Am Studienkolleg in Bonn ist man über die Vorgehensweise von NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart empört. Der wolle eine ergebnisoffene Diskussion in Ausschüssen und im Plenum offenbar verhindern und stattdessen kurzen Prozess machen. Dabei wären die Studienkollegs zu Reformen bereit. Auch Qualitätsmängel streiten sie nicht ab. Jochen Bartsch, Direktor des Studienkollegs in Bonn.
" Die werden von den Kollegs seit Jahren selber bemängelt und die liegen im Wesentlichen daran, dass die Zugangsbedingungen für die Kollegs sich nicht in gewünschtem Maße an der Qualifizierung und Qualität der Bewerber orientieren, sondern diese Aufnahmen derzeit nach Eingang der Bewerbungsunterlagen gemacht werden können und dass wir eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung haben, die die Überprüfung und Sicherung der Qualität nicht in wünschenswertem Maße zulässt."
Selbstkritik und Wille zur Veränderung ist da, scheinen aber nicht gewünscht. NRW plant als bisher einziges Bundesland, die Studienkollegs abzuschaffen. Die Vorwürfe: die Kollegs seien zu teuer, bildeten zu wenige Studenten aus und produzierten größtenteils Studienabbrecher. Auslöser für die Kritik war eine Studie des Landesrechnungshofes. Doch die rein betriebswirtschaftliche Untersuchung sei der völlig falsche Ansatz gewesen - so Jochen Bartsch.
" Man kann eine Bildungseinrichtung wie ein Studienkolleg eben nicht ein einem rein Kosten-Nutzen-Verhältnis berücksichtigen, sondern man muss etwas berücksichtigen, das in die Bedenken des Landesrechnungshofes nicht einfließen konnte: nämlich, dass die Aufgabe des Studienkollegs ganz wesentlich darin besteht, junge, bildungsfähige, an Deutschland interessierte junge Menschen auf das universitäre Leben vorzubereiten."
Genau das passiert zwei Etagen tiefer. Im so genannten M-Kurs lernen angehende Medizin-Studenten das notwendige Fachvokabular in ihrem zukünftigen Studienfach.
Lehrerin: " Wie wirken Antibiotika? Sie haben gerade einen Mechanismus genannt, Herr Kerrad "
Die Studenten sollen rekapitulieren, was sie am Vortag beim Dies academicus, beim Tag der offenen Tür in der Uni, so alles mitbekommen haben.
Schüler: " Die Bakterien werden - wie sagt man das - "immuniert"."
Lehrerin: " Nicht "immuniert", sondern "immun"."
Schüler: " Immun gegen diese...... Antibiotika."
Die meisten Studenten sind froh, dass sie am Studienkolleg noch ein Jahr Schonfrist haben, bevor der Universitätsalltag richtig losgeht. Auch die 22-jährige Audrey Noube aus Zimbabwe:
" Ich finde es sehr gut, weil ich schon seit vier Jahren Abitur gemacht habe und wenn ich jetzt direkt in die Universität gehe, dann habe ich fast alles vergessen. Also - es ist so eine "Erfrischung". Es ist gut. Ich lerne alle Begriffe auf Deutsch, so dass ich mich nicht verloren fühle, wenn ich in der Universität bin."
Dass die Studienkollegs zum großen Teil gute Arbeit machen, das hat auch eine Studie des Hochschul-Informations-Systems herausgefunden und damit einen wesentlichen Kritikpunkt des Landesrechnungshofes wissenschaftlich widerlegt, die angeblich hohen Abbrecherquoten. Studienkollegleiter Jochen Bartsch.
"...und es zeigte sich, dass diejenigen, die ein Studienkolleg absolviert hatten, eine doppelt so hohe Erfolgsquote hatten wie ausländische Studierende, die nicht durch ein Kolleg gegangen waren."
Doch trotz solcher Erfolge droht insbesondere den Studienkollegs der Universitäten Aachen, Bonn, Köln und Münster die Schließung, denn sie können nicht mit einer Unterstützung ihrer Hochschulen rechnen. Andreas Archut, Pressesprecher der Uni Bonn.
" Es mag vereinzelt tatsächlich Erfolge der Studienkollegs geben, aber das ist sehr partikulär und es kommt nur sehr wenigen Studenten tatsächlich zugute. Bei uns in Bonn beispielsweise sind das gerade mal 5 Prozent der ausländischen Studenten - das ist eine immer weiter sinkende Zahl - tatsächlich vorher im Studienkolleg gewesen. Mit der Einführung der gestuften Studiengänge Bachelor und Master hat sich die Betreuungssituation an den Unis grundlegend verändert, eine vorgeschaltete schulische Ausbildung für ausländische Studierende halten wir daher nicht mehr für sinnvoll."
Stattdessen will die Universität Bonn Geld und Stellen der Studienkollegs übernehmen und ausländische Studierende künftig selber betreuen. Angenommen werden sollen hauptsächlich Studenten, die bereits über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen. Eventuelle Defizite sollen studienbegleitend durch Kurse und Tutorien behoben werden. Auf die Erfahrung der Studienkollegs wolle man nicht zurückgreifen, bedauert Direktor Jochen Bartsch
" Es wäre sicherlich viel besser und angeraten, wenn die Uni Bonn bereit wäre an dieser sicherlich wichtigen Aufgabe zusammen zu arbeiten. Aber sie nimmt für sich gegenwärtig in Anspruch, dass die Kollegs hier überhaupt nicht mehr erwünscht sind in ihrer Arbeit, sondern dass sie das alleine kann - und das ist definitiv eine Fehleinschätzung. "
Fehleinschätzung oder nicht. Der Zugang zu den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen wird für ausländische Studierende wahrscheinlich schwieriger werden: besonders für Studierende aus Entwicklungsländern.
