Es riecht nach frischen Tomaten auf dem Markt von Bratislava. Die Bauern aus dem Umland haben die Stände gepachtet, jeden Tag fahren sie ihre Ernte früh morgens hinein in die Stadt. 30 Kronen, umgerechnet einen Euro kostet das Kilo Tomaten, die Schalen mit den ersten slowakischen Erdbeeren sind für 50 Cent zu haben, der Kohlrabi für 30 Cent. Zwischen den Händlern, vor denen sich Obst und Gemüse türmt, sitzt ein alter Mann auf einem Stück Pappe. Vor sich hat er auf einer umgedrehten Kiste sein Sortiment ausgebreitet: Zwei Tafeln Schokolade, eine Packung Suppenwürze, ein Pfund Kaffee und zwei Döschen mit Kosmetik will er heute verkaufen.
"Das ist ein Heller-Geschäft, wie man so schön sagt. Ich bin bei gutem Wetter jeden Tag hier, aber nur zwei Stunden am Vormittag. Ich habe Ware, die nicht verdirbt. Was ich heute nicht verkaufe, verkaufe ich eben morgen. Wissen Sie, ich freue mich, wenn ich mir so fünf Kronen dazu verdiene."
Fünf Kronen, das sind umgerechnet nicht einmal zehn Cent. Aber ihm ist jede einzelne Krone willkommen. Seine vier Kinder sind zwar schon lange aus dem Haus, aber irgendwie muss er sich selbst und seine Frau ja über die Runden bringen. 7.500 Kronen Rente bekommt er im Monat, das sind umgerechnet 250 Euro.
"Ich war in der Lebensmittelbranche. Eigentlich bin ich gar nicht schlecht dran, denn wir haben immer gespart. 23 Jahre habe ich in dem gleichen Unternehmen gearbeitet, kurz nach der Wende bin ich dann in Rente gegangen, 1992 war das."
Seit der Zeit beobachtet er, wie alles in der Slowakei teurer wird - und wie er selbst damit um das gebracht wird, was er sich im Laufe seines Arbeitslebens aufgebaut hat.
"Milch zum Beispiel hat am Anfang 2 Kronen gekostet, jetzt sind es 20 und manchmal sogar 25. Oder ein rohlik, unser spezielles slowakisches Brötchen: Das gab es für 20 Heller, jetzt sind wir bei einer Krone 90. Und die Rente hat sich kaum erhöht. Was wir uns heute kaufen können, entspricht lange nicht dem, was wir früher hatten."
Und wenn dann erst der Euro kommt, so fürchtet der alte Mann vom Markt in Bratislava, dann wird alles nochmal schwieriger. Im kommenden Jahr schon soll die Krone gegen den Euro getauscht werden, die Slowakei wird dann mit Abstand zum ärmsten Euro-Land. Trotzdem freuen sich die meisten Slowaken auf die Gemeinschaftswährung. Die Politiker sind quer durch die Parteienlandschaft Euro-Befürworter - endlich, so heißt es, werde man zum vollwertigen EU-Mitglied. In dieser Euphorie finden die sozial Schwachen und die Rentner kaum Gehör. Sie sind es, die nach derzeitigen Prognosen am meisten unter der Währungsumstellung leiden werden. Die linkspopulistische Regierung versucht, die Kritiker mit großen Versprechen zu beruhigen - so wie etwa Finanzminister Jan Poliacek.
"Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu einer übermäßigen Preiserhöhung kommen, weil bei uns der Markt funktioniert und die Preise reguliert. Wenn aber dennoch irgend etwas Unvorhersehbares passiert, ist die Regierung bereit, den Schwächsten zu helfen. Im Haushalt werden wir dafür ein Budget einkalkulieren."
Sogar ein neues Gesetz hat die Regierung schon auf den Weg gebracht, das im kommenden Jahr die Inflation dämpfen soll. Wer die Euro-Einführung dazu nutzt, die Preise unangemessen zu erhöhen, so steht es im Gesetzentwurf, der kann dafür sogar ins Gefängnis kommen.
Trotzdem: Die Sorgen bei den slowakischen Rentnern bleiben. Für das Land, so ist auch auf dem Gemüsemarkt in Bratislava immer wieder zu hören, sei die Euro-Einführung zwar ein wichtiger Schritt - für sich selbst aber können sie sich hier die neue Währung noch nicht so richtig vorstellen.
"Wir haben eben Angst vor Preiserhöhungen, sagt diese ältere Dame. Schauen Sie nur über die Grenze nach Österreich! Ich habe gelesen, dass ein Rentner dort 1.300 Euro hat. Neulich habe ich mir ausgerechnet, wie viel ich bekommen werde: Gerade einmal 260 Euro. Deshalb mache ich mir Sorgen - die Preise gehen nach oben, die Rente bleibt wo sie ist."
Der alte Mann, der hier auf dem Bordstein sein kleines Geschäft aufgebaut hat, fühlt sich trotz allem gut gewappnet für die Zukunft. Seine zwei Packungen Schokolade und das Pfund Kaffee werde er wohl auch in Zukunft verkaufen können, sagt er - und dann erzählt er von seiner Geschäftsphilosophie, die nicht so richtig zu den paar Päckchen passt, die er auf der Straße ausgebreitet hat.
