Denken wir uns eine junge Frau, vielleicht 26 Jahre, Studentin an der Bochumer Ruhr-Uni. Nennen wir sie Sabine. Sabine hat ein Problem. Sie fühlt sich verfolgt von begehrlichen Blicken und Berührungen durch einen Prof. Nicht Irgendeinen, sondern den Mann, der ihre Abschlussarbeit benoten, sie mündlich prüfen und damit einen Meilenstein auf ihrem Berufsweg setzen wird. Sabine weiß nicht, wie sie sich jetzt verhalten soll und so wird sie nachts von Alpträumen gequält und kann sich tagsüber nicht mehr auf ihre Prüfungsvorbereitung konzentrieren. Ihre Freunde sehen ratlos in ihre dunkel umringten Augen und auf die abgemagerte Gestalt, die statt der normalerweise selbstbewusst getragenen knappen Klamotten inzwischen von Jeans und Schlabberpulli bedeckt wird. "Du schaffst das schon," sagen sie. "Es sind doch nur noch ein paar Wochen." Sabine kann sich allerdings nicht vorstellen, die Prüfung überhaupt anzutreten, geschweige denn, sie zu bestehen. Fälle wie dieser sind in der Krisenhilfe der Uni-eigenen Einrichtung OASE erschreckend häufig, erzählt Renate Heckmann:
Wir machen so ein erstes Gespräch und fangen die im Moment auf und vermitteln die dann weiter, in erster Linie natürlich an das Studienbüro und sagen, da gibt es diverse Psychologen, da können sie feste Termine machen oder eben auch an die Niedergelassenen in der Stadt, je nachdem, worum es geht.
Renate Heckmann, ist Sozialpädagogin mit einer therapeutischen Ausbildung und Leiterin des Selbsthilfe- und Kommunikationszentrums OASE, so der vollständige Name. Die OASE gibt es seit knapp 25 Jahren und fast genau so lange ist Renate Heckmann dort tätig. Die Probleme der Studierenden, so sagt sie, haben sich in der Zeit nicht verändert.
Die sind immer mit einem ganz bunten Strauß Themen gekommen. Von Problemen mit den Eltern, Beziehungsproblemen, Trennung, Studienproblemen, Prüfungsangst natürlich auch, krankheitsbezogene Themen. Also da gibt es eigentlich nicht so einen Verlauf.
Angstzustände, Depressionen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, im schlimmsten Fall Suizidgefahr, können Folgen solcher Probleme sein.
Wer nicht sofort seine Sorgen fremden Menschen anvertrauen möchte, bekommt in der OASE so genannte niederschwellige Angebote. Ein Bistro und Kurse, wie Meditation, Yoga oder auch Theater, die regelmäßig zu Semesterbeginn starten, dienen als Einstieg um Mitarbeiter und Angebote erst mal unverbindlich kennen zu lernen, wie OASE-Mitarbeiter Werner Schulte erklärt.
Man kann also jetzt in die OASE kommen und sagen och, ich bin nicht irgendwie bedürftig, sondern ich will mal einen Kaffee trinken, oder ich mal einen Yoga-Kurs, und sich auf diese Weise annähern an das eigentliche Angebot der OASE.
Die Räume des Hauses in Campusnähe stehen auch zahlreichen Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Anonyme Sexsüchtige treffen sich dort genauso, wie Spielsüchtige, Alkoholiker, Esssüchtige, Messies, Menschen mit Erfahrungen von Misshandlung oder mit Psychiatrie-Erfahrung. Letztere hat vor 13 Jahren Matthias Seibt ins Leben gerufen.
Ich hab damals Psychologie an der Ruhr-Universität studiert und hatte auch in der OASE eine Krisenhelfer-Ausbildung gemacht, war mit den Hauptamtlichen dort recht zufrieden und dann lag es auch nahe, dort die Selbsthilfegruppe zu machen.
Matthias Seibt ist selbst wegen einer vermeintlichen Psychose mit Medikamenten behandelt worden. So eine voreilige Behandlung kommt nach seinen Angaben ziemlich häufig vor, genau wie eine überflüssig hohe Dosierung von Psychopharmaka. Darüber wollte er mit seinen Leidensgenossen sprechen. In Spitzenzeiten saßen 18 Personen in seiner Selbsthilfegruppe.
Wir machen eine Vorstellungsrunde, wenn sich mindestens zwei Leute nicht kennen, dann sammeln wir Themen. (103) Das können allgemeine Themen sein, wie: was mache ich, wenn ich wieder verrückt werde. Oder: wie setze ich Psychopharmaka ab, oder ich hab die und die Probleme, zum Beispiel Schlappheit, Depression, Müdigkeit. Kann das von Psychopharmaka kommen. Es können aber auch ganz persönliche Probleme sein, wie: ich hab Schwierigkeiten auf der Arbeit, ich habe Probleme mit meinem Freund, meiner Freundin.
Matthias Seibt hat sein Studium mittlerweile abgeschlossen und arbeitet in der Telefonberatung des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener. Alle Selbsthilfegruppen stehen übrigens auch Menschen offen, die nicht zu Uni gehören. Etwa 250 Personen nehmen schätzungsweise jedes Jahr an ihnen teil, etwa 400 nutzen die Möglichkeiten der Einzelsprechstunden. In all den Jahren ihrer Tätigkeit haben die OASE-Mitarbeiter so manches Elend gesehen. Aber auch viele schöne Erfolge, wobei ein Beratungserfolg nicht identisch sein muss mit einem Studienerfolg. Manchmal, so Werner Schulte, liegt der Erfolg auch darin, einen Schlusspunkt zu setzen und einen Neuanfang zu wagen.
