
"Manchmal war es sehr voll, dann mussten wir auf den Treppchen warten, bis wir an den Mars kamen oder an den Saturn – da standen wir, bis die Milchstraße frei war." Der Blick durch das mit 21 Metern bis heute längste Fernrohr der Welt ließ den Schriftsteller staunen. "So, jetzt sind die da vorn fertig. Wollen mal sehen: Ich seh' ja gar nichts – doch, da: Ah! Wie ne Erbse! Der Mars sieht aus wie 'ne Erbse." Kurt Tucholsky beeindruckten vor allem die kosmischen Weiten.
"Fünf Millionen Lichtjahre - Donnerwetter!"
"Das ist nun ganz weit weg, die wissen vielleicht gar nichts von uns. Komisch, was für ein winziges Wesen der Mensch eigentlich ist. Was hat der Astronom vorhin gesagt? Fünf Millionen Lichtjahre – Donnerwetter." Während dieser Abende belauschte Tucholsky viele Gespräche zwischen Publikum und Forschern, in denen es ums Universum und unser Leben darin ging – und um die riesigen Dimensionen, die ebenso faszinieren wie ängstigen. "Die entlaufenen Gläubigen", amüsierte sich Tucholsky, "reagieren ihre Reste an Religion auf den Sternwarten ab, begreifen für fünfzig Pfennig Entree den Kosmos und sind, unten angekommen, wieder im Vollbesitz ihrer irdischen Menschenwürde."
Kurt Tucholsky starb 1935 im Exil. Die von ihm besuchte Sternwarte in Treptow gibt es bis heute.