Das Herzzentrum der Klinik für Innere Medizin: Der Untersuchungsraum ist voll gestellt mit Technik. Dazwischen liegt die Patientin. Etliche Elektroden haften an ihrem Körper, darüber schwebt weiteres Gerät. Chefarzt Dr. Steffen Behrens wirft einen prüfenden Blick auf Patientin und Messdaten:
Frau Krienelke, wenn Sie möchten, können sie ihre Arme einen kleinen Moment auf den Brustkorb vorne legen. Wir sehen hier mehrere Monitore, und eine Röntgenröhre, die Röntgenröhre dient zur Durchleuchtung des Brustkorbs, und auf den Monitoren können wir jetzt gerade das Bild der linken Herzkranzarterie sehen, auf einem weiteren Monitor sehen wir das EKG, oder die Druckkurven...
So können die Internisten prüfen, ob Herzkranzadern verengt oder gar verschlossen sind. Dann droht ein Herzinfarkt, der Arzt muss schnell reagieren. Diese Erkenntnis kommt in Deutschland oft zu spät. Jedes Jahr bekommen etwa 280.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt. Etwa 160.000 Männer, aber nur 120.000 Frauen. Und insgesamt sterben jährlich 150 Tausend Betroffene an ihrem Infarkt.
Gleichwohl ist die Sterberate bei Frauen höher, dieses liegt an verschiedenen Gründen. Unter anderem daran, dass Frauen oftmals eher später den Notarztwagen rufen, also länger sich zuhause mit den Infarktsymptomen quälen, als Männer, ein zweiter Punkt ist, das Frauen bei einem Herzinfarkt häufiger als Männer untypische Beschwerden haben, dass sie also keine Schmerzen haben, sondern nur Übelkeit, nur Schweißausbruch, nur Luftnot, nur jeweils dabei in Anführungsstrichen, denn diese Beschwerden können gerade bei Frauen eben einen Herzinfarkt tatsächlich andeuten.
Wenn die Symptome nicht rechtzeitig gedeutet werden, hat das dramatische Folgen. Ein Herzinfarktpatient hat lediglich ein Zeitfenster von 6 bis 12 Stunden, in dem irreversible Schäden abgewendet werden können. Dann stirbt das Herzgewebe unwiderruflich ab. Das Berliner Herzregister hat die Daten von 4000 Infarktpatienten ausgewertet. Die Erkenntnisses decken sich mit andere Studien, beispielsweise bei 400 Tausend Probanden aus den USA. Dort sind Epidemiologen und Mediziner im Zusammenhang mit Östrogengaben für ältere Frauen stutzig geworden. Sie haben sich die Daten genauer angeschaut und ebenfalls signifikante Unterschiede in der Sterberate festgestellt. Dabei geht es nicht etwa um einen geringen Unterschied. Frauen werden nicht nur später ins Krankenhaus aufgenommen, auch dort ist der Verlauf ungünstiger. Die Leiterin der Datenzentrale des Berliner Herzinfarktregisters Dr. Birga Mayer:
Was fiel uns als erstes auf: dass die Frauen doppelt so häufig sterben im Krankenhaus wie die Männer. Und zwar nicht nur, weil sie im Schnitt 11 Jahre älter sind, wie wir gesehen haben. Da würde man ja gleich denken, keine Frage, klare Sache, die sind alle so alt, deshalb sterben sie häufiger. Nein, sondern in jedem einzelnen Altersjahr. Also die 50jährige Frau stirbt im Schnitt doppelt so häufig wie der 50jährige Mann im Krankenhaus und die 60jährige Frau und die 70jährige Frau, also es gibt diese doppelte Sterblichkeit.
Nun versuchen die Experten, die Ursachen abzuklären. Gesicherte Daten gibt es noch nicht, aber begründete Vermutungen. Danach sind mehrere Gründe verantwortlich: Die Gefäßwände von Frauen sind anders aufgebaut als diejenigen von Männern. Sie ziehen sie sich bei Verstopfungen mit verklumpendem Blut eher zusammen. Dazu laufen einige aktuelle Forschungen, vor allem auf dem Gebiet der Genetik.