" Die werden von den Kollegs seit Jahren selber bemängelt und die liegen im Wesentlichen daran, dass die Zugangsbedingungen für die Kollegs sich nicht in gewünschtem Maße an der Qualifizierung und Qualität der Bewerber orientieren, sondern diese Aufnahmen derzeit nach Eingang der Bewerbungsunterlagen gemacht werden können und dass wir eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung haben, die die Überprüfung und Sicherung der Qualität nicht in wünschenswertem Maße zulässt."
Selbstkritik und Wille zur Veränderung ist da, scheinen aber nicht gewünscht. NRW plant als bisher einziges Bundesland, die Studienkollegs abzuschaffen. Die Vorwürfe: die Kollegs seien zu teuer, bildeten zu wenige Studenten aus und produzierten größtenteils Studienabbrecher. Auslöser für die Kritik war eine Studie des Landesrechnungshofes. Doch die rein betriebswirtschaftliche Untersuchung sei der völlig falsche Ansatz gewesen - so Jochen Bartsch.
" Man kann eine Bildungseinrichtung wie ein Studienkolleg eben nicht ein einem rein Kosten-Nutzen-Verhältnis berücksichtigen, sondern man muss etwas berücksichtigen, das in die Bedenken des Landesrechnungshofes nicht einfließen konnte: nämlich, dass die Aufgabe des Studienkollegs ganz wesentlich darin besteht, junge, bildungsfähige, an Deutschland interessierte junge Menschen auf das universitäre Leben vorzubereiten."
Genau das passiert zwei Etagen tiefer. Im so genannten M-Kurs lernen angehende Medizin-Studenten das notwendige Fachvokabular in ihrem zukünftigen Studienfach.
Lehrerin: " Wie wirken Antibiotika? Sie haben gerade einen Mechanismus genannt, Herr Kerrad "
Die Studenten sollen rekapitulieren, was sie am Vortag beim Dies academicus, beim Tag der offenen Tür in der Uni, so alles mitbekommen haben.
Schüler: " Die Bakterien werden - wie sagt man das - "immuniert"."
Lehrerin: " Nicht "immuniert", sondern "immun"."
Schüler: " Immun gegen diese...... Antibiotika."
Die meisten Studenten sind froh, dass sie am Studienkolleg noch ein Jahr Schonfrist haben, bevor der Universitätsalltag richtig losgeht. Auch die 22-jährige Audrey Noube aus Zimbabwe:
" Ich finde es sehr gut, weil ich schon seit vier Jahren Abitur gemacht habe und wenn ich jetzt direkt in die Universität gehe, dann habe ich fast alles vergessen. Also - es ist so eine "Erfrischung". Es ist gut. Ich lerne alle Begriffe auf Deutsch, so dass ich mich nicht verloren fühle, wenn ich in der Universität bin."
Dass die Studienkollegs zum großen Teil gute Arbeit machen, das hat auch eine Studie des Hochschul-Informations-Systems herausgefunden und damit einen wesentlichen Kritikpunkt des Landesrechnungshofes wissenschaftlich widerlegt, die angeblich hohen Abbrecherquoten. Studienkollegleiter Jochen Bartsch.
"...und es zeigte sich, dass diejenigen, die ein Studienkolleg absolviert hatten, eine doppelt so hohe Erfolgsquote hatten wie ausländische Studierende, die nicht durch ein Kolleg gegangen waren."
Doch trotz solcher Erfolge droht insbesondere den Studienkollegs der Universitäten Aachen, Bonn, Köln und Münster die Schließung, denn sie können nicht mit einer Unterstützung ihrer Hochschulen rechnen. Andreas Archut, Pressesprecher der Uni Bonn.
" Es mag vereinzelt tatsächlich Erfolge der Studienkollegs geben, aber das ist sehr partikulär und es kommt nur sehr wenigen Studenten tatsächlich zugute. Bei uns in Bonn beispielsweise sind das gerade mal 5 Prozent der ausländischen Studenten - das ist eine immer weiter sinkende Zahl - tatsächlich vorher im Studienkolleg gewesen. Mit der Einführung der gestuften Studiengänge Bachelor und Master hat sich die Betreuungssituation an den Unis grundlegend verändert, eine vorgeschaltete schulische Ausbildung für ausländische Studierende halten wir daher nicht mehr für sinnvoll."
Stattdessen will die Universität Bonn Geld und Stellen der Studienkollegs übernehmen und ausländische Studierende künftig selber betreuen. Angenommen werden sollen hauptsächlich Studenten, die bereits über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen. Eventuelle Defizite sollen studienbegleitend durch Kurse und Tutorien behoben werden. Auf die Erfahrung der Studienkollegs wolle man nicht zurückgreifen, bedauert Direktor Jochen Bartsch
" Es wäre sicherlich viel besser und angeraten, wenn die Uni Bonn bereit wäre an dieser sicherlich wichtigen Aufgabe zusammen zu arbeiten. Aber sie nimmt für sich gegenwärtig in Anspruch, dass die Kollegs hier überhaupt nicht mehr erwünscht sind in ihrer Arbeit, sondern dass sie das alleine kann - und das ist definitiv eine Fehleinschätzung. "
Fehleinschätzung oder nicht. Der Zugang zu den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen wird für ausländische Studierende wahrscheinlich schwieriger werden: besonders für Studierende aus Entwicklungsländern.