Archiv


Herbsttagung der Agrarsozialen Gesellschaft zur neuen Agrarpolitik in Göttingen

Seit dem ersten BSE Fall in Deutschland stehen die deutschen Landwirte unter starkem öffentlichen Druck. Lebensmittelqualität spielt dabei die größte Rolle. Dieses Thema diskutiert heute auch die Agrarsoziale Gesellschaft (kurz ASG) auf ihrer Herbsttagung in Göttingen. Die Fragestellung der Tagung lautet: Die neue Agrarpolitik- Qualitätsorientierung contra Wettbewerb ? Carolin Hoffrogge hat sich bei der Tagung umgehört.

von Carolin Hoffrogge |
    Seit dem ersten BSE Fall in Deutschland stehen die deutschen Landwirte unter starkem öffentlichen Druck. Lebensmittelqualität spielt dabei die größte Rolle. Dieses Thema diskutiert heute auch die Agrarsoziale Gesellschaft (kurz ASG) auf ihrer Herbsttagung in Göttingen. Die Fragestellung der Tagung lautet: Die neue Agrarpolitik- Qualitätsorientierung contra Wettbewerb ? Carolin Hoffrogge hat sich bei der Tagung umgehört.

    Die Landwirte wollen und müssen gute Qualität liefern, darüber sind sich die Tagungsteilnehmer einig. Ihre Meinungsunterschiede liegen auf dem Weg zu dieser Qualität. So sieht Heinz- Christian Bär als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes zur Zeit starke Wettbewerbsnachteile auf die deutsche Landwirtschaft zu kommen. Er fordert von Landwirtschaftsministerin Renate Künast die 1 zu 1 Umsetzung der Brüsseler Agrarpolitik.

    Tierschutz wäre dann gewährleistet, wenn sie verhindern würde, das Produkte , die nicht nach unseren Standards erzeugt werden auch gar nicht in die deutsche Ladentheke kommen, sonst haben wir Wettbewerbsnachteile und der Verbraucher hat absolut nichts davon und es wird ihm etwas vorgespielt, was keine Politik halten kann.

    Vor allem die neue Legehennen Verordnung, ärgert Bär. Von dem deutschen Alleingang, das die Landwirte ab 2007 keine Legehennen mehr in Käfigen halten dürfen, profitiert seiner Meinung nach nicht mal der Verbraucher. Denn der will laut Bär vor allem billige Produkte kaufen.

    Die Franzosen beispielsweise nach den Kriterien produzieren können, dann glaubt die deutsche Hausfrau, sie würde Tierschutz betreibe, weiß aber nicht das bei ihr französische Eier im Kuchen landen. (...) Das gleiche gilt für die Schweinehaltungsverordnung, wenn wir hier Auflagen erhalten, die in andere Wettbewerber nicht haben, oh das die Dänen, die Franzosen oder wer auch immer ist, dann haben wir einen Wettbewerbsnachteil, denn die Produktion wir d automatisch zu den günstigeren Standorten wandern und im Rahmen der Globalisierung und Öffnung der Märkte werden die Produkte in unsere Ladentheke kommen, die Hausfrauen werden die Produkte nachfragen.

    Für Ministerialdirigent Erhard Schwinne aus dem Künast-Ministerium zählt dieses Argument nicht. Er will die Verbraucher mit aller Kraft von der Qualität der hiesig erzeugten Produkte überzeugen.

    Wer als Landwirt Qualität produziert hat ein Wettbewerbsvorsprung, das war früher so und das ist auch heute so, und es gibt viele Bsp. In anderen Mitgliedsstaaten, vor allem in Nordeuropa, Dänemark, Niederlande, Schweden, die schon Qualitätsvorsprünge haben und deswegen bessere Absatzchancen zum Beispiel auf dem großen deutschen Markt dadurch bekommen können.

    An diesen Qualitätsvorsprüngen bastelt zur Zeit das Kieler Landwirtschaftsministerium mit einem neuen Modell, erzählt Staatssekretär Aloys Altmann . Für ihn birgt sich der Schlüssel zum Erfolg in einer wirksamen Kontrolle der Lebensmittelqualität. Das neue Kieler Konzept heißt "Die vier Tore zur Qualität. Auf der "Grünen Woche " im Januar 2002 in Berlin stellt Altmann diese vier Tore erstmalig vor.

    Das beginnt bei der Erzeugung, im Stall und auf dem Feld, geht über die Handelsstufe, das ist die zweite, dann kommt die Verarbeitung als Dritte und dann kommt die Vermarktung als letzte Stufe, Das werden wir auch so visualisieren, auf den Produkten, das sie die Tore durchschreiten müssen, bevor sie auf den Esstischen landen. Das ist vor allem interessant für Fleisch und Wurstwaren, aber wir wollen das auch für alle andern agrarischen Produkte machen.

    So wie sein nordischer Kollege bringt auch der bayrische Ministerialdirigent Johann Haimerl eine gute Idee aus München mit. Qualität aus der Region für die Region, das hat sich die neugegründete Münchner GmbH mit dem Namen "Unser Land" auf die Fahnen geschrieben.

    Das ging in einzelnen Landkreisen los, die haben sich dann immer wieder umgesehen, wie machts der andere und haben gesehen, alleine sind wir zu schwach, wir müssen uns zusammentun und haben deswegen, eine eigene GmbH gegründet. Da ist der Erzeuger, der Händler, der Verarbeiter, der Verbraucher mitbeteiligt, um dieses als Gemeinschaftswerk der Region deutlich und verständlich zu machen.

    Fazit der Göttinger Herbsttagung der Agrarsozialen Gesellschaft: Kaufen die Verbraucher weniger Discount Lebensmittel, dafür aber höherwertige Lebensmittel aus der Region, haben die deutschen Bauern dadurch einen großen Wettbewerbsvorteil.