Archiv


Hightech im schicken Design

Vom 17. bis 19. Juni glich das Kölner Messegelände einer reinen Apple-Zone. Denn die Messe in der Rheinmetropole präsentierte alle Neuentwicklungen rund um die Alternative zu Intel, Microsoft und Co. Zwar wirkte die Schau unter dem Zeichen des Apfels mit rund 70 Ausstellern eher beschaulich, dennoch lieferte die MacExpo 2004 einen umfassenden Blick auf das Leistungsspektrum von Anwendungen und Rechner des US-Herstellers. Wie immer stand dabei auch das erlesene Design der Produkte im Vordergrund, das den Weg aus dem Nischenmarkt weisen soll.

Von Thomas Elbern |
    Dualprozessorsysteme mit 2, 5 Gigahertz Taktfrequenz , maximal acht Gigabyte Arbeitsspeicher und Wasserkühlung - was als Sensationsmeldung von Seiten der Apple Geschäftsführung auf der MacExpo 2004 als Topmodell der G5-Desktopcomputer deklariert wurde, war die längst überfällige Renovierung der Flagschiffe des einflussreichen Herstellers, der in den letzten Jahren mit der Einführung des Musik-Players iPod mehr Wirbel verursacht hat, als mit seinen Top Rechnermodellen. Apple zeigt seine große Stärke eher in der Umsetzung des "digitalen Lebens", des "Digital life" als Komplettlösung. Dazu David Andel von Mac-News.de:

    Apple hat mit dem iPod das erste Produkt dieser Kategorie geschaffen was Musik macht. Vorher war es der iMac, der Internet Computer mit dem Internet Hype, damals für Apple Verhältnisse wesentlich preiswert. Für mich ist Digital life die logische Antwort auf das, was uns jeden Tag ohnehin schon umgibt. Das fängt an beim Navigationssystem im Auto und hört auf dabei, dass sich mein Kühlschrank selbst die Milch nachbestellen kann. Apple ist einer der wenigen Anbieter, die sich Gedanken darüber machen, wie man all das, was einen auch zuhause im Wohnzimmer digital umgibt, zusammenbringen kann und das dann auch bedienbar macht.

    Apple setzt auf die totale Integration des Digital Life in das tägliche Leben des Users. Dass Musik da eine wichtige Rolle spielt, ist spätestens seit dem Erfolg des wohl populärsten MP3 Player iPod klar. Mit Air Port Express gibt es nun die drahtlose Übertragung der Musik vom Mac oder PC auf die heimische Stereoanlage. Das Zigarettenschachtel große Air Port Express wird an die Stereoanlage angeschlossen und empfängt die Audiodaten vom Rechner. Dabei sind gleich mehrere Stereoanlagen mit verschiedenen Air Port Express Stationen im Haus möglich. Vielleicht hört man sich die Musik an, die man sich vorher legal im iTunes Musicstore gekauft hat. Am Dienstag eröffnete Apple Chef Steve Jobs in London persönlich den Musicstore für England, Frankreich und Deutschland und läutet damit eine neue Ära im legalen Musik Download ein. Mit 99 Cent pro Titel und angeblich 700.000 abrufbaren Songs von namhaften Künstlern, tut sich hier eine Nische auf, die schon in den USA mit 85 Millionen verkauften Songs innerhalb eines Jahres auf große Resonanz stieß. Das scheint erst einmal in der deutschen Mac-Gemeinde nicht viel anders zu sein. Dirk Zurawski von Mac-User.DE :

    Dazu gibt es einfach nur zu sagen, dass es die beste Plattform ist, die auf dem deutschen Markt verfügbar ist. Ich habe eine halbe Stunde nach Eröffnung des Music Stores bereits das erste Album auf der Festplatte gehabt. Die Qualität kann man nicht ganz mit der einer CD vergleichen, aber wenn man den Anspruch hat, dass man die Musik hören möchte, aufs Auto übertragen will oder auf CD brennen - das ist kein Problem. Es ist die Einfachheit der Bedienung, man kann vorher reinhören, es ist optisch schön aufbereitetet und der Kaufvorgang ist günstig und sehr simpel gehalten.

    Bezahlt wird mit Master oder Visacard und gehört wird zum Beispiel auf dem iPod. Kein Wunder also, dass der für Mac und PC User gleichermaßen verfügbare Downloaddienst auch den Absatz der Mac-eigenen Player ankurbelt, denn auch hier stimmt die Integration zwischen Rechner und Endgerät im Punkt Einfachheit und Bedienkomfort und mit maximalen 40 Gigabyte hat der Player ein stattliches Speichervolumen. Der iPod hatte auf der Macexpo sogar seine eigene Lounge und viele Hersteller setzen mittlerweile mit Zusatzgeräten wie dem Voicerecorder oder der Integration in Kleinwagen als Stereoanlage auf den Trend mit dem schicken Player. Das täuscht schon fast darüber hinweg, dass sich bei der MacExpo um eine Computermesse handelt. Die Überraschung ist, dass alle Spitzen-Computerspiele von Erfolgstiteln wie Unreal Tornament bis hin zu Tomb Raider auch für die Macintosh Plattform verfügbar sind und auf aktuellen iMmac Modellen zum Testen bereit standen. Es scheint, dass die Marke Apple seit Einführung des neuen Betriebssystem OS X im Jahre 2001 wieder breitentauglicher geworden ist und sich wieder wesentlich PC-kompatibler gemacht hat, ohne auf die typische Mac User Oberfläche zu verzichten. Dazu Frank Steinhoff, Geschäftsführer von Apple Deutschland:

    OS 10 ist nichts anderes als Unix, Open Source, also Linux ist eigentlich auch drin - aber eben mit der klassischen Easy-to-use-Oberfläche von Apple. Das heißt, Sie werden eigentlich keine Systemabstürze mehr erleben. Es stürzt maximal das Programm ab, aber nicht der Rechner, weil eben Unix dahinter steckt. Wir haben Kunden die Unix nutzen wollen und die gehen halt tiefer ins System. Das können sie auch und arbeiten dann mit Unix oder mit Linux auf dem Apple. Und das ist ein Betriebssystem, von dem wir glauben, dass es jetzt die Zukunft für viele Jahre ist und das war wichtig, dass wir, was das Betriebssystem angeht, eine neue Ära einläuten.

    Mac Expo 2004, das war in kleinem und beschaulichem Rahmen die Computer Welt der Apple Freunde, wo sich Design, Innovation und Komplettlösungen nicht ausschliessen. Und auch wenn es kein Massenmarkt ist, so wird er stets Trends setzen:
    Steffen Rüth von Application Systems Heidelberg:

    Es wird immer ein Markt sein, der sicher unterhalb der zehn Prozent-Grenze weltweit liegt, was aber nicht das Problem ist, da Apple einen großen popkulturellen Einfluss hat, der deutlich darüber liegt. Wenn Apple einen iPod erfindet, dann ist das ein Jahr später der einzig relevante MP3 Player. Wenn Apple eine Benutzeroberfläche mit transparenten Effekten macht, die schönere Fenster hat und mit einer eleganten Workflowästhetik daherkommt, dann sieht ein halbes Jahr später jedes zweite PC Programm genauso aus.