Ich habe schon Kärtchen bekommen oder auch Anrufe von Leuten, die in eine andere Stadt gegangen sind, denen es wichtig war, Bochum zu verlassen und woanders zu studieren und die dann kurz berichtet haben, och, ich hab es so vorgefunden, wie ich mir das vorgestellt habe, vielen Dank für ihre Unterstützung oder Bestärkung in dieser Sache und genau das ist dann in der Tat schön.
Das Rektorat der Uni Bochum lässt sich regelmäßig von den Krisenhelfern Bericht erstatten. Stellt sich heraus, dass überdurchschnittlich viele Ratsuchende aus einem bestimmten Fachbereich kommen, wird dort um schnellstmögliche Ursachenforschung und Abhilfe nachgesucht.
Wir machen so ein erstes Gespräch und fangen die im Moment auf und vermitteln die dann weiter, in erster Linie natürlich an das Studienbüro und sagen, da gibt es diverse Psychologen, da können sie feste Termine machen oder eben auch an die Niedergelassenen in der Stadt, je nachdem, worum es geht.
Renate Heckmann, ist Sozialpädagogin mit einer therapeutischen Ausbildung und Leiterin des Selbsthilfe- und Kommunikationszentrums OASE, so der vollständige Name. Die OASE gibt es seit knapp 25 Jahren und fast genau so lange ist Renate Heckmann dort tätig. Die Probleme der Studierenden, so sagt sie, haben sich in der Zeit nicht verändert.
Die sind immer mit einem ganz bunten Strauß Themen gekommen. Von Problemen mit den Eltern, Beziehungsproblemen, Trennung, Studienproblemen, Prüfungsangst natürlich auch, krankheitsbezogene Themen. Also da gibt es eigentlich nicht so einen Verlauf.
Angstzustände, Depressionen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, im schlimmsten Fall Suizidgefahr, können Folgen solcher Probleme sein.
Wer nicht sofort seine Sorgen fremden Menschen anvertrauen möchte, bekommt in der OASE so genannte niederschwellige Angebote. Ein Bistro und Kurse, wie Meditation, Yoga oder auch Theater, die regelmäßig zu Semesterbeginn starten, dienen als Einstieg um Mitarbeiter und Angebote erst mal unverbindlich kennen zu lernen, wie OASE-Mitarbeiter Werner Schulte erklärt.
Man kann also jetzt in die OASE kommen und sagen och, ich bin nicht irgendwie bedürftig, sondern ich will mal einen Kaffee trinken, oder ich mal einen Yoga-Kurs, und sich auf diese Weise annähern an das eigentliche Angebot der OASE.
Die Räume des Hauses in Campusnähe stehen auch zahlreichen Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Anonyme Sexsüchtige treffen sich dort genauso, wie Spielsüchtige, Alkoholiker, Esssüchtige, Messies, Menschen mit Erfahrungen von Misshandlung oder mit Psychiatrie-Erfahrung. Letztere hat vor 13 Jahren Matthias Seibt ins Leben gerufen.
Ich hab damals Psychologie an der Ruhr-Universität studiert und hatte auch in der OASE eine Krisenhelfer-Ausbildung gemacht, war mit den Hauptamtlichen dort recht zufrieden und dann lag es auch nahe, dort die Selbsthilfegruppe zu machen.
Matthias Seibt ist selbst wegen einer vermeintlichen Psychose mit Medikamenten behandelt worden. So eine voreilige Behandlung kommt nach seinen Angaben ziemlich häufig vor, genau wie eine überflüssig hohe Dosierung von Psychopharmaka. Darüber wollte er mit seinen Leidensgenossen sprechen. In Spitzenzeiten saßen 18 Personen in seiner Selbsthilfegruppe.
Wir machen eine Vorstellungsrunde, wenn sich mindestens zwei Leute nicht kennen, dann sammeln wir Themen. (103) Das können allgemeine Themen sein, wie: was mache ich, wenn ich wieder verrückt werde. Oder: wie setze ich Psychopharmaka ab, oder ich hab die und die Probleme, zum Beispiel Schlappheit, Depression, Müdigkeit. Kann das von Psychopharmaka kommen. Es können aber auch ganz persönliche Probleme sein, wie: ich hab Schwierigkeiten auf der Arbeit, ich habe Probleme mit meinem Freund, meiner Freundin.
Matthias Seibt hat sein Studium mittlerweile abgeschlossen und arbeitet in der Telefonberatung des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener. Alle Selbsthilfegruppen stehen übrigens auch Menschen offen, die nicht zu Uni gehören. Etwa 250 Personen nehmen schätzungsweise jedes Jahr an ihnen teil, etwa 400 nutzen die Möglichkeiten der Einzelsprechstunden. In all den Jahren ihrer Tätigkeit haben die OASE-Mitarbeiter so manches Elend gesehen. Aber auch viele schöne Erfolge, wobei ein Beratungserfolg nicht identisch sein muss mit einem Studienerfolg. Manchmal, so Werner Schulte, liegt der Erfolg auch darin, einen Schlusspunkt zu setzen und einen Neuanfang zu wagen.
Ich habe schon Kärtchen bekommen oder auch Anrufe von Leuten, die in eine andere Stadt gegangen sind, denen es wichtig war, Bochum zu verlassen und woanders zu studieren und die dann kurz berichtet haben, och, ich hab es so vorgefunden, wie ich mir das vorgestellt habe, vielen Dank für ihre Unterstützung oder Bestärkung in dieser Sache und genau das ist dann in der Tat schön.
Das Rektorat der Uni Bochum lässt sich regelmäßig von den Krisenhelfern Bericht erstatten. Stellt sich heraus, dass überdurchschnittlich viele Ratsuchende aus einem bestimmten Fachbereich kommen, wird dort um schnellstmögliche Ursachenforschung und Abhilfe nachgesucht.