Was häufiger bei den Frauen auftritt, ist die fehlende Schmerzsymptomatik, weil die häufiger Diabetikerin sind. Der Diabetes verändert ja Gefäße und auch den Einfluss auf Nerven, und somit verändert er auch Schmerzempfinden. Dass heißt die Diabetiker haben häufiger ein geringeres Schmerzempfinden. D. h. wenn jetzt per Zufall zusammen kommt: der Schmerz fehlt, dass EKG ist nicht eindeutig und die typischen Enzyme für einen Herzinfarkt wie Troponin sind noch nicht angestiegen, weil die brauchen auch einen Zeit, um anzusteigen, dann kann es schon sein, das insgesamt 12 Stunden vergehen, dann kann man auch nicht mehr viel Herzmuskelgewebe retten.
Auch die Psyche könnte den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Frauen geben sich in der Klinik schneller auf, so ein weiteres Fazit der Berliner Studie. Ein Grund dafür: sie sind häufiger alleinstehend. Und wenn sie einen Partner haben, erfahren sie von diesem nicht die gleiche Unterstützung wie im umgekehrten Fall, wenn der Mann mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt.
Es ist nicht etwa so, dass den Kliniken ein Fehler nachgewiesen werden könnte, betonen die Experten des Herzinfarktregisters. Aber durch mehr Sensibilität für die Symptome können gerade Frauen auch selbst einiges tun, um keine Zeit zu verschenken:
Möglichst schnell in die Krankenhäuser kommen, also das gilt für jeden, für die Frauen im Grunde genommen gewissermaßen noch mehr, und dass sie wirklich auch den Notarztwagen anrufen und nicht zum Hausarzt gehen, wir haben im Berliner Register immer noch 20 Prozent aller Berliner Herzinfarktpatienten, die kommen als Selbsteinweiser ins Krankenhaus. Die rufen gar keinen Arzt, sondern sie kommen wirklich zu 20 Prozent alleine angelaufen, ins Krankenhaus, mit ihrem Infarkt.
Diese Prozentsatz zeigt: der Informationsbedarf ist noch hoch, gerade Frauen sollten ihre Symptome ernster nehmen. Und im Zweifelsfall sofort die 112 anrufen.
Frau Krienelke, wenn Sie möchten, können sie ihre Arme einen kleinen Moment auf den Brustkorb vorne legen. Wir sehen hier mehrere Monitore, und eine Röntgenröhre, die Röntgenröhre dient zur Durchleuchtung des Brustkorbs, und auf den Monitoren können wir jetzt gerade das Bild der linken Herzkranzarterie sehen, auf einem weiteren Monitor sehen wir das EKG, oder die Druckkurven...
So können die Internisten prüfen, ob Herzkranzadern verengt oder gar verschlossen sind. Dann droht ein Herzinfarkt, der Arzt muss schnell reagieren. Diese Erkenntnis kommt in Deutschland oft zu spät. Jedes Jahr bekommen etwa 280.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt. Etwa 160.000 Männer, aber nur 120.000 Frauen. Und insgesamt sterben jährlich 150 Tausend Betroffene an ihrem Infarkt.
Gleichwohl ist die Sterberate bei Frauen höher, dieses liegt an verschiedenen Gründen. Unter anderem daran, dass Frauen oftmals eher später den Notarztwagen rufen, also länger sich zuhause mit den Infarktsymptomen quälen, als Männer, ein zweiter Punkt ist, das Frauen bei einem Herzinfarkt häufiger als Männer untypische Beschwerden haben, dass sie also keine Schmerzen haben, sondern nur Übelkeit, nur Schweißausbruch, nur Luftnot, nur jeweils dabei in Anführungsstrichen, denn diese Beschwerden können gerade bei Frauen eben einen Herzinfarkt tatsächlich andeuten.
