Punkt 17 Uhr wurden heute für eine Minute in Warschau die Uhren angehalten, blieben Passanten, Räder, Autos, Busse, Straßenbahnen stehen, ertönten Sirenen. Keine Gedenk-Routine, zu lange war der Aufstand ignoriert worden, erst von der Roten Armee, die fast tatenlos zusah, wie Polen gegen die haushoch überlegenen Deutschen kämpften, dann vom kommunistischen Regime, das an die unterlassene sowjetische Hilfeleistung lieber nicht rührte. Umso wichtiger war und ist der Aufstand für das Selbstverständnis der Nation heute. Umso folgerichtiger, dass er immer wieder neu diskutiert wird. Adam Krzeminski, Deutschland-Kenner und Publizist, schlug zum kommenden 70. Jahrstag 2014 einen gemeinsamen, deutsch-polnischen Film über den Aufstand vor, quasi als Wiedergutmachung für den in Polen vielgescholtenen ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter", nachdem eine Koproduktion über ein differenzierteres Porträt der polnische Heimat-Armee erwogen wurde.
Außerdem, so der Journalist des Nachrichtenmagazins "Polityka", gebe es auch in Polen noch nicht den gültigen Aufstandsfilm. Von deutscher Seite erwartet er, die Besetzung Polens - so wörtlich – als kriminelle, politische und moralische Schuld der Väter und Großväter darzustellen, die menschliche Vielschichtigkeit der Verbrecher zu zeigen. Für den Historiker am polnischen Institut für nationales Gedenken, IPN, Wukasch Michalski ist der Warschauer Aufstand zu wenig im Geschichtsbild der Deutschen präsent.
"Während des Warschauer Aufstandes haben die Deutschen in knapp acht Tagen 50.000 Menschen ermordet. Das ist absolut beispiellos. Es gibt Rapporte von deutschen Offizieren, sehr korrekt niedergeschrieben, dass sie zu wenig Munition für das tausendfache Töten hatten. Deswegen hätten sie Menschen in Kellern getrieben und dort mit Granaten oder Flammenwerfern getötet. Weil das billiger war."
Der polnische Historiker stört sich zudem an der Ungenauigkeit, mit der über die deutschen Kriegsverbrechen während des Aufstands und danach berichtet wird.
"Man spricht über Vernichtung der Stadt während des Warschauer Aufstandes. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, denn In Warschau waren zwar Schäden durch Bombardements und Kämpfe entstanden, aber die hielten sich vergleichsweise in Grenzen. Die eigentliche Zerstörung Warschaus fand nach dem Aufstand statt. Danach wurden 90 Prozent der Stadt zerstört. Die Bevölkerung, was von ihr übrig war, wurde fortgejagt, und die Häuser, eins nach dem anderen, gesprengt und verbrannt. Warschau wurde dem Erdboden gleichgemacht. Nicht als Teil der Kriegsführung, sondern als geplante Abbruchaktion. Vor dem Krieg lebten zwei Millionen Menschen hier, nach dem Warschauer Aufstand 3000."
Noch immer wüssten zu wenige Deutsche über diese Verbrechen Bescheid, würden den Warschauer Aufstand mit dem Ghetto-Aufstand verwechseln.
Die gigantischen Verluste stehen derzeit im Zentrum einer neuen Debatte, die Polen seit kurzem erregt. Der Sinn des Aufstands wird ganz und gar in Frage gestellt, gerade weil die Deutschen übermächtig stark waren, die Polen nur verlieren konnten.
"Die polnischen Offiziere haben schlechte Arbeit geleistet. Sie haben die Besten der jungen Generation geopfert, die Blüte der Nation, die uns nach dem Krieg so fehlte, für einen todesmutigen Kampf im Namen einer politischen Illusion. Ein Kampf, der mit einer katastrophaler Niederlage enden musste, diese fatale Fehler kann man nicht gutheißen",
findet der Historiker Pjotr Zychowicz. Der Aufstand sei ein Geschenk an Stalin gewesen, lautet die zugespitzte These in seinem Buch "Wahnsinn 44".
Außerdem, so der Journalist des Nachrichtenmagazins "Polityka", gebe es auch in Polen noch nicht den gültigen Aufstandsfilm. Von deutscher Seite erwartet er, die Besetzung Polens - so wörtlich – als kriminelle, politische und moralische Schuld der Väter und Großväter darzustellen, die menschliche Vielschichtigkeit der Verbrecher zu zeigen. Für den Historiker am polnischen Institut für nationales Gedenken, IPN, Wukasch Michalski ist der Warschauer Aufstand zu wenig im Geschichtsbild der Deutschen präsent.
"Während des Warschauer Aufstandes haben die Deutschen in knapp acht Tagen 50.000 Menschen ermordet. Das ist absolut beispiellos. Es gibt Rapporte von deutschen Offizieren, sehr korrekt niedergeschrieben, dass sie zu wenig Munition für das tausendfache Töten hatten. Deswegen hätten sie Menschen in Kellern getrieben und dort mit Granaten oder Flammenwerfern getötet. Weil das billiger war."
Der polnische Historiker stört sich zudem an der Ungenauigkeit, mit der über die deutschen Kriegsverbrechen während des Aufstands und danach berichtet wird.
"Man spricht über Vernichtung der Stadt während des Warschauer Aufstandes. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, denn In Warschau waren zwar Schäden durch Bombardements und Kämpfe entstanden, aber die hielten sich vergleichsweise in Grenzen. Die eigentliche Zerstörung Warschaus fand nach dem Aufstand statt. Danach wurden 90 Prozent der Stadt zerstört. Die Bevölkerung, was von ihr übrig war, wurde fortgejagt, und die Häuser, eins nach dem anderen, gesprengt und verbrannt. Warschau wurde dem Erdboden gleichgemacht. Nicht als Teil der Kriegsführung, sondern als geplante Abbruchaktion. Vor dem Krieg lebten zwei Millionen Menschen hier, nach dem Warschauer Aufstand 3000."
Noch immer wüssten zu wenige Deutsche über diese Verbrechen Bescheid, würden den Warschauer Aufstand mit dem Ghetto-Aufstand verwechseln.
Die gigantischen Verluste stehen derzeit im Zentrum einer neuen Debatte, die Polen seit kurzem erregt. Der Sinn des Aufstands wird ganz und gar in Frage gestellt, gerade weil die Deutschen übermächtig stark waren, die Polen nur verlieren konnten.
"Die polnischen Offiziere haben schlechte Arbeit geleistet. Sie haben die Besten der jungen Generation geopfert, die Blüte der Nation, die uns nach dem Krieg so fehlte, für einen todesmutigen Kampf im Namen einer politischen Illusion. Ein Kampf, der mit einer katastrophaler Niederlage enden musste, diese fatale Fehler kann man nicht gutheißen",
findet der Historiker Pjotr Zychowicz. Der Aufstand sei ein Geschenk an Stalin gewesen, lautet die zugespitzte These in seinem Buch "Wahnsinn 44".