Jeden Samstag arbeitet Joan - eine Medizinstudentin - in einem Charity Shop in Brighton - ein ehrenamtlich geführter Laden, der gespendete Waren verkauft: Kleider, Bücher, Topfpflanzen, Keramik.
Die Geber werden unerwünschte Sachen los. Die Käufer freuen sich über die Schnäppchen, und auch Joan, die ehrenamtliche Verkäuferin, ist zufrieden: Sämtliche Einnahmen fließen in ein örtliches Hospiz, das ohne die Gelder von der Schließung bedroht wäre.
Auch Jenny Fine, im benachbarten Kingston, hat ein gutes Gefühl: Die Rentnerin hat in ihrer Nachbarschaft 130 Pfund gesammelt, fürs örtliche Krankenhaus. Auch das steckt in finanziellen Nöten.
"Wenn wir genug zusammenbringen, können wir endlich einen Osteoporose-Scanner kaufen und vielleicht auch ein paar neue Betten."
Jennys Spendenaktion sei zwar löblich, sagt Heather Nicholas, ihre Freundin, aber eigentlich sei es doch Sache des Staates, öffentliche Krankenhäuser zu unterhalten.
"Das ist ein Skandal, schließlich bezahlen wir genug Steuern, um solche Leistungen zu finanzieren."
Altenpflege, Fürsorge, Sozialarbeit - karitative Privatinitiativen haben in Großbritannien eine lange Tradition. Viele der großen britischen Wohltätigkeitsorganisationen gehen auf viktorianische Zeiten zurück.
Sozialreformer aus privilegierteren Schichten sahen es als ihre Christenpflicht, notleidenden Menschen zu helfen. Der moderne Wohlfahrtsstaat entstand erst in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts - von der Überzeugung getragen, dass Sozialpolitik zu den Bürgerrechten zählt und deswegen auch mit staatlichen Geldern finanziert werden sollte. Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der britischen Charities weiter zu.
Heute gibt es in Großbritannien mindestens 185.000 karitative Organisationen. Die von der BBC mitgetragene alljährliche Spendeninitiative Comic Relief hat allein in diesem Jahr über 57 Millionen Pfund erwirtschaftet. Die Gelder fließen in Dutzende wohltätiger Projekte im In- und Ausland.
Doch der Charakter der Wohlfahrtsverbände hat sich geändert: In den 60er-Jahren entstanden politisch motivierte Organisationen wie die Umweltgruppe Greenpeace und Oxfam. In den 80er-Jahren tauchten die ersten professionellen Spendenbeschaffer auf, manche Spitzenpositionen sind inzwischen hochdotiert. Jill Kirby von der Expertenrunde "Centre for Policy Studies" bedauert die Entwicklung.
"Charities sind dazu da, sich ganz konkret in der Praxis zu engagieren: in einem Freizeitclub für benachteiligte Kinder, in einem Tierheim, im örtlichen Sportverein. Es ist nicht ihre Rolle, als politische Interessenlobbys aufzutreten."
Nur zwei Prozent der Mitarbeiter werden bezahlt, das ehrenamtliche Fußvolk spielt also weiterhin die entscheidende Rolle. Seit der Finanzkrise wollen allerdings auch immer mehr ehemalige Banker für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeiten. Bezahlt - oder ehrenamtlich, erzählt Amanda Falkner, eine Psychotherapeutin, die im Londoner Finanzviertel tätig ist. Oft hätten sie gute Absichten und wollten der Gesellschaft etwas zurückgeben - aber dennoch würden sie wohl zwangsläufig die traditioneller denkenden Mitarbeiter verdrängen, und Hilfsorganisationen womöglich denselben wettbewerbsorientierten Charakter aufdrücken, den sie schon aus ihrer Arbeit im Londoner Finanzviertel kannten.
Die Rezession bringt auch karitative Organisationen in Finanznöte, weil sie mehr denn je gefragt sind, aber weniger Spenden erhalten. Nun warnen Kritiker vor einem neuen Trend: Immer mehr Charities nehmen staatliche Zuschüsse an. Damit liefen sie Gefahr, ihre Unabhängigkeit zu verlieren und würden womöglich in soziale Aufgaben eingebunden, die im Grunde den öffentlichen Einrichtungen zukämen.
