Eugen d'Alberts "Tiefland" ist eigentlich eine zu Recht vergessene Oper. Wer sie heute auf den Spielplan setzt, muss für eine besonders gute Aufführung sorgen. Denn: Auf der Bühne droht Pathos, im Orchestergraben Langeweile. Wenigstens musikalisch ist die Frankfurter Oper diesen Gefahren ausgewichen: Sebastian Weigle, der künftige Generalmusikdirektor des Hauses, dirigiert das Museumsorchester so differenziert es hier eben geht.
"Tiefland" wird immer wieder als einziger deutscher Beitrag zum Verismo bezeichnet, als Reaktion auf Puccini, Mascagni und Leoncavallo. Dafür allerdings fehlt es der Musik an genau jener Drastik, auf die sie eigentlich abzielt. Was hier herauszuholen ist, hat Weigle herausgeholt, und die Sänger dabei nicht vergessen.
Trotz italienischer Vorbilder und spanischen Kolorits ist "Tiefland" ein traditionelles Revier der Wagner-Stimmen: Hier können sich Siegfriede, Kundrys und Fliegende Holländer endlich mal richtig anschmachten. Frankfurt hat eine entsprechende Besetzung aus prominenten Rollendebütanten zusammenbekommen: John Treleaven als heldischer Hirt Pedro; Michaela Schuster als seine Frau Marta, lupenrein in ihrer chromatischen Arie; Lucio Gallo als Grundherr Sebastiano, der das Repertoire seiner Bariton-Bösewichte hier um ein besonders fieses Exemplar erweiterte. Nebenrollen waren luxuriös aus dem Ensemble besetzt, genannt sei Juanita Lascarro als Marthas Vertraute Nuri.
So etwas wie eine Inszenierung hat es an diesem Abend auch gegeben. Anselm Weber, im Hauptberuf Intendant des Schauspiels Essen, verlegte die Geschichte ins Katalonien der Gegenwart. Vor einer monumentalen Fototapete schleift Sebastiano Marta in Stöckelschuhen die Berge herauf, um sie Pedro zuzuführen. Wenn die etwas eintönige Ausstattung von Hermann Feuchter und Bettina Walter den Naturalismus der Vorlage entzaubern soll, so beglaubigt das die Personenführung des Regisseurs nicht. Sofern hier überhaupt von Personenführung die Rede sein kann - denn meist stehen die Sänger herum und wissen nicht, wohin mit sich und ihren Händen.
Nach dem Vorspiel vor Bergkulisse nimmt das Drama bis zum halbbitteren Ende seinen Lauf in einer naturalistischen Fabrikhalle. Sebastiano hat Pedro dort zum Mühlen-Unternehmer gemacht. Wenn es dem Mühlen-Besitzer gefällt, beleben auch schon mal ölige Bauchtänzerinnen den mehligen Firmenalltag. Dazu senkt sich eine rot leuchtende Mühle vom Schnürboden herab. Ist doch klar: Mühle plus Erotik gleich Moulin Rouge!
Weber will den politischen Fallstricken des Werks offenbar ausweichen, indem er sich auf das Beziehungsgeflecht der Personen konzentriert. Weil das nicht funktioniert, geht er der billigen Zivilisationskritik des Werks doch auf den Leim - und verwandelt sie folgerichtig in simple Kapitalismuskritik. Lassen sich so in Frankfurt die Herzen der Ackermänner rühren? Mehr als ein paar müde Buh-Rufe hatte das Publikum für diese Regie-Leistung nicht übrig. Ansonsten schien es, als sei Pedros und Martas Wunsch allgemein nachvollziehbar gewesen: Hinauf, hinauf in die Berge!
"Tiefland" wird immer wieder als einziger deutscher Beitrag zum Verismo bezeichnet, als Reaktion auf Puccini, Mascagni und Leoncavallo. Dafür allerdings fehlt es der Musik an genau jener Drastik, auf die sie eigentlich abzielt. Was hier herauszuholen ist, hat Weigle herausgeholt, und die Sänger dabei nicht vergessen.
Trotz italienischer Vorbilder und spanischen Kolorits ist "Tiefland" ein traditionelles Revier der Wagner-Stimmen: Hier können sich Siegfriede, Kundrys und Fliegende Holländer endlich mal richtig anschmachten. Frankfurt hat eine entsprechende Besetzung aus prominenten Rollendebütanten zusammenbekommen: John Treleaven als heldischer Hirt Pedro; Michaela Schuster als seine Frau Marta, lupenrein in ihrer chromatischen Arie; Lucio Gallo als Grundherr Sebastiano, der das Repertoire seiner Bariton-Bösewichte hier um ein besonders fieses Exemplar erweiterte. Nebenrollen waren luxuriös aus dem Ensemble besetzt, genannt sei Juanita Lascarro als Marthas Vertraute Nuri.
So etwas wie eine Inszenierung hat es an diesem Abend auch gegeben. Anselm Weber, im Hauptberuf Intendant des Schauspiels Essen, verlegte die Geschichte ins Katalonien der Gegenwart. Vor einer monumentalen Fototapete schleift Sebastiano Marta in Stöckelschuhen die Berge herauf, um sie Pedro zuzuführen. Wenn die etwas eintönige Ausstattung von Hermann Feuchter und Bettina Walter den Naturalismus der Vorlage entzaubern soll, so beglaubigt das die Personenführung des Regisseurs nicht. Sofern hier überhaupt von Personenführung die Rede sein kann - denn meist stehen die Sänger herum und wissen nicht, wohin mit sich und ihren Händen.
Nach dem Vorspiel vor Bergkulisse nimmt das Drama bis zum halbbitteren Ende seinen Lauf in einer naturalistischen Fabrikhalle. Sebastiano hat Pedro dort zum Mühlen-Unternehmer gemacht. Wenn es dem Mühlen-Besitzer gefällt, beleben auch schon mal ölige Bauchtänzerinnen den mehligen Firmenalltag. Dazu senkt sich eine rot leuchtende Mühle vom Schnürboden herab. Ist doch klar: Mühle plus Erotik gleich Moulin Rouge!
Weber will den politischen Fallstricken des Werks offenbar ausweichen, indem er sich auf das Beziehungsgeflecht der Personen konzentriert. Weil das nicht funktioniert, geht er der billigen Zivilisationskritik des Werks doch auf den Leim - und verwandelt sie folgerichtig in simple Kapitalismuskritik. Lassen sich so in Frankfurt die Herzen der Ackermänner rühren? Mehr als ein paar müde Buh-Rufe hatte das Publikum für diese Regie-Leistung nicht übrig. Ansonsten schien es, als sei Pedros und Martas Wunsch allgemein nachvollziehbar gewesen: Hinauf, hinauf in die Berge!