"Sie müssen gute Ware haben und Sie müssen billig sein. Wer einmal im Geschäft gearbeitet hat so wie ich, der weiß das. Und Sie dürfen niemanden enttäuschen. sobald Sie jemanden enttäuschen, ist Schluss."
Er will nicht enttäuschen, auch nicht nach der Euro-Einführung. Nur eins sei wichtig, sagt der alte Mann beim Abschied: Er müsse gesund bleiben. Sobald er krank wird, könne er sich schließlich seine Rente nicht mehr aufbessern.
"Das ist ein Heller-Geschäft, wie man so schön sagt. Ich bin bei gutem Wetter jeden Tag hier, aber nur zwei Stunden am Vormittag. Ich habe Ware, die nicht verdirbt. Was ich heute nicht verkaufe, verkaufe ich eben morgen. Wissen Sie, ich freue mich, wenn ich mir so fünf Kronen dazu verdiene."
Fünf Kronen, das sind umgerechnet nicht einmal zehn Cent. Aber ihm ist jede einzelne Krone willkommen. Seine vier Kinder sind zwar schon lange aus dem Haus, aber irgendwie muss er sich selbst und seine Frau ja über die Runden bringen. 7.500 Kronen Rente bekommt er im Monat, das sind umgerechnet 250 Euro.
"Ich war in der Lebensmittelbranche. Eigentlich bin ich gar nicht schlecht dran, denn wir haben immer gespart. 23 Jahre habe ich in dem gleichen Unternehmen gearbeitet, kurz nach der Wende bin ich dann in Rente gegangen, 1992 war das."
Seit der Zeit beobachtet er, wie alles in der Slowakei teurer wird - und wie er selbst damit um das gebracht wird, was er sich im Laufe seines Arbeitslebens aufgebaut hat.
"Milch zum Beispiel hat am Anfang 2 Kronen gekostet, jetzt sind es 20 und manchmal sogar 25. Oder ein rohlik, unser spezielles slowakisches Brötchen: Das gab es für 20 Heller, jetzt sind wir bei einer Krone 90. Und die Rente hat sich kaum erhöht. Was wir uns heute kaufen können, entspricht lange nicht dem, was wir früher hatten."
Und wenn dann erst der Euro kommt, so fürchtet der alte Mann vom Markt in Bratislava, dann wird alles nochmal schwieriger. Im kommenden Jahr schon soll die Krone gegen den Euro getauscht werden, die Slowakei wird dann mit Abstand zum ärmsten Euro-Land. Trotzdem freuen sich die meisten Slowaken auf die Gemeinschaftswährung. Die Politiker sind quer durch die Parteienlandschaft Euro-Befürworter - endlich, so heißt es, werde man zum vollwertigen EU-Mitglied. In dieser Euphorie finden die sozial Schwachen und die Rentner kaum Gehör. Sie sind es, die nach derzeitigen Prognosen am meisten unter der Währungsumstellung leiden werden. Die linkspopulistische Regierung versucht, die Kritiker mit großen Versprechen zu beruhigen - so wie etwa Finanzminister Jan Poliacek.
"Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu einer übermäßigen Preiserhöhung kommen, weil bei uns der Markt funktioniert und die Preise reguliert. Wenn aber dennoch irgend etwas Unvorhersehbares passiert, ist die Regierung bereit, den Schwächsten zu helfen. Im Haushalt werden wir dafür ein Budget einkalkulieren."
Sogar ein neues Gesetz hat die Regierung schon auf den Weg gebracht, das im kommenden Jahr die Inflation dämpfen soll. Wer die Euro-Einführung dazu nutzt, die Preise unangemessen zu erhöhen, so steht es im Gesetzentwurf, der kann dafür sogar ins Gefängnis kommen.
Trotzdem: Die Sorgen bei den slowakischen Rentnern bleiben. Für das Land, so ist auch auf dem Gemüsemarkt in Bratislava immer wieder zu hören, sei die Euro-Einführung zwar ein wichtiger Schritt - für sich selbst aber können sie sich hier die neue Währung noch nicht so richtig vorstellen.
"Wir haben eben Angst vor Preiserhöhungen, sagt diese ältere Dame. Schauen Sie nur über die Grenze nach Österreich! Ich habe gelesen, dass ein Rentner dort 1.300 Euro hat. Neulich habe ich mir ausgerechnet, wie viel ich bekommen werde: Gerade einmal 260 Euro. Deshalb mache ich mir Sorgen - die Preise gehen nach oben, die Rente bleibt wo sie ist."
Der alte Mann, der hier auf dem Bordstein sein kleines Geschäft aufgebaut hat, fühlt sich trotz allem gut gewappnet für die Zukunft. Seine zwei Packungen Schokolade und das Pfund Kaffee werde er wohl auch in Zukunft verkaufen können, sagt er - und dann erzählt er von seiner Geschäftsphilosophie, die nicht so richtig zu den paar Päckchen passt, die er auf der Straße ausgebreitet hat.
"Sie müssen gute Ware haben und Sie müssen billig sein. Wer einmal im Geschäft gearbeitet hat so wie ich, der weiß das. Und Sie dürfen niemanden enttäuschen. sobald Sie jemanden enttäuschen, ist Schluss."
Er will nicht enttäuschen, auch nicht nach der Euro-Einführung. Nur eins sei wichtig, sagt der alte Mann beim Abschied: Er müsse gesund bleiben. Sobald er krank wird, könne er sich schließlich seine Rente nicht mehr aufbessern.