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Hilfe für Obama?

Die niedrigen Zinsen bleiben, und auch das dritte Stimulusprogramm erfährt keine Änderungen, das hat die US-Notenbank gestern entschieden. Ihr Chef, Ben Bernanke, ist Republikaner, steht jedoch in letzter Zeit immer wieder in der Kritik, Wahlkampfhilfe für Präsident Barack Obama zu leisten.

Von Miriam Braun | 25.10.2012
    Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney lässt keinen Zweifel an seinen Worten. Er ist kein Fan von Ben Bernanke.

    Romney als Präsident würde jemand anderen für die nächste Amtsperiode nominieren, als den aktuellen Notenbank-Chef. Dessen Maßnahmen seien ineffizient und würden eine Inflation herbeiführen. Harte Worte, aber eigentlich die Standardkritik an der Notenbank-Politik. Die, so hört man dieser Tage oft, spiele Barack Obama zu. Erster Aufschwung sei sichtbar und würde den aktuellen Präsidenten besser aussehen lassen. Ein Reporter konfrontierte Ben Bernanke vor wenigen Wochen, er sei parteiisch:

    "Sie stehen in der Kritik, ihre Politik helfe der Wirtschaft und das unterstütze den Präsidenten."

    "Wir haben immer stark versucht überparteiisch zu bleiben und haben das auch geschafft. Wir fällen unsere Entscheidung einzig anhand der wirtschaftlichen Gegebenheiten und um diese zu fördern. Wir denken das bewahrt unsere Unabhängigkeit und das Vertrauen der Menschen."

    Der 58-Jährige Bernanke wurde im Oktober 2005 vom damaligen Präsidenten George W. Bush als Nachfolger von Alan Greenspan als Notenbankchef vorgeschlagen und am Anfang 2006 vom Kongress gewählt. Im August 2009 wurde Bernanke von Barack Obama für eine zweite Amtszeit nominiert und später vom Senat für weitere vier Jahre bestätigt.

    Es erscheint paradox, dass sich der Notenbank-Chef verantworten muss, weil eine Besserung der wirtschaftlichen Lage sichtbar ist. Kein anderer als Ökonom Glenn Hubbard, einer der Wirtschaftsberater von Mitt Romney erklärt:

    "”Die Notenbank hat starke regulierende Eingriffe getätigt und sich deswegen selbst politisiert. Das hat wahrscheinlich viele im Kongress verärgert. Aber unabhängig davon, sollte man der Fed für ihre Leistungen Anerkennung geben.""

    Auf dem Parkett der Wall Street wird gefrotzelt: Wären Kongress und Senat in Washington selbst handlungsfähiger, dann hätte auch nicht die Notenbank all die Arbeit machen müssen. Glenn Hubbard gilt als einer von Mitt Romneys Favoriten für den Chefsessel der Notenbank – er selbst ist jedoch Bernanke Befürworter.

    "”Ich werde Romney so beraten, dass er einen Notenbank-Chef wählt, der seine Prinzipien am besten erfüllt. Und ich werde auch vorschlagen, Ben Bernanke in Betracht zu ziehen.""

    Bis Anfang 2014 bleibt Ben Bernanke Notenbank-Chef, egal wer Präsident sein wird. Medienberichten zufolge ist es nicht unwahrscheinlich, dass er selbst auf eine Amtszeit darüber hinaus verzichten könnte.