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Herausforderung Unternehmertum

Optimismus, Initiative, ein gesundes Maß an Risikobereitschaft und Mut zur Verantwortung zeichnen nach Meinung der Stiftung der Deutschen Wirtschaft einen guten Unternehmer aus. Um wieder mehr von diesen Merkmalen zu erleben, fördert die Stiftung zusammen mit der Heinz Nixdorf Stiftung Stipendiaten aller Studienrichtungen in einem Projekt namens " ". Davon profitieren auch Schüler, Auszubildende und junge Berufstätige.

Von Esther Körfgen |
    Es ist kurz vor 10, gleich kommen die Gäste, und Team Franken hat nicht mehr viel Zeit, alle wichtigen Stichwörter auf die Tafel zu schreiben. Bislang geht daraus nur hervor, dass die Gruppe Seminare geben will, für Haupt- und Realschüler - so genannte Benachteiligte - und zwar in Sachen Unternehmertum. Also, was fehlt noch? Die Studierenden stehen im Halbkreis um die Tafel. Na klar, die Knackpunkte des Projekts fehlen.

    " Wir müssen coole Namen finden, also es darf nicht so´n verstaubter Seminartitel sein sondern es muss nach was klingen, das muss cool sein. Was hatten wir noch als Knackpunkt .. ja, die Koordination, Kommunikation der Mitglieder. Weil wir n sehr großes Team sind, wir sind 20 Leute in unserer Gruppe plus fünf externe Experten ... "

    Schnell ist die Tafel jetzt gefüllt, die Gäste können kommen. Studierende und Alumni, die vor einem Jahr selbst hier gestanden und ihr Projekt vorgestellt haben. Jetzt haben sie es durchgeführt, können den Neuen davon berichten, ihnen ihre Erfahrungen und wertvolle Tipps mitgeben. Aber erstmal hören sie zu, was Ariane Stottmeister, BWL-Studentin aus Nürnberg, über das "Bildungswerk für Schüler" erzählt. Was sie jetzt auf die Beine stellen wollen und von der Stiftung finanziert bekommen:

    "Dass wir auf der einen Seite theoretisches Wissen vermitteln wollen, zum Beispiel für die Schüler: wie bewerbe ich mich, wie präsentiere ich mich, wie manage ich mich selber? Wir wollen sie sozusagen Unternehmer in eigener Sache werden lassen damit sie Stärken und Schwächen von sich selber erkennen. Gleichzeitig wollen wir ihnen auch die Möglichkeit geben das auch in der Praxis umzusetzen. Und dafür wird’s dann praktische Projekte geben "

    Jedem der insgesamt vier Teams steht für sein Projekt ein Budget von 30.000 Euro zur Verfügung. Damit müssen sie ein Jahr lang auskommen. Was die Franken ihren Schülern beibringen wollen - nämlich: wie sie mit einem bestimmten Etat auskommen, wie sie ihre Zeit einteilen und schließlich sich selbst organisieren - all das werden sie im Laufe des Projekts selbst lernen. Sprich: sie werden unternehmerisch tätig. Aber nur im besten Sinne, betont Hansi Schmidt, Maschinenbaustudent aus Erlangen:

    " Die Vision dahinter ist eine andere als das Wort Unternehmertum normalerweise beinhaltet. Es geht nicht darum dass wir konkret ein wirtschaftliches Ziel verfolgen und nur Gewinn erwirtschaften wollen, sondern es geht darum, dass wir für ne neue Zielgruppe, die bis jetzt in diesem Fokus überhaupt nicht stand, einfach die Möglichkeit eröffnen, sich selbst als Art Unternehmer zu vermarkten. "

    Jetzt aber muss er sich erst mal der Kritik der Gäste stellen. Die Studierenden aus Thüringen haben im vergangenen Jahr etwas ganz ähnliches gemacht. Deshalb können sie helfen:

    " Geht in die Schule hin, stellt euch da kurz vor, signalisiert denen: wir haben an euch ganz konkret Interesse und hört euch deren Erwartungen auch an, was erwarten die von euch. "

    Mit ihrer Wettbewerbsidee hatten die Studierenden 320 Schüler aus ganz Thüringen animiert, sich etwas originelles auszudenken. Zu der Frage, was sie machen würden, wenn sie auf Klassenfahrt verloren gingen und Geld verdienen müssten um nach Hause zu kommen. Von selbst gemachten Zwiebelfiguren bis zum Rosen- und Gedichtelieferanten für Verliebte war alles dabei. Die zehn besten Einsender wurden mit einem Projekttag belohnt, auf dem sie von den Studierenden alles zum Thema "Unternehmer werden" lernten. Für die Studierenden ein spannendes, aber auch aufwändige Unterfangen, erinnert sich Britta Gossel, Medienwissenschafts-Promoventin aus Ilmenau:

    " Wir mussten zum Beispiel ne Kapazitätsplanung machen die ganze Zeit, denn ehrenamtliches Arbeiten heißt eben, dass man nicht jeden Tag acht Stunden Zeit hat sondern wir mussten abchecken: wann ist jemand im Urlaub? Wann plant jemand ne größere Reise? / Das heißt wir mussten sehr stark jonglieren, wer hat wann Zeit wie machen wir das mit der Informationsübergabe. Also wie stellen wir sicher, dass die ganze Zeit jemand Bescheid weiß. "

    Was schon eher nach der Personal-Verwaltung eines kleinen Betriebs klingt, lässt die Neuen völlig kalt. Sie sind bereits bestens strukturiert: in eine Finanzabteilung, eine Presse- und Leitungsabteilung, usw. Sich selbst organisieren haben sie gelernt. Und auch der Hinweis, nichts sei wichtiger als gute Kooperationspartner, ist für sie kalter Kaffee. Die unbekannte Größe in ihrem Projekt ist vielmehr ihre Zielgruppe. Sind die Real- und Hauptschüler.

    " Weil das vielleicht nicht so ne Zielgruppe ist, die sich ganz so leicht ansprechen lässt, wir müssen die dafür begeistern das zu machen, weil’s für die vielleicht auch neu ist. "
    Aber da können die alten Hasen nun wirklich beruhigen: sie hätten am Anfang auch geunkt, dass bestimmt keiner bei ihrem Wettbewerb mitmachen würde. Die große Resonanz auf ihr Projekt sei daraufhin umso schöner gewesen. Und wenn es mal nicht so laufe wie geplant, rät Britta Gossel:

    " Ich glaube, nur der ist ein guter Unternehmer, der in der richtigen Situation auch mal sechs gerade sein lassen kann. "