Wenn die Symptome nicht rechtzeitig gedeutet werden, hat das dramatische Folgen. Ein Herzinfarktpatient hat lediglich ein Zeitfenster von 6 bis 12 Stunden, in dem irreversible Schäden abgewendet werden können. Dann stirbt das Herzgewebe unwiderruflich ab. Das Berliner Herzregister hat die Daten von 4000 Infarktpatienten ausgewertet. Die Erkenntnisses decken sich mit andere Studien, beispielsweise bei 400 Tausend Probanden aus den USA. Dort sind Epidemiologen und Mediziner im Zusammenhang mit Östrogengaben für ältere Frauen stutzig geworden. Sie haben sich die Daten genauer angeschaut und ebenfalls signifikante Unterschiede in der Sterberate festgestellt. Dabei geht es nicht etwa um einen geringen Unterschied. Frauen werden nicht nur später ins Krankenhaus aufgenommen, auch dort ist der Verlauf ungünstiger. Die Leiterin der Datenzentrale des Berliner Herzinfarktregisters Dr. Birga Mayer:
Was fiel uns als erstes auf: dass die Frauen doppelt so häufig sterben im Krankenhaus wie die Männer. Und zwar nicht nur, weil sie im Schnitt 11 Jahre älter sind, wie wir gesehen haben. Da würde man ja gleich denken, keine Frage, klare Sache, die sind alle so alt, deshalb sterben sie häufiger. Nein, sondern in jedem einzelnen Altersjahr. Also die 50jährige Frau stirbt im Schnitt doppelt so häufig wie der 50jährige Mann im Krankenhaus und die 60jährige Frau und die 70jährige Frau, also es gibt diese doppelte Sterblichkeit.
Nun versuchen die Experten, die Ursachen abzuklären. Gesicherte Daten gibt es noch nicht, aber begründete Vermutungen. Danach sind mehrere Gründe verantwortlich: Die Gefäßwände von Frauen sind anders aufgebaut als diejenigen von Männern. Sie ziehen sie sich bei Verstopfungen mit verklumpendem Blut eher zusammen. Dazu laufen einige aktuelle Forschungen, vor allem auf dem Gebiet der Genetik.
Was häufiger bei den Frauen auftritt, ist die fehlende Schmerzsymptomatik, weil die häufiger Diabetikerin sind. Der Diabetes verändert ja Gefäße und auch den Einfluss auf Nerven, und somit verändert er auch Schmerzempfinden. Dass heißt die Diabetiker haben häufiger ein geringeres Schmerzempfinden. D. h. wenn jetzt per Zufall zusammen kommt: der Schmerz fehlt, dass EKG ist nicht eindeutig und die typischen Enzyme für einen Herzinfarkt wie Troponin sind noch nicht angestiegen, weil die brauchen auch einen Zeit, um anzusteigen, dann kann es schon sein, das insgesamt 12 Stunden vergehen, dann kann man auch nicht mehr viel Herzmuskelgewebe retten.
Auch die Psyche könnte den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Frauen geben sich in der Klinik schneller auf, so ein weiteres Fazit der Berliner Studie. Ein Grund dafür: sie sind häufiger alleinstehend. Und wenn sie einen Partner haben, erfahren sie von diesem nicht die gleiche Unterstützung wie im umgekehrten Fall, wenn der Mann mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt.
Es ist nicht etwa so, dass den Kliniken ein Fehler nachgewiesen werden könnte, betonen die Experten des Herzinfarktregisters. Aber durch mehr Sensibilität für die Symptome können gerade Frauen auch selbst einiges tun, um keine Zeit zu verschenken:
Möglichst schnell in die Krankenhäuser kommen, also das gilt für jeden, für die Frauen im Grunde genommen gewissermaßen noch mehr, und dass sie wirklich auch den Notarztwagen anrufen und nicht zum Hausarzt gehen, wir haben im Berliner Register immer noch 20 Prozent aller Berliner Herzinfarktpatienten, die kommen als Selbsteinweiser ins Krankenhaus. Die rufen gar keinen Arzt, sondern sie kommen wirklich zu 20 Prozent alleine angelaufen, ins Krankenhaus, mit ihrem Infarkt.
Diese Prozentsatz zeigt: der Informationsbedarf ist noch hoch, gerade Frauen sollten ihre Symptome ernster nehmen. Und im Zweifelsfall sofort die 112 anrufen.