Christian Schmitt, Professor für Sprachwissenschaften am Bonner romanistischen Seminar, gehört zu den Geisteswissenschaftlern, die sich aktiv um Drittmittel kümmern und dadurch auch Erfolg haben. Für sein Vorhaben, ein bislang fehlendes Lexikon der romanistischen Sprache herauszugeben, wurde er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Ein ziemlich komplizierter verwaltungstechnischer Vorgang.
Wir hatten sehr viel Papierkram, und es war manchmal belastend, was da alles gefordert wurde an Nachweisen, an Dokumenten, an Berichten, Zwischenberichten und so weiter.
Inzwischen ist das zehnbändige Lexikon fertig. Es gilt als das einzige sprachwissenschaftliche Kompendium, das sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, alle romanistischen Sprachen in einem Lexikon zu vereinen. Zwischen 1987 und 2001 flossen dafür jährlich etwa 75 000 Mark. Durch die Uni allein wäre dieses Vorhaben nicht zu finanzieren gewesen. Das Handbuch war bis zu diesem Zeitpunkt das einzige Projekt, das im Bonner romanistischen Seminar durch Drittmittel von der DFG gefördert wurde. Allerdings reichte das Geld nicht, um auch wissenschaftliche Mitarbeiter mit dem Projekt zu betrauen. Christian Schmitt erledigte mit seinen beiden Professorenkollegen alle Arbeiten selber, auch die organisatorischen.
Dafür sind wir hier einfach nicht genügend ausgestattet. Die Assistenten haben hier und da selbst einen Beitrag geleistet, der natürlich unter dem Namen der Assistenten erschienen ist, aber die Assistenten wurden hier mit diesen Arbeiten nicht belastet.
Anders sieht es beim Bonner Institut der Humangenetik aus. Fast 80 Prozent aller Projekte werden hier aus Drittmitteln finanziert, insgesamt fließen etwa zwei Millionen Euro. Genügend Geld, um ausreichend wissenschaftliche Mitarbeiter zu beschäftigen, die an den Projekten mitarbeiten. Von daher werden alle Forschungsvorhaben an diesem Institut im Team erarbeitet, erklärt Peter Propping, Direktor des Instituts:
Man ist häufig oder eigentlich immer auf den Dialog mit Kollegen angewiesen, mit Mitarbeitern aus unserem Institut. Es geht kein Antrag heraus, der nicht von einem oder auch mehreren Mitarbeitern vorher gegengelesen worden ist. Man muss sich ja darum bemühen, die Kritikpunkte, die ein Gutachter oder ein Forschungsförderer findet, möglichst vorher eliminiert zu haben.
Als Institutsleiter hilft Peter Propping anfangs seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern dabei, Drittmittel-Anträge zu formulieren. Die Budgetverwaltung liegt dann noch in der Verantwortung des Direktors. Wenn der Name des wissenschaftlichen Nachwuchses dann allmählich bekannter wird, dürfen auch die Assistenten als Mitantragssteller auf den Formularen erscheinen. Christian Kubisch arbeitet seit drei Jahren als wissenschaftlicher Assistent am Bonner Institut für Humangenetik. Allerdings genießt er eine besonders privilegierte Stellung, denn er hat im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen keine Drittmittelstelle inne, sondern ist direkter Angestellter der Universität. Dadurch kann er nach außen hin die Universität als Antragssteller vertreten.
Ich habe hier eine eigene Stelle, eine befristete Stelle, Beamter auf Lebenszeit, und ich habe die Laborplätze und die Räume zur Verfügung bekommen. Ich kann natürlich von den allgemeinen Einrichtungen des Instituts profitieren und diese nutzen, bloß für meine wissenschaftlichen Fragestellungen muss ich selber Anträge schreiben, muss ich das Geld besorgen. Das heißt, alle Mitarbeiter in meiner Arbeitsgruppe, alle Verbrauchsmittel für das, was dann tatsächlich an Forschung passiert, muss ich über Drittmittel besorgen.
Nicht jeder wissenschaftliche Mitarbeiter hat aber die Möglichkeit, so selbständig eigene Drittmittel zu verwalten. Anders sieht es zum Beispiel bei Jürgen Jacobs aus, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am verkehrswissenschaftlichen Institut der Universität Aachen eine Stelle hat, die aus Drittmitteln finanziert wird. Er kann aus formaljuristischen Gründen ohne seinen Chef keinen Antrag alleine stellen. Auch die Verwaltung des Budgets obliegt hier allein dem Institutsleiter. Jürgen Jacobs:
Offiziell geht das immer über den Lehrstuhlinhaber, weil der letztendlich dafür verantwortlich ist. Der kann zwar sagen, wer von uns Assistenten was machen soll, aber letztendlich ist ja auch für das Ergebnis der Lehrstuhlinhaber verantwortlich.
Bislang hat Jürgen Jacobs also keine Erfahrung damit, wie man Drittmittelgelder verwaltet. Dafür hat er neun Jahre lang wissenschaftlich an Forschungsvorhaben gearbeitet. Weil seine eigene Stelle mit Drittmitteln finanziert ist, musste er zusehen, immer neue Projekte anzustoßen, damit seine Stelle immer wieder verlängert werden konnte. Nun wird er in einem halben Jahr seinen Chef beerben und seine Professur bekommen. Erst dann wird er völlig selbständig Drittmittel beantragen und auch verwalten können. Autorin: Antje Allroggen