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Hightech im Hochvakuum

Die von Ardenne Anlagentechnik GmbH aus Dresden ist vielen Ostdeutschen ein Begriff. Manfred von Ardenne war ein genialer Erfinder, der für den Arbeiter- und Bauernstaat so wichtig war, dass er von Partei und Staat weitgehend in Ruhe gelassen wurde. Und auch nach der Wende waren der Name und das Know-how des Firmengründers klangvoll und fundiert genug, um das kleine Hightech-Unternehmen in die Marktwirtschaft überführen zu können.

Von Mirko Smiljanic | 25.05.2007
    Der Von Ardenne Anlagentechnik GmbH geht es wirtschaftlich gut. 360 Mitarbeiter beschäftigt das Dresdner Unternehmen, der Jahresumsatz lag 2006 bei 104 Millionen Euro, Tendenz steigend. Kein Wunder, mag da mancher denken, immerhin führt das Unternehmen den Namen eines ebenso genialen wie schillernden Erfinders: Manfred von Ardenne. 1907 kam er in Hamburg zur Welt, zog mit seiner Familie aber schon früh nach Berlin, wo ihn Privatlehrer unterrichteten. Sein Hauptinteresse galt den Naturwissenschaften, vor allem der Elektrophysik. Mit 16 Jahren meldete er sein erstes Patent an: Ein "Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie". Mit 22 Jahren gründete er seine erste Firma, die sich mit allen wichtigen elektrotechnischen Entwicklungen der damaligen Zeit beschäftigte.

    " Er hat in den 30er Jahren Pionierarbeit geleistet auf dem Gebiet des Fernsehens, beim Elektronenmikroskop, bei der Massenspektographie, bei der Isotopentechnik. Er war ein Mensch, der den aktuellen technischen Entwicklungen seiner Zeit sehr aufgeschlossenen gegenüberstand und auch sehr entschlussfreudig war,..."

    ... erzählt Peter Lenk, der als einer von zwei Geschäftsführern die Finanzen der von Ardenne GmbH verantwortet. Manfred von Ardenne hatte übrigens 1931 auf der Berliner Funkausstellung zum ersten Mal das Prinzip des Fernsehens demonstriert, bei dem das Bild nicht mehr mechanisch sondern mit einem Elektronenstrahl abgetastet wurde - Ein Pionier in jeder Hinsicht. 1928 gründete er schließlich in Berlin-Lichterfelde das "Forschungslaboratorium für Elektronenphysik", in dem er bis 1945 arbeitet. Nach dem Krieg wurde er mit anderen Wissenschaftlern nach Moskau gebracht und arbeitet dort am Kernenergieprogramm der Sowjet-Union.

    " Zehn Jahre später, mit den letzten deutschen Kriegsgefangenen, kam er nach Deutschland zurück, er hat sich für die DDR entschieden und hat sich das Privileg erstritten, ein privates Forschungsinstitut zu führen, das bis zur Wende Bestand hatte als absolute Singularität, nicht nur in Ostdeutschland sondern im ganzen Ostblock. Das Institut hatte im November 1989 fast 500 Mitarbeiter,... "

    ... die allerdings binnen weniger Monate weitgehend entlassen werden mussten. Übrig blieben drei Ausgründungen, von denen eine die jetzige Von Ardenne Anlagentechnik ist.

    " Und damit haben wir versucht unter den neuen Bedingungen gegen extrem starke Konkurrenz uns zu bewähren, das war am Anfang recht schwierig, weil wir über kein eigenes Vertriebsnetz verfügen, noch über entsprechende Referenzprojekte, wie wir in den alten Bundesländern vorzeigen konnten, aber so Schritt für Schritt haben wir diese schwere Zeit überwunden und ab 1995 sind noch zunehmend wieder erstarkt, ... "

    ... was auch mit einer geschickten unternehmerischen Ausrichtung zu tun hatte. Früh schon setzte der Dresdner Mittelständler auf Umweltschutz und Energietechnik. Robin Schild, Erster Geschäftsführer der Von Ardenne Anlagentechnik.

    " Die Von Ardenne Anlagentechnik beschäftigt sich mit dem Bau von Industrieanlagen zur Beschichtung im Vakuum, und hier vor allem die Beschichtung großer Substrate. Zum Beispiel Architekturglas, das in einer Größe von 3 x 6 Metern mit dünnen Schichtsystemen veredelt wird, die als Isolierglas im Bau eingesetzt wird und große Mengen Energie spart, weil es die Energie nicht raus lässt, dass Licht aber trotzdem rein."

    In den ersten Jahren nach der Wende musste sich die Von Ardenne Anlagentechnik zu einem großen Teil aus Fördermitteln finanzieren. Das hat sich geändert, heute steht die Firma weitgehend auf eigenen Füßen.

    " Heute ist es so, dass wir vielleicht noch zwei oder drei Prozent unserer Gesamtausgaben mit solchen Fördermitteln bestreiten, wir haben einen eigenen Stärke gewonnen, vor allem aber haben wir einen sehr starken Zufluss von Mitteln zur Finanzierung von Entwicklungsaufgaben von unseren Kunden, also projektbezogene Entwicklungsarbeiten, Entwicklungsarbeiten, die wir selber finanzieren, und in einem bestimmten Maßen bekommen wir auch weiterhin Zuschüsse vom Land Sachsen zur Förderung von F&E-Projekten, meist sind das dann Verbundprojekte, wo Fraunhofer-Institut eine Rolle spielen aber auch Industriepartner. "

    Die betriebswirtschaftliche Entwicklung des Dresdner Anlagenbauers ist übrigens nicht nur gut, sie ist glänzend. Robin Schild.

    " Wir hatten jetzt insbesondere zwischen dem Jahr 2005 und 2006 einen Umsatzsprung von 44 auf nun 104 Millionen Euro. In den Jahren davor war das Niveau so zwischen 40 und 60 Millionen, das war eine Phase der Konsolidierung, eine Phase, wo Investitionen durch Kunden nur sehr zögerlich getätigt wurden, dieser Knoten hat sich aufgelöst und ein wesentlicher Bestandteil ist dabei die Fotovoltaikindustrie, wo wir jetzt sehr stark aktiv sind."

    Das richtige Arbeitsfeld, gutes Knowhow und möglicherweise auch die Entscheidung, keine Börsenexperimente zu wagen: Die Von Ardenne Anlagentechnik ist ein 100prozentiges Familienunternehmen.