In der opulenten Jubiläumsausgabe von "Lettre" findet sich auch die von Mark Danner schonungslos gezogene "Bilanz einer Niederlage" im Kampf gegen den internationalen Terror seit 9/11. Die Bestandsaufnahme des amerikanischen Essayisten gründet sich analytisch auf drei Begriffe:
Erstens die Fragmentierung - der Region und ihrer Probleme, erkennbar nicht nur im Irak, sondern auch im Libanon, in Palästina und anderswo in der Region;
Zweitens die Minderung - des amerikanischen Ansehens, sowohl militärisch als auch politisch, und somit der amerikanischen Stärke;
Drittens die Zerstörung - der politischen Einigkeit innerhalb der USA bezüglich einer starken globalen Rolle.
Als Beispiel für die "Fragmentierung der Region und ihrer Probleme" nennt Daniel Mützel in den "Blättern für deutsche und internationale Politik" den "Libanesischen Klientelismus". Nicht der antidemokratische Charakter des dortigen Systems stelle die größte Gefahr dar, sondern die Verschärfung der gesellschaftlichen Spannungen durch die konfessionelle Einbettung aller politisch relevanten Netzwerke. Mützel warnt nachdrücklich vor Interventionen, um einen "neuen Libanon" von außen herbeizuzwingen. Denn für ihn steht fest:
Solange eine interessengeleitete Einmischung, egal ob von syrisch-iranischer oder westlicher Seite anhält, wird die verheerende Konfessionalisierung der Politik weiter befördert.
Die Herausforderungen des internationalen Terrorismus diskutieren gleich mehrere Zeitschriften in ihren jüngsten Ausgaben.
Günter Nonnenmacher weist in der "Politischen Meinung" darauf hin, dass zwar alle Konflikte in der islamischen Welt irgendwie miteinander zusammenhingen, aber doch unterschiedliche Wurzeln und verschiedene Dynamiken hätten.
Jeder dieser Konflikte bedarf anderer Arten der Lösung oder zumindest der Eindämmung. Der Nahostkonflikt
zwischen Israel und den Palästinensern ist, was seine propagandistische Dimension angeht, die "Mutter aller Konflikte". Erst wenn er beruhigt oder gar gelöst ist, sind die arabischen Nachbarn, ist die islamische Welt gezwungen, ihren eigenen Problemen wirklich ins Auge zu sehen.
Der Frage, ob die arabische Welt noch zu reformieren sei, widmet sich auch Volker Perthes in der Zeitschrift "Universitas". Nüchtern stellt er fest, dass die liberale Demokratie derzeit - global betrachtet - kein Gewinnermodell darstelle. Im Gegenteil: Der Demokratieexport des Westens werde mit Schäden assoziiert. Sichtbarstes Zeichen: die Aufrüstung der von einem Regimewechsel bedrohten Herrscher. Deshalb gelte es noch mehr, sich bewusst zu machen,
dass wir uns nicht in einem Kulturkonflikt befinden, der "den Westen" gegen "den Islam" positionieren würde. Zweifellos ist der Graben zwischen diesen Kulturkreisen größer geworden.
Aber der eigentliche Kulturkonflikt findet nach wie vor zuerst innerhalb der arabisch-islamischen Zivilisation statt.
Zivilisation setzt freilich voraus, die Meinungsfreiheit nicht mit der Rücksicht auf religiöse Gefühle außer Kraft zu setzen.
So wurde in Österreich die Rede der streitbaren Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher von muslimischen Funktionären verhindert. Grund genug für "Cicero" auszugsweise nachzudrucken, was nicht gesagt werden durfte. Über gängige Gewaltdistanzierungsrituale hinaus rät Schirrmacher friedfertigen Muslims, sich den Koran vorzunehmen, um den gewalttätigen Islam gleichsam textexegetisch zu stellen. Denn:
Weder eine aus Angst heraus entstandene Abwehr gegen muslimische Nachbarn und Mitbürger noch eine Verharmlosung der politischen Aktivitäten der bekannten Gruppierungen wird dem friedlichen Zusammenleben und der konstruktiven Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft dienlich sein.
Am Ende unseres heutigen Streifzugs gilt es noch, dem alt-ehrwürdig gewordenen "Kursbuch" Adieu zu sagen. Trotz der verheißungsvollen Übernahme des notorischen Hinschmeißers Michael Naumann konnte sich das einst von Enzensberger gegründete Blatt nicht mehr behaupten. Unverdrossen hält indes Tilman Spengler, der langjährige treue Sachwalter des Blattes, nach einem neuen Verlag Ausschau. Freilich auch nach einer neuen jüngeren Redaktion. Denn mit Blick auf den jüngst bei "Emma" so kläglich gescheiterten Generationswechsel betont Spengler ausdrücklich:
Ich möchte nicht als Alice Schwarzer des Kursbuch enden.
