Das Bündnis "Recht auf gute Bildung für alle" ist sich einig: Das gegliederte Schulsystem ist selektiv, überholt und zu teuer. Doch anstatt es zu vereinfachen, wolle Schwarz-Grün die Aufspaltung der Gymnasien unter dem Etikett der Wahlfreiheit fortschreiben. Viele Gymnasien entschieden sich, G8 und G9 parallel anzubieten, beobachtet Hella Lopez als Chefin des Elternbundes Hessen. Das bedeutet:
"In Klasse 5 und 6 wird gemeinsam beschult. Und die Entscheidung für G8 oder G9 wird beim Übergang in Klasse 7 getroffen. Und dort haben Eltern überhaupt nichts mehr zu melden. Die Entscheidung trifft ganz allein die Schule."
GEW, Elternbund und Landesschülervertretung betrachten es als schweren Fehler, das Turboabitur G8 mit der verkürzten Mittelstufe beizubehalten, nur weil eine Minderheit von Eltern das wolle.
"In der Mittelstufe nimmt man dadurch die Durchlässigkeit für Realschüler komplett weg",
bemängelt Landesschulsprecher Armin Alizadeh. Mehr Chancengleichheit auch durch eine echte Ganztagsschule mit rhythmisiertem Unterricht fordert er gemeinsam mit dem Bündnis von linksorientierten Verbänden.
Doch genau darauf verzichte Schwarz-Grün. Die flächendeckende Nachmittagsbetreuung an Grundschulen sollen ab 14.30 Uhr die Kommunen finanzieren, die allerdings hätten dafür kein Geld, schimpft Elternbund-Chefin Lopez. Stolz ist Schwarz-Grün darauf, dass trotz Schülerrückgangs keine Lehrer-Stellen wegfallen. Doch das stehe unter Finanzierungsvorbehalt, warnt Jochen Nagel, Landesvorsitzender der GEW:
"Faktisch ist es so, dass schon im nächsten Schuljahr gesagt werden kann: Die Finanzen haben sich so entwickelt, leider können wir das nicht einhalten."
Mögen die hessischen Unternehmerverbände den schwarz-grünen Koalitionsvertrag auch loben für die Wahlfreiheit zwischen G-8 und G9 und die angestrebte größere Selbstständigkeit der Schulen – das Bündnis aus GEW, Eltern und Schülervertretern senkt den Daumen.