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Herzinfarktpatienten werden jünger

Morgen geht der Kongress der European society of cardiology, kurz ESC, in Wien zu Ende. Rund 25.000 Herzspezialisten aus aller Welt treffen hier zusammen um in mehr als 350 wissenschaftlichen Sitzungen aktuelle Trends und Forschungsergebnisse zu diskutieren. Der thematische Schwerpunkt liegt diesmal bei der Herzinsuffizienz, auch als Herzmuskelschwäche bezeichnet. Immerhin 14 Millionen Europäer sind betroffen. Doch auch der Kampf gegen das Rauchen ist - wenn wundert's- ein Hauptanliegen der Kardiologen.

Von Andreas Glantschnig | 04.09.2007
    " Herzinfarkte treten immer häufiger bei jüngeren Patienten auf, sprich bei unter 40-Jährigen. Rein die Erfahrung aus meiner Abteilung in den letzten fünf Jahren; Sie finden so gut wie keinen unter 40-Jährigen Herzinfarktpatienten, der nicht Rauchen als den wesentlichsten Risikofaktor hat. Hier spielt die Menge gar keine so große Rolle, wahrscheinlich eine gewisse erbliche Veranlagung, eine Schwäche im Gefäßsystem zu haben, plus ein oder zwei Risikofaktoren und schon kann man relativ früh dieses Problem erleiden."

    Prof. Kurt Huber, Kardiologe und ESC Präsident des Gastgeberlandes Österreich, fordert noch strengere Antirauchergesetze für ganz Europa. Dass diese sehr wohl einen positiven Effekt auf die Volksgesundheit hätten, untermauert er mit einer heute veröffentlichten Studie der Universität Dublin. Diese belegt, dass seit Einführung der restriktiven Rauchergesetze in Irland im Jahr 2004, die Zahl der Herzinfarkte um 14 Prozent zurückgegangen sei.

    Eine klassische Folge solcher Infarkte ist, in 50 Prozent der Fälle, die Herzinsuffizienz - Hauptthema des Kongresses in Wien. Hier werden auch aktuelle Therapierichtlinien besprochen, sagt Prof. Eckart Fleck, Sprecher der deutschen Kardiologischen Gesellschaft.

    " Neu ist, dass man mehr und mehr versteht, dass die Empfehlung, bei Herzinsuffizienz möglichst nur noch im Sessel zu sitzen und nichts mehr zu tun, auch nicht hinhaut, weil dadurch dann jede kleine Anstrengung schon zu einem verstärkten Energieverbrauch führt und das Herz, normalerweise nicht gut reguliert, auf eine solche Anstrengung reagiert, also zu schnell schlägt und auf die Weise so zu sagen sich stärker verbraucht, was eigentlich ganz ineffektiv ist."

    Neue Medikamente zur Behandlung der Herzinsuffizienz gibt es keine. Im Gegenteil, der Trend geht wieder zurück zu den seit vielen Jahren eingesetzten ACE Hemmern oder Betarezeptoren Blockern. Versuche mit Herzstimulierenden Präparaten hatten sich eher als kontraproduktiv herausgestellt.

    " Da ist es eher so, dass auch nach wie vor die neueren Studien immer wieder zeigen, dass Stimulation des Herzens zwar zunächst zu einer verbesserten Funktion führen mag, aber bei der Gelegenheit eben auch zu einer Verkürzung der Lebenszeit, was eigentlich nicht im Sinne des Unternehmens ist."

    Nahezu die Hälfte aller Todesfälle in Europa gehen auf Herz-Kreislauferkrankungen zurück. Die Koronare Herzkrankheit ist in Europa weiterhin führende Todesursache bei Männern über 45 Jahren sowie bei Frauen über 65 Jahren. Einer der Hauptrisikofaktoren ist der Bluthochdruck. Hier gibt es allerdings neue Präparate, die ganz zu Beginn jener Kaskade der Körpereigenen Substanzen, die den Blutdruck steuern, eingreifen.

    " Da gibt es Neuigkeiten, da gibt es Blocker für das Reninsystem, die Tatsächlich sehr wirksam sein können. Es wird sich zeigen müssen, ob sie nur in Kombination sinnvoll sind, oder ob diese Präparate möglicherweise so wirksam sind, dass sie alleine genommen, das Gleiche bewirken könnten, wie eine Mehrfachkombination."
    Generell sind die Kardiologen beim diesjährigen Kongress in Wien eher vorsichtig bei allzu positiven Prognosen oder gar Sensationsmeldungen

    " Nach dem, was sich in der Wissenschaft normalerweise entwickelt, gibt es den großen "Big Bang" extrem selten."