Zitierte Zeitschriften:
- Lettre International
- Blätter für deutsche und internationale Politik
- Die Politische Meinung
- Universitas
- Cicero
Erstens die Fragmentierung - der Region und ihrer Probleme, erkennbar nicht nur im Irak, sondern auch im Libanon, in Palästina und anderswo in der Region;
Zweitens die Minderung - des amerikanischen Ansehens, sowohl militärisch als auch politisch, und somit der amerikanischen Stärke;
Drittens die Zerstörung - der politischen Einigkeit innerhalb der USA bezüglich einer starken globalen Rolle.
Als Beispiel für die "Fragmentierung der Region und ihrer Probleme" nennt Daniel Mützel in den "Blättern für deutsche und internationale Politik" den "Libanesischen Klientelismus". Nicht der antidemokratische Charakter des dortigen Systems stelle die größte Gefahr dar, sondern die Verschärfung der gesellschaftlichen Spannungen durch die konfessionelle Einbettung aller politisch relevanten Netzwerke. Mützel warnt nachdrücklich vor Interventionen, um einen "neuen Libanon" von außen herbeizuzwingen. Denn für ihn steht fest:
Solange eine interessengeleitete Einmischung, egal ob von syrisch-iranischer oder westlicher Seite anhält, wird die verheerende Konfessionalisierung der Politik weiter befördert.
Die Herausforderungen des internationalen Terrorismus diskutieren gleich mehrere Zeitschriften in ihren jüngsten Ausgaben.
Günter Nonnenmacher weist in der "Politischen Meinung" darauf hin, dass zwar alle Konflikte in der islamischen Welt irgendwie miteinander zusammenhingen, aber doch unterschiedliche Wurzeln und verschiedene Dynamiken hätten.
Jeder dieser Konflikte bedarf anderer Arten der Lösung oder zumindest der Eindämmung. Der Nahostkonflikt
zwischen Israel und den Palästinensern ist, was seine propagandistische Dimension angeht, die "Mutter aller Konflikte". Erst wenn er beruhigt oder gar gelöst ist, sind die arabischen Nachbarn, ist die islamische Welt gezwungen, ihren eigenen Problemen wirklich ins Auge zu sehen.
Der Frage, ob die arabische Welt noch zu reformieren sei, widmet sich auch Volker Perthes in der Zeitschrift "Universitas". Nüchtern stellt er fest, dass die liberale Demokratie derzeit - global betrachtet - kein Gewinnermodell darstelle. Im Gegenteil: Der Demokratieexport des Westens werde mit Schäden assoziiert. Sichtbarstes Zeichen: die Aufrüstung der von einem Regimewechsel bedrohten Herrscher. Deshalb gelte es noch mehr, sich bewusst zu machen,
dass wir uns nicht in einem Kulturkonflikt befinden, der "den Westen" gegen "den Islam" positionieren würde. Zweifellos ist der Graben zwischen diesen Kulturkreisen größer geworden.
Aber der eigentliche Kulturkonflikt findet nach wie vor zuerst innerhalb der arabisch-islamischen Zivilisation statt.
Zivilisation setzt freilich voraus, die Meinungsfreiheit nicht mit der Rücksicht auf religiöse Gefühle außer Kraft zu setzen.
So wurde in Österreich die Rede der streitbaren Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher von muslimischen Funktionären verhindert. Grund genug für "Cicero" auszugsweise nachzudrucken, was nicht gesagt werden durfte. Über gängige Gewaltdistanzierungsrituale hinaus rät Schirrmacher friedfertigen Muslims, sich den Koran vorzunehmen, um den gewalttätigen Islam gleichsam textexegetisch zu stellen. Denn:
Weder eine aus Angst heraus entstandene Abwehr gegen muslimische Nachbarn und Mitbürger noch eine Verharmlosung der politischen Aktivitäten der bekannten Gruppierungen wird dem friedlichen Zusammenleben und der konstruktiven Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft dienlich sein.
Am Ende unseres heutigen Streifzugs gilt es noch, dem alt-ehrwürdig gewordenen "Kursbuch" Adieu zu sagen. Trotz der verheißungsvollen Übernahme des notorischen Hinschmeißers Michael Naumann konnte sich das einst von Enzensberger gegründete Blatt nicht mehr behaupten. Unverdrossen hält indes Tilman Spengler, der langjährige treue Sachwalter des Blattes, nach einem neuen Verlag Ausschau. Freilich auch nach einer neuen jüngeren Redaktion. Denn mit Blick auf den jüngst bei "Emma" so kläglich gescheiterten Generationswechsel betont Spengler ausdrücklich:
Ich möchte nicht als Alice Schwarzer des Kursbuch enden.
Zitierte Zeitschriften:
- Lettre International
- Blätter für deutsche und internationale Politik
- Die Politische Meinung
- Universitas
- Cicero