Die Geber werden unerwünschte Sachen los. Die Käufer freuen sich über die Schnäppchen, und auch Joan, die ehrenamtliche Verkäuferin, ist zufrieden: Sämtliche Einnahmen fließen in ein örtliches Hospiz, das ohne die Gelder von der Schließung bedroht wäre.
Auch Jenny Fine, im benachbarten Kingston, hat ein gutes Gefühl: Die Rentnerin hat in ihrer Nachbarschaft 130 Pfund gesammelt, fürs örtliche Krankenhaus. Auch das steckt in finanziellen Nöten.
"Wenn wir genug zusammenbringen, können wir endlich einen Osteoporose-Scanner kaufen und vielleicht auch ein paar neue Betten."
Jennys Spendenaktion sei zwar löblich, sagt Heather Nicholas, ihre Freundin, aber eigentlich sei es doch Sache des Staates, öffentliche Krankenhäuser zu unterhalten.
"Das ist ein Skandal, schließlich bezahlen wir genug Steuern, um solche Leistungen zu finanzieren."
Altenpflege, Fürsorge, Sozialarbeit - karitative Privatinitiativen haben in Großbritannien eine lange Tradition. Viele der großen britischen Wohltätigkeitsorganisationen gehen auf viktorianische Zeiten zurück.
Sozialreformer aus privilegierteren Schichten sahen es als ihre Christenpflicht, notleidenden Menschen zu helfen. Der moderne Wohlfahrtsstaat entstand erst in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts - von der Überzeugung getragen, dass Sozialpolitik zu den Bürgerrechten zählt und deswegen auch mit staatlichen Geldern finanziert werden sollte. Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der britischen Charities weiter zu.
Heute gibt es in Großbritannien mindestens 185.000 karitative Organisationen. Die von der BBC mitgetragene alljährliche Spendeninitiative Comic Relief hat allein in diesem Jahr über 57 Millionen Pfund erwirtschaftet. Die Gelder fließen in Dutzende wohltätiger Projekte im In- und Ausland.
Doch der Charakter der Wohlfahrtsverbände hat sich geändert: In den 60er-Jahren entstanden politisch motivierte Organisationen wie die Umweltgruppe Greenpeace und Oxfam. In den 80er-Jahren tauchten die ersten professionellen Spendenbeschaffer auf, manche Spitzenpositionen sind inzwischen hochdotiert. Jill Kirby von der Expertenrunde "Centre for Policy Studies" bedauert die Entwicklung.
"Charities sind dazu da, sich ganz konkret in der Praxis zu engagieren: in einem Freizeitclub für benachteiligte Kinder, in einem Tierheim, im örtlichen Sportverein. Es ist nicht ihre Rolle, als politische Interessenlobbys aufzutreten."
Nur zwei Prozent der Mitarbeiter werden bezahlt, das ehrenamtliche Fußvolk spielt also weiterhin die entscheidende Rolle. Seit der Finanzkrise wollen allerdings auch immer mehr ehemalige Banker für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeiten. Bezahlt - oder ehrenamtlich, erzählt Amanda Falkner, eine Psychotherapeutin, die im Londoner Finanzviertel tätig ist. Oft hätten sie gute Absichten und wollten der Gesellschaft etwas zurückgeben - aber dennoch würden sie wohl zwangsläufig die traditioneller denkenden Mitarbeiter verdrängen, und Hilfsorganisationen womöglich denselben wettbewerbsorientierten Charakter aufdrücken, den sie schon aus ihrer Arbeit im Londoner Finanzviertel kannten.
Die Rezession bringt auch karitative Organisationen in Finanznöte, weil sie mehr denn je gefragt sind, aber weniger Spenden erhalten. Nun warnen Kritiker vor einem neuen Trend: Immer mehr Charities nehmen staatliche Zuschüsse an. Damit liefen sie Gefahr, ihre Unabhängigkeit zu verlieren und würden womöglich in soziale Aufgaben eingebunden, die im Grunde den öffentlichen Einrichtungen zukämen.