Voll war es nicht, das Zeughauskino, als am Donnerstagnachmittag die erste Staffel dieser Propagandafilme lief, und es blieb unklar, was das Publikum zu sehen wünschte. "Schluss mit der Märchenstunde!" grummelte, als das Licht wieder anging, ein alter Hippie mit grauem Pferdeschwanz; ein anderer älterer Herr beschwerte sich lebhaft und lustig, dass der deutsche unter den fünf Filmen der schlechteste gewesen sei. Eine junge Frau brach demonstrativ in spöttisches Gelächter aus, als ein Film über Sardinien das Gift DDT dafür pries, dass es die Malaria auf der bitterarmen Insel ausrottete.
Die Filme entführten in eine ferne Zeit. Wie der Fluss Niger in Afrika durch einen Staudamm dazu gebracht wurde, seine ausgetrockneten Seitenarme wieder zu bewässern und damit große Flächen für die Landwirtschaft fruchtbar zu machen, das feierte der Film mit Bildern, die alten Hippies und kritischen jungen Frauen von heute missfallen müssen. Keine Scheu vor heroischen Maschinen, die Dschungel roden und Erdmassen verschieben: die Poesie strahlt nicht der Mammutbaum aus, wie er die Ebene grandios überragt, die Poesie eignet der Technologie, die den Baum fällt und die wirtschaftliche Kultivierung der Gegend erleichtert.
Marshallplan-Gelder erlaubten Frankreich, den Bau dieses Damms in seiner afrikanischen Kolonie zu vollenden. Marshallplan-Gelder erlaubten es Griechenland, den Kanal von Korinth wieder zu eröffnen, den die deutsche Wehrmacht am Ende des Krieges durch Sprengungen blockiert hatte; die freie Schifffahrt, erzählt der Film, ist für Griechenland lebenswichtig. Marshallplan-Gelder fördern den ökonomischen Austausch zwischen den skandinavischen Staaten Dänemark, Schweden, Norwegen, viel strömendes Wasser bekommt das Publikum zu sehen sowie große Schiffe, mit denen man in alle Welt gelangt, um Handel und Wandel zu beleben. Ländergrenzen und Zollschranken behindern die Marshallplan-Gelder in ihrer segensreichen Wirkung, erzählt ebenso launig wie verdruckst der deutsche Film. Er verliert kein Wort über den deutschen Krieg, der diesen Wiederaufbau nötig machte. Der Krieg hinterfängt die Filme aus Afrika, aus Sardinien, aus Griechenland, aus Skandinavien als dunkle Folie, von der sich die Poesie der neuen Arbeit, der neuen Industrie, des neuen Handels leuchtend abhebt. Diese Anstrengungen sind die wahrhaft heroischen, sagen die Filmbilder; statt der Kriegsanstrengungen.
Als Propaganda verfahren die Filme ungemein diskret. Dass andauernd Marshallplan-Gelder aus den USA im Spiel sind, rücken sie niemals unter Lobpreis dramatisch ins Zentrum. Niemals treten Amerikaner, womöglich in Uniform, als Helden auf; bei der Malaria-Vernichtung auf Sardinien sehen wir einen amerikanischen Wissenschaftler mitwirken, den Schnurrbart und Haarschnitt der Zeit gut erkennbar machen. Stets haben einheimische Teams die Filme realisiert.
Als amerikanisch imponiert - da lagen der missmutige Althippie und die kritische junge Frau ganz richtig - , wie die Filme Industrie und Handel, die Ökonomie als Träger des élan vital, des Willens zum Leben feiern. Und damit war die Operation Marshallplan - da hatte der Bundesaußenminister bei der Eröffnung ganz recht - mit außerordentlicher Weisheit und Weitsicht gesegnet.
Die Filme entführten in eine ferne Zeit. Wie der Fluss Niger in Afrika durch einen Staudamm dazu gebracht wurde, seine ausgetrockneten Seitenarme wieder zu bewässern und damit große Flächen für die Landwirtschaft fruchtbar zu machen, das feierte der Film mit Bildern, die alten Hippies und kritischen jungen Frauen von heute missfallen müssen. Keine Scheu vor heroischen Maschinen, die Dschungel roden und Erdmassen verschieben: die Poesie strahlt nicht der Mammutbaum aus, wie er die Ebene grandios überragt, die Poesie eignet der Technologie, die den Baum fällt und die wirtschaftliche Kultivierung der Gegend erleichtert.
Marshallplan-Gelder erlaubten Frankreich, den Bau dieses Damms in seiner afrikanischen Kolonie zu vollenden. Marshallplan-Gelder erlaubten es Griechenland, den Kanal von Korinth wieder zu eröffnen, den die deutsche Wehrmacht am Ende des Krieges durch Sprengungen blockiert hatte; die freie Schifffahrt, erzählt der Film, ist für Griechenland lebenswichtig. Marshallplan-Gelder fördern den ökonomischen Austausch zwischen den skandinavischen Staaten Dänemark, Schweden, Norwegen, viel strömendes Wasser bekommt das Publikum zu sehen sowie große Schiffe, mit denen man in alle Welt gelangt, um Handel und Wandel zu beleben. Ländergrenzen und Zollschranken behindern die Marshallplan-Gelder in ihrer segensreichen Wirkung, erzählt ebenso launig wie verdruckst der deutsche Film. Er verliert kein Wort über den deutschen Krieg, der diesen Wiederaufbau nötig machte. Der Krieg hinterfängt die Filme aus Afrika, aus Sardinien, aus Griechenland, aus Skandinavien als dunkle Folie, von der sich die Poesie der neuen Arbeit, der neuen Industrie, des neuen Handels leuchtend abhebt. Diese Anstrengungen sind die wahrhaft heroischen, sagen die Filmbilder; statt der Kriegsanstrengungen.
Als Propaganda verfahren die Filme ungemein diskret. Dass andauernd Marshallplan-Gelder aus den USA im Spiel sind, rücken sie niemals unter Lobpreis dramatisch ins Zentrum. Niemals treten Amerikaner, womöglich in Uniform, als Helden auf; bei der Malaria-Vernichtung auf Sardinien sehen wir einen amerikanischen Wissenschaftler mitwirken, den Schnurrbart und Haarschnitt der Zeit gut erkennbar machen. Stets haben einheimische Teams die Filme realisiert.
Als amerikanisch imponiert - da lagen der missmutige Althippie und die kritische junge Frau ganz richtig - , wie die Filme Industrie und Handel, die Ökonomie als Träger des élan vital, des Willens zum Leben feiern. Und damit war die Operation Marshallplan - da hatte der Bundesaußenminister bei der Eröffnung ganz recht - mit außerordentlicher Weisheit und Weitsicht gesegnet.