Collage von 48 Minuten hergestellt. Das gesamte Material ist aber sehr spannend, weil es sowohl Monologe als auch Tonbandexperimente sind. Er hat mit dem Mikrophon und dem Tonbandgerät so ziemlich alles gemacht, was man sich vorstellen kann. "
Frank Olbert:
Er hat also nicht nur seine eigene Stimme aufgenommen. Hat er auch mit Geräuschen gespielt?
Katharina Agathos:
"Er hat selbst Geräusche erzeugt und hat auch diverse Alltagsgeräusche aufgenommen. Man hört ihn mit dem Mikrophon durch die Wohnung gehen und bei allem, was surrt und knurrt oder klingelt und fiept, hat er das Mikrophon davorgehalten. Er ist auch auf die Straße gegangen, hat Passanten angesprochen. Er ist durch den Schnee gestapft. Man hört seine knirschenden Schritte. Er ist die Treppen rauf und runter gelaufen und hat ins Mikrophon gekeucht."
Frank Olbert:
Da steht die Lust am Spiel schon auch in Zusammenhang mit seinem literarischen Werk, ja?
Katharina Agathos:
"Das würde ich auf jeden Fall so sehen. Diese intermedialen Grenzbereiche, die man auch in seinen zum Teil posthum herausgegebenen Textheften sieht, kann man hier im Akustischen genauso nachvollziehen."
Frank Olbert:
Senden Sie die Aufnahmen eins zu eins oder haben Sie sie noch einmal bearbeitet?
Katharina Agathos:
"Wir haben uns das zehnstündige Material mehrfach ganz angehört und haben dann beschlossen, dass wir nur die Sequenzen herausnehmen, die eindeutig als privat zu identifizieren sind oder die veröffentlicht Persönlichkeitsrechte verletzen würden, weil die Personen, die man da hört, nicht mehr ermittelbar waren, aber auch nicht innerhalb der Straßenumfragen einfach nur anonyme Passanten sind. "
Frank Olbert:
Wie aktuell ist Brinkmann?
Katharina Agathos:
"Er ist sehr aktuell, und zwar deshalb, weil er nicht so viele Nachahmer gefunden hat. Gerade, wenn man sich diese Tonbandaufnahmen anhört, kann man feststellen, dass es ein sehr solitäres Projekt ist. Ich kenne keine anderen deutschen Autoren, die so im positiven Sinn hemmungslos mit dem Medium Tonband umgegangen sind."
Der Bayerische Rundfunk beginnt seine Rolf Dieter Brinkmann - Reihe am Freitag, den 1. April um 20.30 Uhr auf Bayern 2 Radio mit dem ersten Teil der Tonbandaufzeichnungen unter dem Titel "Wörter Sex Schnitt".