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Hilfe zur Selbsthilfe

Wer nach dem aktiven Berufsleben sein Wissen weitergeben möchte, kann das zum Beispiel mit Hilfe des Senior-Experten-Service tun. Der SES vermittelt solche Experten seit mehr als 20 Jahren ins In- und Ausland, und zwar als Fachkräfte für Ausbildung. Walter Zwick ist einer davon. Er war als Dozent für Landwirtschaft in Kambodscha.

Von Dorette Deutsch |
    "Das Projekt ist an mich herangetragen worden vom SES. Da kommt ein Exposé, und dann heißt es, wollen Sie das machen. Und dann fährt man hin mit Vorstellungen, die natürlich nicht immer der Realität entsprechen. Man bereitet sich vor durch das Befassen mit tropischen Kulturen. Aber man muss sich drüben von Tag zu Tag neu anpassen. Das ist die Kunst: dass man flexibel ist. "

    Wenn Walter Zwick, promovierter Landwirt, an seine letzte Tätigkeit für den Senior-Experten-Service in Kambodscha denkt, dann fallen ihm die riesigen Reisfelder, das tropische Klima, die wissbegierigen Studenten, aber ebenso die Aids-Waisen und die Spuren des zehn Jahre zurückliegenden Terrorregimes der Roten Khmer ein. Knapp zwölf Millionen Einwohner hat Kambodscha heute, fast zwei Millionen Menschen waren der Schreckensherrschaft Pol Pots zum Opfer gefallen. Heute hat sich Kambodscha Richtung Westen geöffnet und holt für seine landwirtschaftliche Entwicklung den Rat von Experten wie Walter Zwick ein. In einem mehrwöchigen Aufenthalt hat Walter Zwick an der "Don Bosco Technical School" in Pnom Penh Landwirtschaft unterrichtet. Walter Zwick:

    "Und jetzt haben wir begonnen mit einem Kurs in Landwirtschaft, wo wir Nährstoffe beschreiben, wo wir Saatgut und Saatmethoden beschreiben, auch mal einen Ausblick geben auf die Landwirtschaft außerhalb Kambodschas, dann Tränksysteme, Tierfütterung, Stallhaltung und auch das Schlachten von Schweinen. "

    Die Landwirtschaft – Reisanbau und Schweinezucht – ist eine der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren, ihre Entwicklung dringend notwendig für den Aufbau des Landes. Vierhundert Schüler werden an der Don Bosco Tecnical School unterrichtet, wo die Ausbildung der 15- bis 20-jährigen Studenten aus Theorie und praktischer Arbeit auf der Farm besteht. Auch vierzig einheimische Lehrer unterrichten hier.
    Walter Zwick:

    "Das eine ist eher eine Arbeitsanleitung, wo Geräte gezeigt werden, also einfache Handgeräte oder Hochdruckreiniger oder jetzt mit dem Schussapparat, das sind Dinge, die ich neu einführe, und das wird gut erklärt. Oder die Düngung - dass ich erkläre, was ich dort dünge, welche Nährstoffe da drin stecken in einem solchen Dünger, über die Qualität des Bodens: gute landwirtschaftliche Praxis könnte man das Ganze beschreiben. "

    Während seine Nachbarn im heimatlichen Speyer die Adventskerzen anzünden, bereitet sich Walter Zwick auf seinen nächsten Einsatz im Februar vor. Dann wird er auch den Schussapparat für Schweine mitbringen, den ihm ein befreundeter Metzger zur Verfügung gestellt hat.

    Inzwischen hat er kambodschanische Freunde und viele Kollegen, mit denen er ständig in Kontakt steht. Er beantwortet ihre Fachfragen und besorgt für sie einschlägige Literatur. In seiner Heimatstadt hält er vor Landwirten Vorträge über die Erfahrung im fremden Land.

    Vermittelt wurde Walter Zwick vom Senior-Experten-Service, der weltweit 6500 Fachleute – Landwirte, Stadtplaner, Bäcker – für Auslandstätigkeiten vermittelt. Die Ärztin Bettina Peters ist im Münchner Büro des SES ehrenamtlich für Öffentlichkeitsarbeit tätig:

    "Das ist die Philosophie des Senior-Eperten-Service. Wir bringen Wissen, wir bringen Erfahrung und bringen eben kein Geld und leben dort unter den gegebenen Bedingungen. Das hängt halt von unserem Einsatzprofil ab, was gefordert wird, wir suchen auch entsprechende Senioren, die sich dort auch persönlich einbringen. "

    Von zwei Wochen bis zu zwei Monaten dauert die Ratgebertätigkeit. Bezahlt werden der Flug und ein Taschengeld. Außer in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind die Berater des SES auch zunehmend in Deutschland tätig. Die gemeinnützige Organisation wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt. Für viele ist die Mitarbeit in der prestigeträchtigen Organisation auch ein Weg, das eigene Wissen nach dem Ausscheiden aus der beruflichen Tätigkeit sinnvoll weiterzugeben. Als eine der ersten Organisationen hat der Senior-Experten-Service die Erfahrung der Älteren als gesellschaftliche Ressource erkannt.
    Bettina Peters:

    "Jeder weiß ja, wann seine berufliche Täigkeit endet, wenn sie nicht abrupt durch Wirtschaftsumstände oder durch Krankheit endet, - weiß man das ja. Es gibt ja auch bei den Firmen bestimmte Refererate, die sagen, was macht ihr danach. Es ist nur so, die können nicht auf die Leute zugehen, die Leute müssen sich selbst Gedanken machen. Es ist nicht, wie sich häufig Leute melden und sagen, ich will mit meinen Händen dort was arbeiten. Die suchen wir nicht. Sondern wir suchen Leute, die schulen, die Erfahrung weitergeben, die etwas zurücklassen, das selbst leben kann. "

    Die Adresse:
    Senior-Experten-Service (SES)
    Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH
    Buschstr. 2
    53 112 Bonn
    Tel. 0228- 26090-0