Da ist es, das "Unwort des Jahres 2007", frisch gekürt aus mehr als 900 Vorschlägen von der Jury einer "sprachkritischen Aktion" um den Frankfurter Germanisten Horst Dieter Schlosser: Nicht "Bundestrojaner" oder "Präventionsstaat", weder "klimaneutral" noch "epileptisches Singen" - sondern: "Herdprämie". Denn, so ließ die Jury erklären: "Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen." Damit entspricht es, wie die Sprachkritiker meinen, genau ihren Auswahlkriterien. Gesucht werden nämlich - Zitat - "sprachliche Missgriffe in der öffentlichen Kommunikation, die 2007 besonders negativ aufgefallen sind, weil sie sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen".
Herdprämie also: Da begeben wir uns mal auf die Suche nach dem linguistischen Migrationshintergrund dieser Sprachschöpfung - und wo landen wir? Richtig: Im familienpolitischen Kulturkampf des Jahres 2007 um die Förderung weiblicher Berufsarbeit. Bei der Formulierung eines großkoalitionären Kompromisses über den Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung - inklusive Rechtsanspruch auf Kitaplätze ab 2013 - hatte die CSU ihren christdemokratischen Parteifreunden ein Zugeständnis abgerungen: Auch wer daheim erzieht, soll demnach staatliches Fördergeld einstreichen dürfen. Ursula von der Leyen, die heilige Johanna der Kinderkrippen, hatte dieses Modell eine "bildungspolitische Katastrophe" genannt, musste dann aber gegen eigene Überzeugung die Front begradigen. Obwohl der begründete Verdacht besteht, dass manche Familien die öffentlichen Mittel weniger in die Förderung der Kinder als einfach in den Konsum stecken könnten: Premiere-Abo und Playstation statt Musikunterricht.
Als die kulturkonservativen Größen der Union trotz solcher Bedenken ihr Familienbild von der züchtigen, im Hause waltenden Gattin durchgedrückt hatten, da regte sich Spott auf dem linken Flügel: DGB-Chef Michael Sommer sprach von der "Stoiber-Prämie" als einem "Ausdruck reaktionärer Familienpolitik." Die Bundestagsabgeordnete Diana Golze von der Linksfraktion kritisierte, die SPD habe sich von der Union im Koalitionsausschuss "eine Herdprämie" aufschwatzen lassen.
Damit war das Wort in der Welt: "Herdprämie". Eine deftig-polemische Wendung aus dem politischen Meinungskampf, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen lässt. Aber diffamierend? Auf diese Idee kam vor der Jury um den Germanisten Schlosser vor allem der kreuzkatholische Bischof Walter Mixa. Der Begriff sei eine "Respektlosigkeit gegenüber Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Krippe schicken, sondern zu Hause betreuen." Die Diskriminierung eines ganzen Lebensentwurfs.
Hamses nicht ’ne Nummer kleiner, fragt da der Chronist, der sich noch gut daran erinnern kann, dass in den sittsamen Zeiten von Adenauers Familienminister Wuermeling die ermäßigte Bahnfahrkarte für Kinderreiche allenthalben als "Karnickelpass" bekannt war. Mit so fies verschleiernden Begriffen wie "ethnische Säuberung", "Kollateralschaden" oder "Entlassungsproduktivität" – alles "Unworte" vergangener Jahre - kann die "Herdprämie" sich wahrlich nicht messen und überhaupt: Denjenigen, der endlich mal vorschlägt mit diesen Rankings und Hitparaden à la "beste Universität" oder "größter Deutscher aller Zeiten" aufzuhören, den ernennen wir hiermit zum Mitarbeiter des Monats.
Herdprämie also: Da begeben wir uns mal auf die Suche nach dem linguistischen Migrationshintergrund dieser Sprachschöpfung - und wo landen wir? Richtig: Im familienpolitischen Kulturkampf des Jahres 2007 um die Förderung weiblicher Berufsarbeit. Bei der Formulierung eines großkoalitionären Kompromisses über den Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung - inklusive Rechtsanspruch auf Kitaplätze ab 2013 - hatte die CSU ihren christdemokratischen Parteifreunden ein Zugeständnis abgerungen: Auch wer daheim erzieht, soll demnach staatliches Fördergeld einstreichen dürfen. Ursula von der Leyen, die heilige Johanna der Kinderkrippen, hatte dieses Modell eine "bildungspolitische Katastrophe" genannt, musste dann aber gegen eigene Überzeugung die Front begradigen. Obwohl der begründete Verdacht besteht, dass manche Familien die öffentlichen Mittel weniger in die Förderung der Kinder als einfach in den Konsum stecken könnten: Premiere-Abo und Playstation statt Musikunterricht.
Als die kulturkonservativen Größen der Union trotz solcher Bedenken ihr Familienbild von der züchtigen, im Hause waltenden Gattin durchgedrückt hatten, da regte sich Spott auf dem linken Flügel: DGB-Chef Michael Sommer sprach von der "Stoiber-Prämie" als einem "Ausdruck reaktionärer Familienpolitik." Die Bundestagsabgeordnete Diana Golze von der Linksfraktion kritisierte, die SPD habe sich von der Union im Koalitionsausschuss "eine Herdprämie" aufschwatzen lassen.
Damit war das Wort in der Welt: "Herdprämie". Eine deftig-polemische Wendung aus dem politischen Meinungskampf, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen lässt. Aber diffamierend? Auf diese Idee kam vor der Jury um den Germanisten Schlosser vor allem der kreuzkatholische Bischof Walter Mixa. Der Begriff sei eine "Respektlosigkeit gegenüber Eltern, die ihre Kinder nicht in eine Krippe schicken, sondern zu Hause betreuen." Die Diskriminierung eines ganzen Lebensentwurfs.
Hamses nicht ’ne Nummer kleiner, fragt da der Chronist, der sich noch gut daran erinnern kann, dass in den sittsamen Zeiten von Adenauers Familienminister Wuermeling die ermäßigte Bahnfahrkarte für Kinderreiche allenthalben als "Karnickelpass" bekannt war. Mit so fies verschleiernden Begriffen wie "ethnische Säuberung", "Kollateralschaden" oder "Entlassungsproduktivität" – alles "Unworte" vergangener Jahre - kann die "Herdprämie" sich wahrlich nicht messen und überhaupt: Denjenigen, der endlich mal vorschlägt mit diesen Rankings und Hitparaden à la "beste Universität" oder "größter Deutscher aller Zeiten" aufzuhören, den ernennen wir hiermit zum Mitarbeiter des Monats.