Archiv


Hindernisse für grenzüberschreitende Bankenfusionen

Kommentiert werden die Absicht der Pharmabranche, ihre Medikamentenstudien zu veröffentlichen, das stagnierende Privatkundengeschäft der deutschen Banken sowie die Hindernisse für grenzüberschreitende Bankenfusionen. Dieses Thema steht auch auf der Tagesordnung des zweitägigen informellen Treffens der EU-Finanzminister in Scheveningen. Von dem niederländischen Tagungsort bei Den Haag - so vermutet die - dürfte allerdings nicht der Startschuss fallen für die europäische Bankenkonsolidierung.

    "Während grenzüberschreitende Fusionen im Investment Banking Alltag sind, gibt es im Retail Banking Barrieren, die die Politik nicht aus dem Weg räumen kann. Sprachliche und kulturelle Unterschiede stellen natürliche Hindernisse dar. Hinzu kommen differierende Steuersysteme und Produktbesonderheiten wie die im Ausland vor Fälligkeit mögliche gebührenfreie Kredittilgung. Schließlich lassen sich Synergien zwischen den Filialnetzwerken zweier Länder kaum realisieren. Den Sprung ins Ausland wagt man zumeist nur wegen begrenzter Wachstumsmöglichkeiten im Heimatmarkt. Es ist gut, wenn die EU-Finanzminister die Rahmenbedingungen erleichtern wollen. Wunder sind von ihnen aber nicht zu erwarten."

    Der Vorstandschef der Postbank, Wulf von Schimmelmann, prophezeit schwierige Zeiten für die Branche und beklagt, dass die Margen im Privatkundengeschäft nicht mehr steigen. Auf dem angeblich hart umkämpften deutschen Bankenmarkt zahlt der Kunde im Durchschnitt 102 Euro jährlich für ein Girokonto, in Großbritannien dagegen nur knapp die Hälfte.

    "Wie lässt sich dieses Paradox erklären?" fragt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

    "Sollte der deutsche Bankkunde gar nicht so hart umkämpft sein, wie die Kreditwirtschaft glauben machen will? Es drängt sich der Eindruck auf, dass der Sparkassensektor und die Volks- und Raiffeisenbanken im Wettstreit um Konten als jeweils zwei große Blöcke auftreten, die sich untereinander und gegenseitig nicht sonderlich weh tun. In den hochkonzentrierten Märkten Niederlande und Belgien sind die Preise für Girokonten im übrigen auch auffallend niedrig. Vielleicht ist der Wettbewerb dort intensiver als anderswo."

    Die deutsche Pharmaindustrie will der Öffentlichkeit mehr Einblicke in ihre Medikamentenstudien ermöglichen. Bisher stehen die Daten nur der europäischen Zulassungsbehörde zur Verfügung. Der Vorstoß komme nicht ganz freiwillig, kommentiert die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND:

    "Vor allem in den USA stehen die Konzerne unter starkem Druck, ihre Testergebnisse zu veröffentlichen. Besonders wichtig ist, dass dies nicht nur für solche Studien gelten soll, die tatsächlich zu einer Zulassung geführt haben. Nun sind die Ärzte gefragt. Die Transparenz, von der sie künftig profitieren, sollten sie auch selbst zeigen.